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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Sammlungen und Ausstellungen.

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Spencer und Derby, Lord Wantage, Sir Charles Turner, Mr.
Jonides, Mr. Cartwright gehören zu den Ausstellern. Des-
gleichen die grossen Pariser Sammler: Rudolph Kann, Leon
Bonnat, Mad. Andre, Jules Porges, Adolphe Schloss, sowie
der Kunsthändler Durand Ruel. Aus Deutschland ist vor
allem der Grossherzog von Sachsen-Weimar mit seinem
herrlichen Selbstporträt des Künstlers zu nennen, sodann der
Fürst von Liechtenstein mit der Toilette der Judenbraut und
die Herren Freiherr Albert von Oppenheim in Köln und
Professor Martius in Bonn, aus Belgien der Graf Cavens in
Brüssel mit der Skizze „Christus am Kreuze" aus der Samm-
lung Wilson. Im ganzen sind bereits mehr als vierzig Ge-
mälde zugesagt. Ausserdem werden Handzeichnungen des
Meisters ausgestellt werden, wozu die Beiträge der beiden
grossen Sammler Adolph von Beckerath in Berlin und J. P.
Heseltine in London wohl den Hauptstock liefern werden.
Die Ausstellung findet vom 8. September bis 31. Oktober
im neuen städtischen Museum zu Amsterdam statt. An-
meldungen nimmt der Sekretär der Kommission Herr C. G.
't Hoofn jr., Direktor des Museums Fodor, sowie Dr. C.
Hofstede de Groot, Falckstrasse 33, Amsterdam entgegen.
Ehrenmitglieder sind für Deutschland Geh. Reg.-Rat Dr. W.
Bode in Berlin, für Frankreich Ritter A. de Stuers, hollän-
discher Gesandter in Paris und für England Lord Reay
und Baron Donald Mackay in London.

ffi Leipzig. — In der Akademie der bildenden Künste
ist eine Holzschnittausstellutig eröffnet worden, die bis
12. Juni dauert und die hervorragenderen deutschen Arbeiten
des reproduzierenden Schnittes seit den siebziger Jahren ver-
einigt. Die Ausstellung ist gut beschickt, auch einige farbige
Arbeiten von Paar und E. Hofmann fehlen nicht, von ori-
ginalen Arbeiten hat Hoberg sehr bemerkenswertes ausge-
gestellt.

Leipzig. — Im Kunstgewerbemuseum hat der Centrai-
verein für das Buchgewerbe eine grosse Ausstellung von
Ansichtspostkarten veranstaltet, die viel Besucher anlockt,
wiewohl die künstlerischen Karten nur eine ganz geringe
Minderheit unter den 12000 Nummern bilden.

H. A. L. In der April- und Maiausstellung der Emst
Arnold'sehen Hofliunsthandlung'm Dresden dürfte die Samm-
lung von etwa hundert der herrlichsten Gläser von Louis
C. Tiffany in New-York als die interessanteste Erscheinung
zu betrachten sein. Sie übertreffen die bekannten Ziergläser
von Köpping und Galle' nicht nur durch die Mannigfaltig-
keit und Originalität der Form, sondern vor allem durch den
Reichtum an farbigen Nuancen, die auf dem höchsten
Raffinement im Geschmack und in der technischen Aus-
führung beruhen. Dabei vermeidet der Künstler jede Wieder-
holung, so dass jedes Stück, das aus seiner Hand hervorgeht,
von den anderen verschieden ist. Neben diesen Tiffany-
Gläsern interessieren eine lange Reihe von meist kleineren
Bildhauerarbeiten, die nicht nur von bekannteren deutschen
Meistern wie von Adolf Hildebrand, Martin Schauss, August
Hudler, Echtermeyer, sondern auch von den ersten Vertretern
der belgischen Plastik herrühren. Wir begegnen hier zum
Teil denselben Künstlern, die in der vorjährigen Dresdener
internationalen Ausstellung Aufsehen erregt haben, z. B. Jef
Lambeaux,Charles Samuel, Charles van der Stappen; zu ihnen
gesellen sich aber auch mehrere in Deutschland noch kaum
bekannte Künstler, wie Thomas Vincotte, der eine Meduse aus
Elfenbein und Silber vorführt, Robert Franges, unter dessen
Arbeiten der äusserst charakteristische Kopf des Heiligen
Dominicus auffällt, und Fritz Zadow, dessen Fischerjungen
wir hervorheben wollen. Ausserdem sind wiederum eine
Anzahl Proben des mehr und mehr sich bei uns einbürgern-

den Kopenhagener Porzellans, die wir allerdings nur teilweise
schön finden, und prachtvolle Teppiche, sowie Beleuchtungs-
körper der verschiedensten Art von Otto Eckmann in Berlin
zu sehen.

