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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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263

Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

264

DENKMÄLER.

t Frankfurt a. O. — Von dem Comile~ für das Kaiser
Wilhelm-Denkmal ist die Ausführung eines Reiterstandbildes
mit einem Kostenaufwand von 60000 M. beschlossen wor-
den. Die Aufstellung soll auf dem Wilhelmsplatze statt-
finden. Zwischen den Berliner Bildhauern Unger und Stich-
ling soll hierzu eine engere Konkurrenz ausgeschrieben
werden.

f Auf Anregung des Dichters H. Allmers soll Karl dem
Grossen bei Rechtenflieth, wo er auf seinem Zuge gegen
das Land Hadeln die Weser überschritt, ein Denkmal er-
richtst werden. Es ist nach dem Entwurf des Prof. Hehl
als Kuppelbau gedacht, der mit einem vom Maler Küsthardt
in Hildesheim entworfenen Mosaikporträt des Kaisers Karl
geschmückt werden soll.

f In Elberfeld wird am 1. April das von Ludwig Rrunow
modellirte bronzene Standbild des Fürsten Bismarck enthüllt
werden.

f — In Philadelphia wird die Errichtung eines Jahn-
denkmals vorbereitet.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

f München. Die diesjährige Kunstausstellung wird wie-
derum von der Kunstgenossenschaft und Secession unter
Zulassung von Gruppen mit besonderer Jury veranstaltet
werden. Von der Erteilung von Medaillen ist abgesehen
worden.

Schweizer Landesmuseum. Die Eröffnung des schweizer
Landesmuseums istdefinitivauf den 25.Juni d.J. festgesetzt. Es
soll damit ein grossartiges Trachtenfest verbunden werden,
an dem sich sämtliche 22 Kantone beteiligen.

A. R. Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreun-
dinnen in Berlin hat am 1. Februar seine 16. Ausstellung
in der Kunstakademie eröffnet. Auch diese Veranstaltung
ist dem Zuge der Zeit gefolgt und in manchem Betracht
„modern" geworden. Das zeigt sich schon in dem Plakat,
das sogar in seiner mit dicken Konturen umrissenen Halb-
figur der modernsten Richtung huldigt, dann auch in dem
Druck und der sonstigen Ausstattung des Katalogs, in der
durchweg geschmackvollen Ausschmückung der Räume und
endlich auch in dem Inhalt der Ausstellung, die lange nicht
mehr so viele Dilettantenarbeiten zeigt wie früher und sogar
einen internationalen Anstrich hat. Wir treffen Henriette
Ronner, die Meisterin des Katzenbildes, und einige andere
Belgierinnen, Therese Schwartze mit einer meisterlichen Bild-
nisstudie nach einem jungen Manne, Sientje Mesdag van
Houten im Haag mit einer Abendlandschaft, Tina Blau in
Wien mit einer ihrer erquickenden Praterpartien, und sogar
zwei Französinnen: Maria Luisa de la Riva-Munoz mit
zwei farbensprühenden Frucht- und Blumenstücken und
Alix d'Anethan mit einem Bilde, das mehrere junge Mädchen
in antiker Gewandung in einem Garten vorführt — ganz in
der gedämpften, feierlichen Tonstimmung und in dem
archaisirenden Stile eines Puvis de Chavanncs gemalt. Eine
begabte englische Bildhauerin, Emma Cadwallader Guild,
ist seit einiger Zeit in Berlin thätig. In einigen sehr lebendigen
Porträtbüsten (Joachim, Thoma, Watts) zeigt sie sich als
Anhängerin der modernen Richtung, die sonst noch auf der
Ausstellung durch Dora Hitz, Anna Gerresheim, E. Schultze-
Naumburg und Olga von Boznanska (München) vertreten
wird. Über die bekannten Berliner Bildnis-, Landschafts-,
Stillleben- und Blumenmalerinnen ist nur so viel zu sagen,
dass sie sich meist auf achtungswerter Höhe zu erhalten
wissen. Sie alle überragt aber weit die geniale Frau Cornelia

Paczka-Wagner, die sechzehn Algraphien (nach Zeichnungen
auf Aluminiumplatten) und Originalradirungen ausgestellt
hat: Bildnisse, Phantasiefiguren, besonders aber Aktzeich-
nungen, die von einer für eine Dame staunenswerten Be-
herrschung des nackten menschlichen Körpers in Ruhe und
Bewegung zeugen. Auch die Bildnisradirungen von Char-
lotte Popert in Rom sind geistreich und lebendig und sehr
geschickt in der Nadelführung.

