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Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.
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dieser Aufgabe der Ausstellung ist ihren Veranstaltern ge-
glückt, da wir in der That einen Oberblick über die enorme
Thätigkeit erhalten, die namentlich von den illustrirten Zeit-
schriften verlangt wird. Wenn wir die grosse Zahl tüch-
tiger, zum Teil sogar weithin berühmter Künstler über-
blicken, die sich heute nicht zu gering dünken, ihre Kräfte
auch der Illustration dienstbar zu machen, so möchte man
glauben, dass das goldene Zeitalter der Volkskunst längst
angebrochen ist. Aber die leidige Konkurrenz der illustrir-
ten Zeitschriften und der Buchverleger lässt eine ruhige Ent-
wicklung nicht zu stände kommen, und wir dürfen uns
darum nicht wundern, dass neben sehr viel Gutem und Ge-
sundem auch an Auswüchsen und krankhaften Erscheinungen
kein Mangel ist. Der Verband hatte sich aber noch eine
andere Aufgabe gestellt. Er wollte in seiner Ausstellung
»ein wenn auch knappes und selbstverständlich lückenhaftes,
so doch klares und verständliches Bild der deutschen Illu-
strationskunst vom Mittelalter bis auf die Neuzeit" bieten.
Dies ist ihm aber auch nicht einmal in dieser bescheidenen
Begrenzung gelungen. Es hat offenbar an einem sachver-
ständigen Berater gefehlt, der mit den Hauptvertretern und
Bahnbrechern der Illustration genügend vertraut ist. Besser
wäre es gewesen, wenn die Unternehmer sich auf die neuere
Zeit beschränkt und hier noch mehr geboten hätten. — Die
Kunsthandlung von Amsler & Ruthardt hat eine Gesamt-
ausstellung der in den letzten Jahren entstandenen Original-
radirungen von Peter Halm veranstaltet, die ein erfreu-
liches Bild von der Thätigkeit dieses trefflichen Künstlers j
entrollt. In stetigem Zusammenhang mit der Natur und der
modernen Naturanschauung hält er doch an dem Grundsatz
fest, dass die Nadel die Hauptsache machen muss und dass
Ätzwasser und Druck daneben nur eine untergeordnete Rolle
zu spielen haben. Er weiss freilich die Radirnadel mit solchem
Geschick zu führen,dass er schon allein durch sie die höchsten
malerischen Feinheiten erzielt, die sich ebenso sehr in seinen
Bildnissen wie in seinen Landschaften und Barock- und
Rokokoarchitekturen enthüllen.
VERMISCHTES.
OO Aus Athen wird gemeldet, dass man mit der Be-
schaffung der zu der Ausbesserung des Parthenon erforder- j
liehen grossen Marmorblöcke aus den Pentelischen Brüchen
jetzt auf gutem Wege ist, so dass die Arbeiten am Gebäude
selbst wahrscheinlich innerhalb dieses Monats begonnen wer-
den können. — Ausgrabungen sind an vielen Stellen Griechen-
lands im Gange. Die griechische archäologische Gesell-
schaft setzt in Athen ihre Arbeiten am Olympieion und an
der Stoa des Attalos, wo kürzlich zwei Marmorköpfe zum
Vorschein gekommen sind, fort, und ist ausserhalb Athens
in Eleusis und in Lykosura (Arkadien) thätig. Die Amerikaner
graben in Alt-Korinth. Das neugegründete österreichische
archäologische Institut in Athen, für dieses Jahr unter der
Leitung des Herrn Dr. Reichel, unternimmt die Erforschung
eines Artemisheiligtums in Kalawryta in Achaja. Die eng-
lische Schule hat von der griechischen Regierung die Er-
laubnis erwirkt, Ausgrabungen auf der Insel Melos vor-
zunehmen.
