Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0068

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
H9

Personalien — Wettbewerbe —

Denkmalpflege — Ausstellungen

120

PERSONALIEN

Die Verlagsbuchhandlung E. A. Seemann bestand
am 1. Dezember fünfzig Jahre. Ihr Gründer, Ernst A.
Seemann, hatte gleich von Anbeginn seine Verlagstätig-
keit auf kunstgeschichtliche Veröffentlichungen gerichtet;
Lübkes Geschichte der Architektur war eine seiner ersten
Unternehmungen. Die »Zeitschrift für bildende Kunst«
mit der »Kunstchronik« rief er 1865 in Gemeinschaft mit
Carl von Lützow ins Leben. Seit 1885 stand ihm sein
ältester Sohn Artur Seemann als Teilhaber zur Seite. 1899
zog sich Ernst Seemann von den Geschäften zurück, indem
er seine Firma ganz seinem Sohne überließ. Dieser ver-
band sich kurz darauf mit Gustav Kirstein; mit ihm führt
er seit 1899 die Firma gemeinsam. Am 5. Oktober 1904
schied Emst Seemann, 75 Jahre alt, aus dem Leben. Das
Verlagshaus hat zur Erinnerung an den Tag des fünfzig-
jährigen Bestehens einen vollständigen Katalog aller bei
ihm erschienenen Werke herausgegeben und für die näheren
Freunde des Hauses eine Plakette prägen lassen, die Georg
Kolbe modelliert hat.

Der Geh. Regierungsrat Dr. Oskar Eisenmann
hat nach 31 jähriger ehrenvoller Tätigkeit als Direktor der
Kgl. Gemäldegalerie in Kassel sich in den Ruhestand zurück-
gezogen und seinen Wohnsitz in Karlsruhe aufgeschlagen.
Der hochgeachtete Gelehrte hat die Absicht, auch in seiner
Muße den Zusammenhang mit der kunsthistorischen Arbeit
zu wahren und seine Forschertätigkeit nicht einzustellen.
Sein Nachfolger ist noch nicht ernannt.

Dr. Wilhelm Vöge, bisher Direktorial-Assistent am
Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin, ist zum a.o. Professor der
Kunstgeschichte an der Universität Freiburg i. B. berufen
worden und wird sein neues Lehramt im Frühjahr 1909 an-
treten. Es besteht die Absicht, das Extraordinariat in ein
Ordinariat zu verwandeln.

Der Maler Friedrich Moritz Röbbecke in Berlin
hat den Professortitel erhalten. Röbbecke machte sich
in den letzten Jahren als sehr tüchtiger Porträtmaler einen
vorzüglichen Namen, nachdem er früher sein Renomme
durch eine Reihe erstaunlich guter Kopien begründet hatte.

WETTBEWERBE
Der Stadtrat von Barcelona schreibt einen Wett-
bewerb um ein Plakat aus, das für die Stadt als Winter-
aufenthalt Propaganda machen soll. Die Entwürfe sind
1,25X0,90 m groß zu halten und bis spätestens 15. De-
zember beim Stadtrat von Barcelona einzureichen. Die
Beteiligung steht Künstlern aller Nationen frei und es ist
nur ein einziger Preis von 5000 Peseten (etwa 3800 Mk.)
ausgesetzt.

Ein Preisausschreiben für Entwürfe zu Land-
haus-Siedelungen im märkischen Charakter wird
von dem Rittergut Rüdersdorf in der Mark erlassen, und
es werden dabei drei Preise von 3500, 2500 und 1500 M.,
sowie Ankäufe nicht preisgekrönter Entwürfe im Gesamt-
betrage von 2500 M. in Aussicht gestellt. Für die künst-
lerische Gestaltung wird keine bestimmte Richtung vor-
geschrieben, doch läßt es die Lage der Dinge erwünscht
erscheinen, daß möglichst Bau- und Gartenkünstler gemein-
sam Entwürfe schaffen.

