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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0139

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbe.

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studirt und bereits im Jahre 1870 kunstgeschichtliche Vor-
lesungen an der Universität Basel gehalten, ohne seiner ärzt-
lichen Kunst untreu zu werden. Seitdem ist er in beständigem
Zusammenhang mit der kunstwissenschaftlichen Forschung
geblieben. Wir können es ganz besonders an den ver-
schiedenen Auflagen seines Führers durch Ober-Italien kon-
trolliren, in denen sich vielleicht am deutlichsten offenbart,
wie aufmerksam er den beiden Richtungen der modernen
Kunstforschung, der Maulwurfsarbeit und dem Ameisenfleiss,
wenn diese Vergleiche gestattet sind, gefolgt ist. Die starken
Wandlungen, die das Studium und die Kenntnis der italie-
nischen Bilder von Crowe und Cavalcaselle bis zu Morelli,
Frizzoni und Berenson durchgemacht haben, haben ihren
Widerschein in jeder Auflage gefunden, ohne dass Gsell-
Fels Partei genommen hat. Auch in dieser sechsten Auflage, in
der durch Kürzung der auf die Riviera bezüglichen Teile
die kunstgeschichtlichen und kunstkritischen Ausführungen
an Raum gewonnen haben und auch zum ersten Male das
Kunstgewerbe eingehender als bisher berücksichtigt worden
ist, hat der Verfasser einen völlig objektiven Standpunkt ein-
genommen. Er giebt fast immer neben den alten Bestim-
mungen die modernen, selbst fragwürdigen Umtaufen mit
den Namen ihrer Urheber an, und dadurch wird dem
reisenden Kunstforscher ein sehr grosser Dienst geleistet,
da er nicht mehr gezwungen ist, den dreibändigen Morelli
und andere Hilfsmittel mit sich zu schleppen. Auch die neuen
Ermittlungen über die dekorative Plastik in Ober-Italien, die
wir einigen italienischen I.okalforschern und den Deutschen
A. G. Meyer und M. G. Zimmermann verdanken, sind, so
weit sie etwas Sicheres zu Tage gebracht haben, berück-
sichtigt worden. Wir haben eine ganze Reihe von Stich-
proben gemacht, zu denen uns ein langjähriger Gebrauch der
verschiedenen Auflagen geführt hat, haben aber nichts gefunden,
was ernstlich zu bemängeln wäre. Dass der Verfasser z. B.
den mit Pastellfarben gezeichneten Christuskopf in der Brera
in Mailand ohne Fragezeichen als eine unbestrittene Arbeit
Leonardo's gelten lässt, wird man nach dem gegenwärtigen
Stande der Leonardoforschung kaum missbilligen können.
Die Erwerbung von Zeichnungen nach Köpfen des Abend-
mahls für das Museum in Strassburg, unter denen sich auch
der unter den Weimarer Kopien fehlende Christuskopf be-
findet, hat neuerdings für die Echtheit der viel umstrittenen
Mailänder Zeichnung eine neue Stütze beigebracht. Auch
bei den berühmten Freskobildern der beiden bewaffneten
Herolde am Onigo-Denkmal in San Niccolo in Treviso hat
Gsell-Fels an der alten Bestimmung auf Giovanni Bellini
festgehalten und nur in Parenthese die abweichende Meinung
Morelli's notirt, der hier für einen seiner Lieblingsmeister,
Jacopo de' Barbari, eintritt. Die Forschungen über diesen
Proteus sind noch lange nicht abgeschlossen; aber trotz
seiner Wandlungsfähigkeit glauben wir nicht, dass dieser im
Grunde doch immer etwas kleinliche und tiftelnde Künstler
jemals in seinem Leben einen Moment gehabt hat, wo ihm
solche Vollblutgestalten von grossem, monumentalem Wurfe
gelingen konnten. Dass das Material an Karten und Stadt-
plänen und dass die praktischen und wirtschaftlichen An-
gaben, wo es nötig war, gründlich verbessert worden sind,
versteht sich bei dem Zeitraum von sechs Jahren, der zwischen
der fünften und sechsten Auflage des Führers verstrichen
ist, von selbst. adolf rosenbero.

