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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0223

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Vermischtes. — Vom Kunstmarkt

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überwiegt die Neigung für die primitiven Meister des
15. Jahrhunderts und für alle dekorativen Künste im weitesten
Sinne des Wortes. Die ästhetische Wertschätzung ist in den
Hintergrund getreten. Man schätzt das Individuelle am
höchsten, auch wenn es sich noch so befangen giebt. Man
findet die Knospe reizvoller, als die zur edlen Pracht er-
schlossene Blüte. Alle Kunstsammler Berlins, die irgend
etwas Bedeutendes besitzen, sind den Werbern der Kunst-
geschichtlichen Gesellschaft bereitwillig entgegengekommen,
so dass dem Kunstfreund, der nicht in Berliner Privatsamm-
lungen Bescheid weiss, sehr viel Neues geboten wird, nament-
lich an kleinen Gemälden des 15. Jahrhunderts, an Klein-
bronzen und Plaketten, an Majoliken und Emailmalereien, an
Arbeiten aus Edelmetall, an Kunstmöbeln und Werken der
Textilkunst. Auf die Einzelheiten der Ausstellungen werden
wir in einem besonderen Artikel näher eingehen.

VERMISCHTES.

München. Franz Stuck's „Amazone" und de Rudder's
„Daphne" erwarb auf der Secessionsausstellung Herr Reichs-
rat von Buhl. *■ w-

f Über die Ausstellung Hamburger Künstler in der
Kunsthalle in Hamburg (vgl. Chronik Nr. 24) hat Professor
Alfred Lichtwark kürzlich einen fesselnden Vortrag gehalten,
den der Hamburger Kunstverein unter dem Titel „Ham-
burgische Kunst" im Druck herausgegeben hat.

© Zur weiteren Ausschmückung des Rcichstagsgelniudes
ist kürzlich an Stelle der früheren Reichstagsbaukommission
eine neue Kommission eingesetzt worden, die darauf halten
soll, dass dem Reichstage selbst ein grösserer Einfluss auf
die Gestaltung seines eigenen Heims gewährt werden wird.
Diese Kommission hat in ihrer Sitzung vom 2. Mai zunächst
die Beschlüsse der früheren Kommission wegen Anschaffung
von kunstgewerblichen Gegenständen bestätigt, dann aber
selber beschlossen, dass neue endgültige Bestellungen von
dem Erbauer P. Wallot nicht mehr gemacht werden dürfen,
sondern dass alle Modelle und Skizzen zuvor der Kommission
vorgelegt werden müssen, bevor Aufträge erteilt werden.
Anlass zu diesem Beschlüsse hat eine von Franz Stuck aus-
geführte Dekoration für die Decke im Foyer gegeben, die
den Beifall der Kommission nicht gefunden hat.

Wien. — Das österreichische Ministerium hat die
Herausgabe illustrierter Biographien von österreichischen
Künstlern des 18. und ig. Jahrhunderts angeregt. Eine
Reihe von Monographien in zwangloser Folge soll sowohl
Lebensbeschreibungen und Charakteristiken hervorragender
Meister als auch zusammenfassende Darstellungen von
Gruppen gleichzeitig lebender und gemeinsam wirkender
Künstler enthalten. Das Werk ist für das grössere Publikum
bestimmt und wird sich durch besondere Sorgfalt der Aus-
stattung auszeichnen. Die Schriftleitung des Gesamtunter-
nehmens hat der Professor für Kunstgeschichte an der Univer-
sität Wien Dr. F. Wickhoff übernommen. Im ersten Bande
wird Ludwig Hevesi das Leben des 1889 verstorbenen
österreichischen Genremalers August v. Pettenkofen schildern,
das insofern von ganz besonderer Eigenart ist, als in Petten-
kofen's künstlerischem Wirken sich drei ganz bestimmte Ab-
schnitte unterscheiden lassen, der des Schlachten- und
Soldatenmalers, des Schilderers von Ungarn und desjenigen
von Italien. v. G.

VOM KUNSTMARKT.

G. Paris. — Bei der Versteigerung Double, die am
20. April im Hotel Drouot stattgefunden hat, wurden unter

anderem für zwei Porträts von Terborch 16600 Frks., für ein
Stillleben von de Heem 3050 Frks., für ein Männerporträt
von de Keyser 11700 Frks., für ein diesem zugeschriebenes
5000 Frks., endlich für eine grosse Vase aus dem Jahre 1758
mit landschaftlichem Dekor von Gomcry 33350 Frks. bezahlt.