Die Jury des Wettbewerbes um die Herstellung eines
internationalen Reformationsdenkmals in Genf hat,
wie bereits gemeldet, ihr Urteil gefällt. Es lagen ihr nicht
weniger als 70 Entwürfe vor, wovon 19 der einläßlicheren
Prüfung unterworfen wurden. Der erste Preis von 10000 Fr.
wurde dem Projekt der Lausanner Architekten Monod
und Laverrieres, Taillens und Dubois, und des Pariser
Bildhauers Reymond zuerkannt, als der nach dem Eindruck
der Jury besten Lösung des Problems hinsichtlich des

würdigen und ernsten Charakters des Denkmals. Hinsicht-
lich des bildhauerischen Teils fand das Preisgericht freilich
andere Entwürfe überlegen. Der zweite Preis von 6000 Fr.
wird einem Entwurf zuteil, der hervorgegangen ist aus
der vereinigten Arbeit dreier Künstler in Paris: des Archi-
tekten H. P. Nenot und der Bildhauer Paul Landowski
und Henri Bouchard. Weiter wurden sieben Preise von
je 2000 Fr. zuerkannt. Es befindet sich darunter ein Ent-
wurf des deutschen Bildhauers Paul Becher in Berlin.

DENKMALPFLEGE

Mit dem Ausbau der Burg Altena hat das Komitee
nun wirklich beginnen lassen.

Künstlerisch schöne und kunstgeschichtlich interessante
Teile der abgebrochenen Steuerhäuser an der Char-
lottenburger Brücke in Berlin, die seinerzeit auf Veran-
lassung Friedrich Wilhelms IV. nach einer Skizze Stülers
erbaut waren, haben im Garten der Charlottenburger Tech-
nischen Hochschule Aufstellung gefunden.

AUSSTELLUNGEN
Berlin. Eine schöne Ausstellung neuer Werke von
Ludwig von Hofmann hat zurzeit der Kunstsalon von
Gurlitt veranstaltet. Zunächst die Entwürfe für die Wand-
malereien im Foyer des neuen Weimarer Hoftheaters, die
zusammen mit den korrespondierenden Gemälden Sascha
Schneiders diesem vornehmen, sonst ganz weiß gehaltenen
Empireraum Littmanns und Heilmanns einen so prächtig
klingenden, festlichen Schmuck geben. Die Skizzen sind
natürlich noch freier und frischer als die großen Wandbilder
selbst, und man bewundert aufs neue den großen Zug
der Erfindung, die hier die Freuden, Belustigungen und
Erregungen der dramatischen und musikalischen Kunst in
ruhenden, tanzenden, ekstatischen und feierlichen Gruppen
und Aufzügen symbolisiert und eine rauschende Flut ge-
dämpfter Jubelfarben über die Gestalten und ihre land-
schaftliche Umgebung ausgegossen hat. Ich weiß keinen
anderen im heutigen Deutschland, der gehobene und ge-
steigerte, dem Alltag entrückte Stimmungen mit solcher
Anmut und solchem Geschmack im Bilde festzuhalten
weiß. Die neuen Wandmalereien Hofmanns für den Musik-
saal einer Villa im Grunewald, die man jetzt sieht, be-
weisen das abermals. Es sind vier Friese, die sich unter
der Decke in einem nicht allzu großen Räume hinziehen
werden. Sie sind ganz in die Architektur des Zimmers
hineingearbeitet, das an zwei Wänden breite Durchgänge
aufweist, deren weite Flachbogen in das langgezogene
Bildrechteck hineinschneiden. Hier mußten die Figuren
also in einem zwickelartigen Winkel untergebracht werden,
während sie sich auf den beiden anderen Streifen frei be-
wegen können. Man blickt in die wohlbekannte heroisch-
bukolische Hofmann-Welt. Nackte Jünglinge treiben eine
Rinderherde über das Weideland, Frauen und Kinder tau-
chen auf und bilden eine liebliche Idylle unter prangenden
Bäumen, holde Mädchengestalten erscheinen als lockende
hüllenlose Göttinnen der Schönheit und der Liebe; hier
weitet sich ein blühendes Tal, dort rauscht schimmernd
die Meeresflut, und das Donnern ihrer Wogen suchen
Pauke und Fanfare zu übertönen. Wird in dem Saal, dem
dieser kostbare Schmuck zugedacht ist, Musik getrieben,
so wird es sein, als fluteten die aufsteigenden Melodien
von den Wänden als Echo zurück. Dann sieht man eine
reiche Zahl neuer Pastelle. Zunächst Erinnerungen an die
griechische Reise, die Hofmann mit Gerhart Hauptmann
vor zwei Jahren unternahm, leuchtende Städtebilder, weite
Landschaften von großen Formen, eine stolze, ferne Welt,
in der sich Reste aus verklungenen Zeitaltern mit den
flimmernden Farben des modernen Orients verbinden. Sodann
 
Annotationen