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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0030

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Sammlungen

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des Geschiedenen ihm eine Erinnerungsfeier auf der
Mathildenhöhe bei Fackelbeleuchtung, welcher der Groß-
herzog ,das hessische Staatsministerium, Olbrichs Witwe und
zahlreiche Verehrer beiwohnten. Die Szene auf dem
Treppenabstieg hinter Olbrichs Ausstellungshaus mit dem
Hochzeitsturm war wohlgeeignet, der stimmungsvoll ver-
laufenen Ehrung einen sinnvollen Rahmen zu geben. Man
wird sie und den, dem sie galt, nicht vergessen.

Wilhelm Schölermann.

Uber die neulich geschlossene Klinger-Ausstellung
des Frankfurter Kunstvereins teilt die Leitung mit, daß
diese Ausstellung die erfolgreichste Veranstaltung war, die
der Verein je unternommen hat. An die zehntausend
Personen haben die Ausstellung besucht. — Auch von
den Direktoren der großen Kupferstichkabinette kann man
öfters hören, daß nach keines Künstlers Blättern so un-
aufhörlich gefragt wird wie den Klingerschen.

Im Berliner Kunstgewerbemuseum ist in den vor-
deren Sälen eine Sonderausstellung von Arbeiten einer
Gruppe englischer Künstler eröffnet werden, vorwiegend
kalligraphische Arbeiten, Drucke, Bucheinbände, Schmuck-
sachen und Silbergeräte. Den Kern bildet die Gesellschaft
der Schreibkünstler, die Society of Calligraphers.

Fräulein H. Woermann, eine junge Hamburger
Bildhauerin, hat in ihrer Vaterstadt eine erfolgreiche
Ausstellung gemacht; wir begegneten den Arbeiten der
Dame schon vor einigen Monaten in E. Arnolds Kunst-
salon in Dresden.

Die Kölner Künstlervereinigung Stil hat ihre dies-
jährige Ausstellung am 3. Oktober im dortigen Kunst-
gewerbemuseum eröffnet. Der Kölner Maler Wilh. Schuler
ist unter anderem durch sein großes hölzernes Intarsiabild
»Lustig Blut« vorteilhaft vertreten; die Bildhauer Jos. Moest,
Georg Grasegger stellen Grabdenkmäler und andere Skulp-
turen aus; Franz Brantzky, Karl Moritz und P. Bachmann
beteiligen sich mit architektonischen Arbeiten. Zu diesen
Kölner Künstlern kommt der Düsseldorfer Maler Robert
Seuffert, von dem besonders die Studien zu den wirkungs-
vollen Wandbildern im Stadttheater zu Barmen auffallen.

Nach Schluß der Aquarellausstellung in der Aka-
demie der Künste in Berlin gegen Ende November wird
eine Ausstellung von Werken der Mitglieder der Akademie
stattfinden. Damit verbunden ist eine Ausstellung von
Werken Gottfried Schadows mit Originalarbeiten und Ab-
güssen seiner jetzt weithin zerstreuten Werke. Im Früh-
jahr wird dann der Kaiser-Friedrich-Museumsverein Bild-
nisse des 15. bis 17. Jahrhunderts und andere Darstellungen
jener Zeit zusammen mit Erzeugnissen des Kunsthand-
werks zu einer Ausstellung vereinigen, die ebenfalls in
den Sälen der Akademie stattfinden soll.

Eine schwedische Kunst- und Industrieausstellung
ist für 1909 in Stockholm geplant.

In Kopenhagen haben die beiden Maler Aage Ber-
telsen und Achton Fräs die künstlerische Ausbeute zur
Schau gestellt, welche sie als Teilnehmer der Polarexpedition
der »Danmark« geerntet haben. Es sind etwa 200 Bilder
und Studien, die einen eigentümlichen Einblick in die
arktische Natur ermöglichen.

Die nächste internationale Kunstausstellung der
Stadt Venedig findet vom 22. April bis 31. Oktober 1909
statt.

SAMMLUNGEN
Aquila. Ein besonderes abruzzesisches Museum ist
eröffnet worden und das entspricht den Wünschen der
Archäologen und Kunsthistoriker, welche bis jetzt immer
beklagen mußten, daß nur die Antiquare Interresse für die
abruzzischen Kunstschätze zeigten.