* , * Von der Berliner Kunstakademie. Bei der Feier
des zweihundertjährigen Bestehens der Akademie ist von
Gönnern und Freunden der Anstalt ein Kapital von 30000 M.
gestiftet worden, dessen Annahme jetzt die erforderliche
königliche Genehmigung erhalten hat. Die Erträge des Kapi-
tals sollen für Ehrungen von Künstlern, ferner zu Repräsen- 1
tationsausgaben und auch zu Unterstützungen, für welche
im Etat der Akademie keine Mittel ausgeworfen sind, Ver-
wendung finden. Die Bestimmung darüber steht dem je-
weiligen Präsidenten zu. — Zur Erleichterung und Beschleu-
nigung der der Akademie obliegenden Arbeiten sind kürz-
lich mehrere Fachkommissionen gebildet worden, die nach
den Ausführungsbestimmungen des Ministers die Aufgabe
haben, die ihnen zur Erörterung übertragenen Angelegen-
heiten auf das Gründlichste zu prüfen und für die Beschluss-
fassung im Plenum des Senats vorzubereiten. Zur Beratung
allgemeiner Dinge bestimmt sind die Fachkommissionen für
allgemeine und Verwaltungsangelegenheiten, für das Aus-
stellungswesen und für die Verleihung von Auszeichnungen;
die drei anderen ständigen Ausschüsse werden mehr internen
Angelegenheiten, den Wahlen, den Unterstützungen und der
Bibliothek sich widmen. Bei der Zusammensetzung dieser
Kommissionen sind die Mitglieder beider Senatsabteilungen
(bildende Künste und Musik) berücksichtigt. Die Verwal-
tungsbeamten der Akademie, Präsident und ständiger Sekre-
tär, gehören allen Kommissionen an.
— Von den in Nr. 20. des vorigen Jahrganges der Kunst-
chronik angezeigten Kunstlerpostkarten, herausgegeben von
der Firma J. Velten in Karlsruhe, sind inzwischen drei Serien
erschienen, die sich der ersten Reihe würdig anschliessen;
zwei derselben behandeln noch den Schwarzwald und den
Oberrhein, die dritte München. Die seiner Zeit gerühmten
Vorzüge der Velten'schen Künstlerpostkarten: künstlerische
Vorlagen in Aquarell, schöne Ausführung und massigen
Preis haben auch die neuen Serien, so dass erwartet werden
kann, dass sie denselben Beifall finden werden wie die
erste Serie.
VOM KUNSTMARKT.
ffi Köln. — Im Laufe des Monats Mai kommt bei
J. M. Heberle die Sammlung des Konsul Carl Becker in
Frankfurt a. M. zur Versteigerung. Dieselbe war während
des Winters im Frankfurter Kunstgewerbemuseum ausgestellt.
Sie enthält einige hervorragende Gobelins des 15. Jahr-
hunderts, besonders gute frühe Elfenbeinwerke, bemerkens-
werte deutsche Goldschmiedearbeiten. Auch unter der
Menge der übrigen Kunstgegenstände in Glas, Email, Buchs,
Porzellan etc. sind beachtenswerte Stücke. — In demselben
Monat findet bei Heberle auch die Versteigerung der be-
kannten Waffensammlung Berthold aus Dresden statt.
t München. Am 25. und 26. April kommen bei Hugo
Helbing zahlreiche Antiquitäten, Kunstsachen und Ein-
richtungsgegenstände, besonders eine interessante Sammlung
antiker Gläser zur Versteigerung.
t Köln. Vom 25. bis 27. April wird bei J. M. Heberle
eine reichhaltige Sammlung von Gemälden alter und neuer
Meister 1353 Nummern) versteigert. Das interessanteste
Stück ist wohl Nr. 61. Das dreiteilige Altarbild eines köl-
nischen Meisters um 1410, aus dem Besitz der Freiherrlich
von Huene'schen Familie (vgl. Zeitschrift für christl. Kunst.
1895. Heft 11).
f Frankfurt a. M. Am 27. und 28. April werden bei
Rudolf Bangel Gemälde, Handzeichnungen und Aquarellen
moderner Künstler, eine China- und Japansammlung, sowie
verschiedene Kunstgegenstände aus dem Besitze des Herrn
Prof. Alois Mayer-München versteigert.
f Dresden. — Der 23. Kunst-Lagerkatalog von Franz
Meyer, Dresden, Seminarsträsse 13 ist kürzlich erschienen.
Derselbe enthält 1476 Radirungen, Kupferstiche und Holz-
schnitte älterer und neuerer Meister, 118 ältere Lithographien
und 100 originale Zeichnungen und Aquarellen neuerer
Künstler.
f Am 10. —14. Mai kommt bei H. G. Gutekunst in
Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.