Paris. — Die grossen Versteigerungen folgen so rasch
aufeinander, dass nur über die wichtigsten und auch über
diese nur kurz berichtet werden kann. Bei der Versteigerung
Paul-Casimir Pc'ricr am 26. April im Hotel Drouot wurde
der „Platzregen" von Chintreuil mit 3750 Frks., die „Land-
schaft bei Fontainebleau im Regen" von Diaz mit 8000 Frks.,
drei minder bedeutende Bilder von demselben mit 4700,
3800, 2100 Frks., ein Porträt einer alten Dame von Ducreux
mit 4200 Frks. bezahlt; zwei Zeichnungen von Prudhon
(„Himmelfahrt Maria" und „Nymphe, von Amoretten ver-
folgt") erzielten 3050 und 2105 Frks. — Am 7. Mai erstand
der Graf de Moustiers bei einer kleinen Auktion im Hotel
Drouot ein Gemälde von Boucher „Amor als Vogelhändler"
für 11200 Frks. — Bei der Auktion M . . . am 9. Mai (Er-
gebnis 58160 Frks.) waren die wichtigsten Prdse: Nr. 17.
Ch. Jacque, Inneres einer Schäferei, 7500 Frks. — Nr. ig.
Roybct, Das Modell, 14000 Frks. — Nr. 23 und 26. Vol/on,
Zwei Blumenstücke, 2700 und 4950 Frks. — Nr. 28 und 29.
Zwei Landschaften von Ziem, 2700 und 3500 Frks. — Am
7. Mai hatten bei einer anderen Auktion vier venezianische
Landschaften des letzteren Meisters 5000, 4900, 2900 und
2500 Frks. eingebracht. — Die wichtigste Versteigerung der
letzten Wochen war die der Sammlung Paul Elidel bei
Georges Petit am 9., 10. und 11. Mai, einer Sammlung, die
Gemälde, Miniaturen, Waffen, Emaillen, Porzellane, Fayencen,
Goldschmiedearbeiten, Bronzen, Möbel, Spiegel, Gobelins,
ja selbst Kirchenfenster und Chorgestühle, kurz ein ganzes
kleines Kunstgewerbemuseum umfasste. Die 387 Nummern
des prachtvollen, von dem Sachverständigen Mannheim
herausgegebenen Kataloges brachte 323000 Frks. ein. Die
hauptsächlichsten Preise waren: Nr. 18. Mme. Guiard
(Schülerin von La Tour) „L'heure surprise", wundervolles
Pastell, 13200 Frks. — Nr. 30. Hyacinthe Rigaud, Porträt
des Chirurgen La Peyronie, des Leibarztes Ludwigs XV.,
7100 Frks. — Nr. 68. Grosser Gürtel in Goldschmiedearbeit,
2850 Frks. — Nr. 150. Wundervolles Spinett mit Malereien von
Gillot, 8200 Frks. — Nr. 232. Kronleuchter von Boulle in Gold-
bronze (Regentschaftszeit), 16200 Frks. — Nr. 257. Stutzuhr
von Michel Fortin, 5000 Frks. — Nr. 287. Kommode mit
Marquetteriearbeit in Rosenholz, Epoche Ludwigs XVI.,
10000 Frks. — Nr. 2S8. Kleiner Schreibtisch mit Furnieren
und Lackarbeit, 13000 Frks. — Nr. 326. Spanischer Stuhl
aus dem 15. Jahrhundert mit Marquetterie, 1700 Frks. —
Nr. 330. Chorgestühl mit drei Sitzen, burgundische Schule
des 16. Jahrhunderts, 14000 Frks. — Nr. 331. Geschnitzter
Stuhl, spanische Schule des 16. Jahrhunderts, 2050 Frks. —
Nr. 364. Kostüm eines jungen Mädchens in weisser Seide
mit gestickter Blume, 5250 Frks. G.

Paris. — Am 13. Mai wurde im Hotel Drouot die
Sammlung Degeuser versteigert. Die 55 zum grössten Teile
der holländischen und vlämischen Schule angehörigen Ge-
mälde erzielten 154180 Frks. Die Hauptpreise waren: Nr. 2.
Boilly, „Der Geburtstag der Grossmutter", 9000 Frks. —
Nr. 11. de Troy, Porträt des Barons von Longepierre, 6000 Frks.
— Nr. 15. van Dyck, „Die mystische Vermählung der hei-
ligen Katharina", 13500 Frks. — Nr. 21. Hondekoeter, Vögel
in einem Parke, 7000 Frks. — Nr. 24. Loutherbourg, „Die
Einschiffung", 8200 Frks. — Nr. 26. van Musschcr, „Dame
mit dem Papagei", 2450 Frks. — Nr. 28. G. Netscher, Por-
trät einer vornehmen Dame, 2550 Frks. — Nr. 31—34. Land-
 
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