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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0029

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4!

Funde — Ausstellungen

42

Mit! ?mb'en,e darstellen, dabei gefunden und in der
Mp u S ^orrioies ein von geflügelten Sphinxen mit
nschenköpfen bewachter Altarbau. Alle Skulpturen sind
-rLgujeJ^Ausffihrung und Erhaltung. M.

FUNDE

Em interessanter antiker Silberfund wurde auf der
insel Oland gemacht. Wie der «Globus« meldet, sind es
wei große ornamentale Schildbuckel, fünf Arm- und Bein-
'nge, sowie eine meterlange Kette, die aus groben Gliedern
be t Zh'Selierten Köpfen in der Form von Krokodilköpfen
da ^6r Fund ls* wahrscheinlich ägyptischen Ursprungs,
nach vielen gefundenen koptischen und arabischen

und ö? d'e alte Handelsslraße uber die Inseln Oothland
.-•,„ u'and geht; das Reichsmuseum in Stockholm wird
ihn erwerben.

• p e' den Restaurierungsarbeiten in Santa Croce
™ Florenz sind nach »The Nation« Kleeblaüfenster,
ovon eines noch das Originalglas hatte, zum Vorschein
gekommen. Die Decke ist nach der alten Zeichnung wieder
oriert worden und sowohl an ihr wie an den Seiten-
Bauern der Kirche haben sich Spuren gezeigt, daß früher
einmal alles mit Fresken bedeckt war. — Ein Ereignis war
■e Herabnahme der Donatellostatue des heiligen Ludwig
von der hohen Nische, in der sie über 50 Jahre gestanden
at- Ursprünglich war sie hoch an der Fassade placiert
gewesen und man hatte nicht viel aus ihr gemacht; denn
Vasari schreibt, daß Donatello, als man ihm die starre
Arbeit vorwarf, geantwortet habe: »Es ist absichtlich ge-
schehen, denn er war doch auch ein Starrkopf, daß er sich
votn König zum Mönch machte.« Wenn die Anekdote
Wahr ist, so hat sich Donatello einen Spaß gemacht. Denn
er heilige Ludwig stellt sich als ein ganz exquisites Werk
L>onatellos heraus, würdig der in der gleichen Kirche be-
mdlichen Verkündigung des großen Meisters. Der heilige
Ludwig Wird nunmehr in der Sakristei von Santa Croce
^Bj^sten Licht zur Aufstellung gelangen.

m.

AUSSTELLUNGEN
Die Olbrich-Gedächtnis-Ausstelluns in Darmstadt.

Mit einem wehmütigen Klang schließt die Hessische
Landesausstellung iqo8 ab: Josef Olbrichs Gedächtnis-Aus-
stellung in dem verlassenen Atelier des Ernst Ludwig-
nauses. Sie zeigt mit einer für viele fast überraschenden
jJeutlichkeit die Größe des Verlustes für die moderne
Kunst. Des großen Ideenreichtums Fülle war ja denen,
die Olbrich im Leben nahe gestanden, keine Überraschung
mehr und seine Hinterlassenschaft gibt uns nur eine neue
Bestätigung dieser schier unerschöpflichen Kraft! Olbrich
schien lachend das Leben selbst, so siegesfroh und frisch
j s zuJetzt, als gäbe es keinen Tod. Da kam er doch in

« Blüte der Kraft, der Unabwendbare. Schnell und
zum I t'°S Crlag der kraftl'ge Körper. Der Geist hat bis
entschr fCn Tag reifende Gestaltung erwogen. Olbrich
c lief schmerzlos, sozusagen im Traum noch bauend.
Stift^ auch in seiner Sterbestunde! Reisbrett und

1 natte er mit ins Krankenhaus in Düsseldorf genommen,
"°cn planend, um die Einfälle festzuhalten. Doch die
Müdigkeit überfiel ihn. Das Arbeitszeug entglitt der

and- Er wollte ruhen. So schlief er ein, um nicht
mehr zu erwachen. -

Der Nachlaß zeigt, was er getan, was er gewollt hat,
und was er noch hätte wollen und tun können! Um es
nicht zu vergessen: die Zusammenstellung wirkt angenehm
und pietätvoll, geleitet offenbar von einem unter Olbrich
geschulten Geschmack, daß der Verewigte, könnte er es

Arch"' dar8n W°hl Seine Freude naben wurde- Sein Schüler,
"itekt.Krug, hat sich von diesem Gefühl richtig leiten lassen.