364
dieser Aufgabe der Ausstellung ist ihren Veranstaltern ge-
glückt, da wir in der That einen Oberblick über die enorme
Thätigkeit erhalten, die namentlich von den illustrirten Zeit-
schriften verlangt wird. Wenn wir die grosse Zahl tüch-
tiger, zum Teil sogar weithin berühmter Künstler über-
blicken, die sich heute nicht zu gering dünken, ihre Kräfte
auch der Illustration dienstbar zu machen, so möchte man
glauben, dass das goldene Zeitalter der Volkskunst längst
angebrochen ist. Aber die leidige Konkurrenz der illustrir-
ten Zeitschriften und der Buchverleger lässt eine ruhige Ent-
wicklung nicht zu stände kommen, und wir dürfen uns
darum nicht wundern, dass neben sehr viel Gutem und Ge-
sundem auch an Auswüchsen und krankhaften Erscheinungen
kein Mangel ist. Der Verband hatte sich aber noch eine
andere Aufgabe gestellt. Er wollte in seiner Ausstellung
»ein wenn auch knappes und selbstverständlich lückenhaftes,
so doch klares und verständliches Bild der deutschen Illu-
strationskunst vom Mittelalter bis auf die Neuzeit" bieten.
Dies ist ihm aber auch nicht einmal in dieser bescheidenen
Begrenzung gelungen. Es hat offenbar an einem sachver-
ständigen Berater gefehlt, der mit den Hauptvertretern und
Bahnbrechern der Illustration genügend vertraut ist. Besser
wäre es gewesen, wenn die Unternehmer sich auf die neuere
Zeit beschränkt und hier noch mehr geboten hätten. — Die
Kunsthandlung von Amsler & Ruthardt hat eine Gesamt-
ausstellung der in den letzten Jahren entstandenen Original-
radirungen von Peter Halm veranstaltet, die ein erfreu-
liches Bild von der Thätigkeit dieses trefflichen Künstlers j
entrollt. In stetigem Zusammenhang mit der Natur und der
modernen Naturanschauung hält er doch an dem Grundsatz
fest, dass die Nadel die Hauptsache machen muss und dass
Ätzwasser und Druck daneben nur eine untergeordnete Rolle
zu spielen haben. Er weiss freilich die Radirnadel mit solchem
Geschick zu führen,dass er schon allein durch sie die höchsten
malerischen Feinheiten erzielt, die sich ebenso sehr in seinen
Bildnissen wie in seinen Landschaften und Barock- und
Rokokoarchitekturen enthüllen.
VERMISCHTES.
OO Aus Athen wird gemeldet, dass man mit der Be-
schaffung der zu der Ausbesserung des Parthenon erforder- j
liehen grossen Marmorblöcke aus den Pentelischen Brüchen
jetzt auf gutem Wege ist, so dass die Arbeiten am Gebäude
selbst wahrscheinlich innerhalb dieses Monats begonnen wer-
den können. — Ausgrabungen sind an vielen Stellen Griechen-
lands im Gange. Die griechische archäologische Gesell-
schaft setzt in Athen ihre Arbeiten am Olympieion und an
der Stoa des Attalos, wo kürzlich zwei Marmorköpfe zum
Vorschein gekommen sind, fort, und ist ausserhalb Athens
in Eleusis und in Lykosura (Arkadien) thätig. Die Amerikaner
graben in Alt-Korinth. Das neugegründete österreichische
archäologische Institut in Athen, für dieses Jahr unter der
Leitung des Herrn Dr. Reichel, unternimmt die Erforschung
eines Artemisheiligtums in Kalawryta in Achaja. Die eng-
lische Schule hat von der griechischen Regierung die Er-
laubnis erwirkt, Ausgrabungen auf der Insel Melos vor-
zunehmen.