In den Berliner Museen ist die Sammlung von
deutschen Bildwerken der Renaissance durch eine Reihe von
interessanten Tonbildwerken vermehrt worden. Aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts stammt eine Marienfigur nieder-
bayerischer Herkunft und eine gleiche aus der schwäbischen
Schule. Dem Anfange des 15. Jahrhunderts gehören zwei
weitere niederbayerische Werke aus der Gegend nordöstlich
von München an. Bayerischen Ursprungs sind auch ein
paar neuerworbene Holzfiguren aus dem Anfange des
16. Jahrhunderts, zwei Reliefs mit der hl. Dorothea und
der hl. Agnes aus Braunau; ferner eine ganz unbemalte
Pietä vom Ende des 15. Jahrhunderts, die durch ein
ideales Streben der Charakteristik und Komposition her-
vorsticht. Angekauft wurde der geschnitzte Holzrahmen
eines Altars aus Klein-Kreidel, 17. Jahrhundert, und das
Tonmodell eines gefesselten Sklaven von Pietro Tacca.

Die Gemäldegalerie erwarb einen neuen Teil vom
Pisaner Altarwerk von Masaccio, von dem sie schon zwei
Predellenstücke aus dem Palazzo Capponi zu Florenz besaß.

Das Kunstgewerbemuseum kaufte einen Evangelien-Buch-
deckel aus Limusiner Kupferschmelz aus dem Kloster St.
Maximin in Trier.

Dem Louvre ist aus dem Vermächtnis des M.
S6guin eine hervorragende Sammlung von Kunstobjekten
zugefallen. Es handelt sich um prächtige Stücke, teilweise
Unika an Elfenbeinarbeiten, Porzellanvasen (Sevres und
Sachsen), deren einzelne einen Wertvon30000—50oooFrancs
repräsentieren, Uhren, Tabatieren usw. — Zu den weiteren
neuen Erwerbungen des Nationalmuseums gehört ein
Memlinck, Kopf einer alten Frau, und eine Kieuzigung
des Greco.

Rom. Galleria Borghese. Die Gruppe: Pluto raubt
Proserpina von Gianlorenzo Bernini, welche noch in dem
Treppenhaus des Schlosses der Königin Margherita im
Ludovisischem Stadtviertel stand, ist dieser Tage in die
Galerie Borghese transportiert worden. Beim Ankauf der
Ludovisischen Kunstsammlungen durch den Staat war die
Gruppe nicht mit den antiken Skulpturen in Empfang
genommen worden und es ist sehr erfreulich, daß dieses
Jugendwerk Berninis jetzt wieder in das borghesische
Kasino kommt, für welches sie von dem Bildhauer geschaffen
worden war. Kurz nach der Gruppe von Anchises undAeneas,
bei welcher ihm der Maler behilflich gewesen war, und
dem David machte sich Bernini an die Ausführung der
Proserpinagruppe. Zwischen den Jahren 1618 und 1621
wurde sie im Kasino aufgestellt, aber als Paul V. starb
und Gregor XV. aus dem Hause Ludovisi ihm auf den
päpstlichen Thron folgte, schenkte Berninis Beschützer, der
Kardinal Scipione Borghese, die Gruppe dem Neffen des
neuen Papstes Kardinal Ludovico Ludovisi, welcher sie in
seiner neuen Villa an der Porta Pinciana aufstellte. Aus
der zerstörten Villa war die Statue in das neue von den
Ludovisi gebaute und später von der Königin Margherita
angekaufte Palais gekommen.

Die Gruppe zeigt uns den jungen Bildhauer auf dem
Wege zwischen den noch etwas akademischen Aeneas und
der freien Skulptur des Apollo und Daphne. Später versucht
es der Künstler noch oft mit Figuren, wie die Veritas vom
Palazzo Bernini al Corto, Michelangelo nachzuahmen, aber
während er später mit dem Reichtum seiner Formen gar
zu weit geht, ist er in der Plutogruppe noch verhältnis-
mäßig gewesen.

Neuerwerbungen des Museums der schönen
Künste in Budapest. Aus der reichhaltigen Sammlung
des verstorbenen Ritters Gustav Hoschek von Mühlheim in
Prag sind eine Reihe der bedeutendsten Bilder alter Meister
in den Besitz des Museums der schönen Künste in Budapest
übergegangen, im ganzen siebzehn Stück, wovon zwölf
 
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