H. A. L. Dresden hat vor kurzem einen neuen, dritten
Kunstsalon erhalten, der neben dem Ernst Arnold'schen und
dem Wollframm'schen dazu bestimmt ist, das Dresdener
Publikum mit den Erzeugnissen der modernen Kunst be-
kannt zu machen. Er ist in den Parterrezimmern des Euro-
päischen Hofes untergebracht und steht mit dem Winter-
garten dieses an der Pragerstrasse gelegenen Hotels in Ver-
bindung. Der Unternehmer ist der Kunsthändler Hermann
Holst, der gegenwärtige Inhaber der Emil Richter' sehen Kunst-
handlung, die am 1. Mai das Jubiläum ihres fünfzigjährigen
Bestehens gefeiert hat. So viel sich jetzt erkennen lässt,
scheint die Absicht zu bestehen, in dem neuen Salon der
jüngeren Dresdener Kunst eine besondere Pflege zu teil
werden zu lassen. Wenigstens waren die Mitglieder der
Dresdener Secession in der ersten Ausstellung des Salons
zahlreich vertreten, leider jedoch zum grossen Teil nur mit
Bildern, die schon längere Zeit bekannt sind. Ausserdem
hatte Gotthard Ruehl ein Interieur aus dem Oberhofmarschall-
amt beigesteuert und eine Reihe Dresdener Strassenbilder,
die mit der an dem Künstler bekannten Virtuosität gemalt
sind, die aber, weil sie sich immer in den alten Bahnen be-
wegen, kaum noch sonderlich auffallen. Wesentlich zur
angenehmen Abwechslung dient die Ausstattung der Salons
mit Galle'sehen Kunstgläsern, deren Einführung in Dresden
Herrn Holst zu verdanken ist, und die Schmückung mit
anderen Erzeugnissen des modernen Kunstgewerbes, wodurch
der Eindruck des Behaglichen und Wohnlichen, den die
Räume des neuen Salons überhaupt machen, nur ver-
stärkt wird.

A. R. Berlin.—Die Ausstellung vonRunstwerken des Mittel-
alters und der Neuzeit, die dritte in der Reihe der von der
Runstgeschichtlichen Gesellschaft veranstalteten, ist am ig. Mai
in Berlin eröffnet worden. Die Anordnung und Aufstellung der
Kunstwerke bot sich den zur Eröffnung geladenen Besuchern
in doppeltem Sinne vollendet dar. Fertig und zugleich
vollendet in allen Teilen, wo Geschmack im Arrangement
die Wirkung der einzelnen Kunstwerke, namentlich der an
den Wänden hängenden Gemälde, Reliefs, Gobelins u. s. w.,
der auf Konsolen oder Postamenten vor den mit dunkel-
rotem Stoff bekleideten Wänden aufgestellten Bildwerke er-
höhen kann. Leider waren die Leiter der Ausstellung trotz
angestrengter Arbeit weder mit dem Katalog noch mit der
Numinerierung und näheren Bezeichnung der Gegenstände
fertig geworden, und diesem Mangel, der bei der enormen
Zahl der ausgestellten Objekte besonders schmerzlich em-
pfunden wurde, konnte bis zur Zeit, wo diese Zeilen in
den Druck gehen, nicht abgeholfen werden. Das schadet
aber auch nicht viel, da es sich, wenn man von einigen
bekannten Prachtstücken absieht, nicht um eine auf das
grosse Publikum spekulierende, sensationelle Schaustellung,
sondern um eine solche handelt, die zu intimen Studien
reizt. Der Kunsthistoriker und der Kunstsammler werden
aus dieser Ansammlung von Kunstwerken jeglicher Art mehr
Belehrung und Nutzen ziehen als der dilettantische Kunst-
freund, der nur auf ästhetische Genüsse sieht. Aber auch
diesem ist, wenn er seine Augen schärfen will, ein Studium
der Ausstellung dringend zu empfehlen. Sie spiegelt mit
vollkommener Treue den gegenwärtigen Stand des Kunst-
sammlers und Kunstforschers in Berlin wieder, der — wer
wollte es leugnen! — heute wie seit fast zwanzig Jahren im
wesentlichen von Wilhelm Bode beeinflusst wird. Jetzt
 
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