* , * Von der Berliner Kunstakademie. Bei der Feier
des zweihundertjährigen Bestehens der Akademie ist von
Gönnern und Freunden der Anstalt ein Kapital von 30000 M.
gestiftet worden, dessen Annahme jetzt die erforderliche
königliche Genehmigung erhalten hat. Die Erträge des Kapi-
tals sollen für Ehrungen von Künstlern, ferner zu Repräsen- 1
tationsausgaben und auch zu Unterstützungen, für welche
im Etat der Akademie keine Mittel ausgeworfen sind, Ver-
wendung finden. Die Bestimmung darüber steht dem je-
weiligen Präsidenten zu. — Zur Erleichterung und Beschleu-
nigung der der Akademie obliegenden Arbeiten sind kürz-
lich mehrere Fachkommissionen gebildet worden, die nach
den Ausführungsbestimmungen des Ministers die Aufgabe
haben, die ihnen zur Erörterung übertragenen Angelegen-
heiten auf das Gründlichste zu prüfen und für die Beschluss-
fassung im Plenum des Senats vorzubereiten. Zur Beratung
allgemeiner Dinge bestimmt sind die Fachkommissionen für
allgemeine und Verwaltungsangelegenheiten, für das Aus-
stellungswesen und für die Verleihung von Auszeichnungen;
die drei anderen ständigen Ausschüsse werden mehr internen
Angelegenheiten, den Wahlen, den Unterstützungen und der
Bibliothek sich widmen. Bei der Zusammensetzung dieser
Kommissionen sind die Mitglieder beider Senatsabteilungen
(bildende Künste und Musik) berücksichtigt. Die Verwal-
tungsbeamten der Akademie, Präsident und ständiger Sekre-
tär, gehören allen Kommissionen an.
— Von den in Nr. 20. des vorigen Jahrganges der Kunst-
chronik angezeigten Kunstlerpostkarten, herausgegeben von
der Firma J. Velten in Karlsruhe, sind inzwischen drei Serien
erschienen, die sich der ersten Reihe würdig anschliessen;
zwei derselben behandeln noch den Schwarzwald und den
Oberrhein, die dritte München. Die seiner Zeit gerühmten
Vorzüge der Velten'schen Künstlerpostkarten: künstlerische
Vorlagen in Aquarell, schöne Ausführung und massigen
Preis haben auch die neuen Serien, so dass erwartet werden
kann, dass sie denselben Beifall finden werden wie die
erste Serie.
VOM KUNSTMARKT.
ffi Köln. — Im Laufe des Monats Mai kommt bei
J. M. Heberle die Sammlung des Konsul Carl Becker in
Frankfurt a. M. zur Versteigerung. Dieselbe war während
des Winters im Frankfurter Kunstgewerbemuseum ausgestellt.
Sie enthält einige hervorragende Gobelins des 15. Jahr-
hunderts, besonders gute frühe Elfenbeinwerke, bemerkens-
werte deutsche Goldschmiedearbeiten. Auch unter der
Menge der übrigen Kunstgegenstände in Glas, Email, Buchs,
Porzellan etc. sind beachtenswerte Stücke. — In demselben
Monat findet bei Heberle auch die Versteigerung der be-
kannten Waffensammlung Berthold aus Dresden statt.
t München. Am 25. und 26. April kommen bei Hugo
Helbing zahlreiche Antiquitäten, Kunstsachen und Ein-
richtungsgegenstände, besonders eine interessante Sammlung
antiker Gläser zur Versteigerung.
t Köln. Vom 25. bis 27. April wird bei J. M. Heberle
eine reichhaltige Sammlung von Gemälden alter und neuer
Meister 1353 Nummern) versteigert. Das interessanteste
Stück ist wohl Nr. 61. Das dreiteilige Altarbild eines köl-
nischen Meisters um 1410, aus dem Besitz der Freiherrlich
von Huene'schen Familie (vgl. Zeitschrift für christl. Kunst.
1895. Heft 11).
f Frankfurt a. M. Am 27. und 28. April werden bei
Rudolf Bangel Gemälde, Handzeichnungen und Aquarellen
moderner Künstler, eine China- und Japansammlung, sowie
verschiedene Kunstgegenstände aus dem Besitze des Herrn
Prof. Alois Mayer-München versteigert.
f Dresden. — Der 23. Kunst-Lagerkatalog von Franz
Meyer, Dresden, Seminarsträsse 13 ist kürzlich erschienen.
Derselbe enthält 1476 Radirungen, Kupferstiche und Holz-
schnitte älterer und neuerer Meister, 118 ältere Lithographien
und 100 originale Zeichnungen und Aquarellen neuerer
Künstler.
f Am 10. —14. Mai kommt bei H. G. Gutekunst in