A. R. Bei Eduard Schulte in Berlin haben elf in- und
ausländische Künstler auf einmal Sammelausstellungen ihrer
neuesten Werke veranstaltet, die uns zunächst den tröstlichen
Beweis liefern, dass ein Stillstand in der künstlerischen Massen-
produktion unserer Zeit für die nächste Zukunft keineswegs
zu befürchten ist. Zu allen bewährten Künstlern wachsen
mit unheimlicher Schnelligkeit immer neue Talente heran,
die jenen an Fruchtbarkeit nichts nachgeben. Es scheint sogar,
dass ihnen die Jugend in der „Mühelosigkeit" des Schaffens,
die freilich oft genug an Sorglosigkeit streift, noch weit
über ist. Immerhin werden wenigstens zwei von den elf
Ausstellern von dem Vorwurf der Sorglosigkeit nicht ge-
troffen: C. W. Allers und Oscar Rex in Prag. Allers schon
darum nicht, weil er stets im Hinblick auf die Vervielfälti-
gung seiner Arbeiten durch den Lichtdruck zeichnet. Er
spekulirt dabei immer auf die Massenwirkung, und unter
einem Cyklus von dreissig und mehr Blättern thut er es
nicht. Der neue heisst: Bilder aus dem deutschen Jäger-
leben, und die Motive dazu hat er zumeist aus den bayeri-
schen Gebirgen, aus dem Allgäu und Umgebung geschöpft.
Es sind durchweg typische Figuren, Förster, Jäger von Beruf
und Dilettanten im Waidwerk, die sich zu jeder grossen
Jagd drängen, keineswegs aber Karikaturen im Stile der
„Fliegenden Blätter", sondern liebenswürdige, nette Menschen,
I die Allers mit seinem jovialen Humor, der niemand kränken
1 will, nach der Natur porträtirt hat — diesmal nicht bloss
mit Kreide und Bleistift, sondern auch halb und ganz mit
Rötel. Viel Phrase und Manier ist immer noch dabei;
aber etwas mehr in die Tiefe gegangen als sonst ist Allers
doch, und sein Humor scheint auch an Frische und Ur-
sprünglichkeit gewonnen zu haben. Seine Zeichnungen
gewähren im ganzen einen erquicklichen Anblick, unaus-
stehlich geziert und lackirt sind aber die neunzehn Ölbilder
von Oscar Rex, die uns Hauptmomente aus dem Leben
Napoleons I. in theatralischen Posen vorführen, die ver-
muten lassen, dass der Künstler seine historische Wissen-
schaft vornehmlich aus Sardou's „Madame Sans Gene" und
ähnlichen Machwerken geschöpft hat. Die Malerei ist offen-
bar für die Nachbildung durch Farbendruck, etwa in einem
Bilderbuch, berechnet, entzieht sich also der kunstkritischen
Beurteilung. Der Berliner Landschaftsmaler Eduard Fischer
ist zwar mit zwanzig Bildern — meist Partien vom Chiemsee
und Umgebung — erschienen, aber er singt schon seit
Jahren dieselbe Melodie von den stillen Wasserflächen mit
den sich darin spiegelnden Ufern und Häusern, mit dem
halb oder ganz bewölkten Himmel, der dem Künstler eine
ruhige, wohlabgemessene Lichtverteilung gestattet. Seine
Massenproduktion fängt schon an, sich bedenklich der Kunst-
industrie zu nähern. — Die Bilder und Aquarellskizzen aus
dem preussischen Jagdschloss Hubertusstock, d\e /uljan Falat
in Krakau, jetzt der bevorzugte Jagdmaler des Kaisers, mit
flüchtiger Hand hingeworfen hat, gehen so, wie sie hier aus-
gestellt worden sind, nicht über ein rein illustratives Interesse
hinaus. Eine neue, anscheinend noch frische Kraft tritt uns
in M. G. Wywiorski (Berlin) entgegen, einem Specialisten der
Winterlandschaft bei starrem, gefrorenem Schnee, der ein fein
und scharf organisirtes Auge für Lichtreflexe auf der weissen
 
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