St. Rom. Zur Publikation der Fresken Pinturicchio's im
Appartamento Borgia, die schon im Repertorium für Kunst-
wissenschaft (XX. Band, 4. Heft) ausführlich besprochen
wurde, ist teilweise berichtigend zu bemerken, dass der Text
von Lrancesco Ehrle und Enrico Stevenson gemeinsam ver-

fasst ist, während die Tafeln nach photographischen Original-
aufnahmen in Phototypien von Danesi hergestellt worden
sind. Übrigens ist die erste Auflage des Prachtwerkes, das
nur in 100 Exemplaren ausgegeben wurde, bereits vergriffen
und nur der Text allein noch ohne die Tafeln im Buch-
handel zu haben. Eine zweite Auflage mit französischem
Text ist in Vorbereitung.

NEKROLOGE.

f Wien. — Im Alter von 41 Jahren ist der Porträt-
und Genremaler Hermann Beyfus gestorben. Er war ein
Schüler der Akademien in Wien und München. Mit Vor-
liebe stellte er Scenen aus dem Klosterleben dar, haupt-
sächlich aber wandte er sich dem Porträtfach zu. Er malte
zahlreiche Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft. Im Rat-
hause von Wien befindet sich sein treffliches Porträt des
Dichters Bauernfeld.

Bern. Am 4. Februar d. J. starb in Bern der weit über
die Grenzen seines Landes bestens bekannte Heraldiker
Christian Bühler. 1828 in Bern geboren als der Sohn eines
Kutschers, wurde er, wie Stauffer, zuerst Anstreicher. Nur
ein halbes Jahr verbrachte er auswärts, in München, dann
zwangen ihn seine zarte Konstitution und auch seine Kurz-
sichtigkeit zur Heimkehr und Aufgabe seines Berufes. So
wurde er Wappenmaler, und Bern mit seinen vielen alten
Patrizierfamilien, die auf ihre Wappen grosse Stücke hielten,
bot ihm reichliche Beschäftigung. Durch peinliche Genauig-
keit und eisernen Fleiss hat Bühler seine Kunst zu einer
hohen Blüte gebracht, was seine überaus zahlreichen und
vorzüglichen Arbeiten beweisen, die ihm ehrende Anerken-
nung von Seite der Fachgenossen des In- und Auslandes
brachten. So war Bühler Ehrenmitglied verschiedener heral-
discher Gesellschaften, z. B. von Berlin und Pisa. Bühler
war ein persönlicher Freund Scheffels, dessen Gast er auf
seiner Besitzung bei Radolfzell einige Zeit war.

f München. — Am 19. Februar starb der am 24. Januar
1839 in Raab (Ungarn) geborene Historienmaler und Pro-
fessor an der Akademie Alexander Liezen-Mayer.

PERSONALNACHRICHTEN.

f Berlin. — Anton von Werner hat vom Kaiser von
Österreich das Komthurkreuz des Franz Joseph-Ordens mit
dem Stern erhalten.

* „ * Dem Marinemaler Hans Bohrdt in Friedenau bei
Berlin und dem Landschaftsmaler Louis Douzettc in Barth
an der Ostsee ist das Prädikat „Professor" beigelegt worden.

** Der Maler Maximilian Schäfer in Berlin, Lehrer an
der Hochschule für die bildenden Künste und an der Kgl.
Kunstschule, hat den Professortitel erhalten.

WETTBEWERBE.

f Göttingen. — Zur Erlangung von Entwürfen zu einem
Monnmentalbrunncn vor dem Rathause ist unterden Künstlern
deutscher Reichsangehörigkeit ein Wettbewerb ausgeschrieben
worden. Die Entwürfe müssen bis zum 1. Juni d. J. beim
Magistrat in Göttingen eingereicht werden. Die drei Preise
betragen 600, 400 und 200 M. Kunstsachverständige Preis-
richter sind die Herren Bildhauer Prof. Dr. Hartzer und
Bildhauer Prof. Herter in Berlin, Architekt Prof. Stier in
Hannover, Geh. Baurat Murray und Stadtbaurat Gerber in
Göttingen, sowie der Bürgermeister der Stadt.
 
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