Die Ausstellung zeigt uns neben den bereits durch
Wasmuths Publikationen bekannteren Blättern, Entwürfen
und Ideen, die feine, liebevolle Detailarbeit seiner Werk-
statt, wo in der vertrauenden Gunst seines Fürsten das Licht
seines Lebens und Schaffens hineinflutete und ihm Einfälle
auf Einfälle gleichsam spielend zutrug. »Was müssen Sie ge-
arbeitet haben!« hat man ihm oft angesichts solcher schen-
kenden Fülle zugerufen. Arbeit? antwortete er; Vergnügen!
Alles, was Sie sehen, lauter Vergnügen! — Das war (wie
Lux ganz richtig in dem Nachruf zum geschmackvollen
Katalog betont) nicht Pose. Es war wirklich so. Der im
Leben hin und wieder übermütig und überlegen auftretende,
gewandte Mann der Welt: bei seiner Arbeit war er ein
Kind, konnte kindlich froh sein, sich freuen am Schönen.
Dann leuchtete es in ihm, wenn eine Rauschstimmung ihn
überkam. Bei aller Besonnenheit schien er in solchen
Momenten wie von höherer Hand getragen und berufen.
So habe ich ihn oft in seinem Heim gesehen, dem nun
verwaisten Hause, das er mir mal als »Jugendhaus« deutete.
Jugend war in ihm verkörpert wie in wenigen Menschen.

Ein paar Anmerkungen zu den neueren Zeichnungen
und Modellen, die die Ausstellung enthält. Zwei noch
nicht (!) zur Ausführung gebrachte Bahnhofsgebäude sind
interessante, praktische, der modernen Verkehrstechnik an-
gedachte klare Lösungen. Eine für Darmstadt, die andere
für Basel. Wie lange wird es noch währen, bis man sich
ihrer erinnert? Nun wo der Baudenker tot ist, dürfte man
wohl mal daran denken, sie zu bauen? — Und dann das
große Warenhaus Tietz in Düsseldorf, ein Riesenbau, bei
dem Olbrichs Trieb und Drang zu gestalten den Künstler
verleitete, die Ausführung für eine verhältnismäßig niedere
Pauschalsumme zu übernehmen. (Ich betone es gegen-
über anders lautenden Gerüchten.) Hier ging sein Ehr-
geiz auf den Ausdruck des Gebietenden, Luxuriösen und
Glanzvollen. Dabei ist er bis zur Strenge enthaltsam.
Im Ornamentalen diskret. Alles ist auf konstruktive Sym-
bolik und statische Musik hin komponiert. Die erste
Zeichnung zum Bau weicht wesentlich von der Ausführung
ab, wie es überhaupt in seiner sprudelnden Fülle lag,
gleich auf jeden Einwand oder Nebengedanken eingehen
zu können (wenn er wollte) und dabei nicht flau in ein
Kompromiß zu knicken, sondern der veränderten Lage
gleich eine neue überraschende, überzeugende Gestaltung
zu geben. Sein Modell zum Warenhausbau ist eingehender
Würdigung wert, die mich hier zu weit führen würde.
Ebenso die geplanten und auch noch unter seinem Schüler
Schmidt zur Ausführung kommenden Wohnhäuser: Haus
Feinhals, Köln und Haus Ciarenbach, Düsseldorf.

Wie er dem farbig Schönen nachspürte in jeder
Variante, zeigt ein Beispiel. Wenige Wochen vor seinem
Tode überkam Olbrich die Lust zum Ölmalen. Die
Aquarelltechnik war ihm längst geläufig. Er nahm Stunden
in der Technik und hat in dem ersten, unvollendet ge-
bliebenen Stilleben einen koloristischen Klang von male-
rischer Kraft erreicht.

Wie ein kunstgewerblicher Gegenstand für die Aus-
führung nicht nur »entworfen«, sondern vor- und durch-
gebildet werden sollte, das kann man bei Olbrich lernen.
Minutiös bis ins Letzte durchdacht, wieder und wieder
gezeichnet, dann durchgepaust und koloriert. Das Geflecht
wie ein Filigran genau für Metallarbeiten; der Stich, die
Fadenlage deutlich angegeben für die Seidenstickerei. So
sieht man es diesen Blättern an, wie schrittweise sie ent-
standen sind, die scheinbar spielend Geborenen! Der
Ausführende brauchte nichts mehr zu fragen, zu zweifeln:
bei Olbrich gibt die Zeichnung auf jede Frage des Hand-
werkes Antwort, deutliche, sachliche Antwort.

Am Freitag abend, den 9. Oktober, brachten Freunde
 
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