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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0080

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143

Vermischtes

— Vereine

144

dürfen. Nach Zahl und Qualität stehen die altniederländi-
schen Werke voran; ihnen schließen sich ein »Gethsemane«
der Richtung Botticellis und einige altspanische Tafeln an.
— Groß sind die Namen, die Gomez-Moreno vor jenen
altniederländischen Werken nennt: Roger van der Weyden,
Memling, Dirk Bouts. Aber die Provenienz stärkt die
Hoffnung, daß wirklich solche Schätze hier entdeckt wur-
den. Die Bilder stammen aus dem Besitz Isabellas der
Katholischen. So kann man hoffen, daß von berufener
Seite die Attributionen Gomez-Morenos Bestätigung finden.

Zu einem Stück hat Bode (Novemberheft der Amt-
lichen Berichte) — soweit ihm das auf Grund der Ab-
bildungen der Gazette der Beaux-Arts möglich war — be-
reits Stellung genommen, zu zwei Teilen eines Triptychons,
die mit dem Mittelbilde (Beweinung Christi) und dem
linken Flügel (Anbetung des Kindes) von Rogers Marien-
altar im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum völlig überein-
stimmen. Bode berichtet von Zweifeln, die bereits vor
vielen Jahren ausgesprochen sind, ob das Berliner Tripty-
chon wirklich eine eigenhändige Arbeit Rogers sei.
Zweifel, die durch die scheinbar fest beglaubigte und illustre
Herkunft immer wieder verscheucht wurden. Man glaubte
die Geschichte des Bildes bis zu Papst Martin V. herauf
verfolgen zu können, der ein derartiges Werk Rogers König
Johann II. von Spanien zum Geschenk gemacht hatte. —
Nun ist Bode geneigt, die beiden Stücke in Granada, die
dem Schatz Isabellas, der Tochter Johanns II. angehören,
für Originale Rogers, das Berliner Triptychon für eine
Werkstattwiederholung anzusehen. Bode weiß auch etwas
über den in Granada fehlenden rechten Flügel (Christus
erscheint Maria) zu berichten. Vor einiger Zeit erhielt er
die Photographie eines Bildes, das sich im Kunsthandel
befand und eben die in Granada fehlende, dritte Szene
zeigt. Es war weder möglich, das Bild selbst zu Gesicht
zu bekommen, noch über seine Herkunft etwas zu erfahren.
Das wirft kein gutes Licht auf die Art, wie das Stück in
den Handel kam. Höchst wahrscheinlich hing es noch
vor einigen Jahren in der Capilla Real des Doms zu
Granada. m.

Straßburg i. E. Wie bereits gemeldet wurde, haben
der Kommerzienrat Dr. Karl Trübner, der Bruder des
Malers, und seine verstorbene Gattin, geborene Engelhorn,
der städtischen Kunstsammlung ein Kapital von 250000 M.
gestiftet. Zu der Meldung ist noch nachzutragen, daß die
Zinsen oder auch das Kapital zum Ankauf von Ölgemälden
alter Meister verwendet werden sollen, wobei auf wenige
bedeutende Stücke ersten Ranges zu sehen ist. Die Ver-
tretung der Stiftung und der Ankauf der Gemälde soll
durch den Generaldirektor Dr. W. Bode in Berlin und nach
dessen Tode durch den jeweiligen Direktor des Kaiser-
Friedrich-Museums, ohne jede Einmischung der hiesigen
Stadtverwaltung oder der Museumskommission hierselbst,
erfolgen. Zu der Stiftung gehören außerdem folgende
Bilder alter Meister: 1. Botticelli, Madonna mit Kind und
zwei Engeln; 2. Bacchiacca, Fußwaschung; 3. A. van Ever-
dingen, Norwegischer Wasserfall; 4. Jan Steen, Die Wahr-
sagerin; 5. Lieve Verschaier, Marine; 6. Porträt von Rem-
brandts Vater; 7. Kartenspieler in einer Scheune, in der
Art von Karel Fabritius; 8. A. van Ostade, Würfelspieler
in einer Schenke; 9. Wynants, Die Kaninchenjagd; 10. J.
S. van Ruisdael, Waldlichtung mit Viehtränke; 11. Pieter
Codde, Lautenspielerin; 12. Pieter Codde, Männliches
Bildnis; 13. D. Teniers d. J., Mönche vor einem Kloster;
14. Jakob von Ruisdael, Bewegte See.

Inhalt:

VERMISCHTES
Brüssel. Es scheint, als ob König Leopold mit dem
Gedanken umgeht, seinen wertvollen Bilderbesitz zu ver-
äußern. Trotzdem seit langem ein von Cardon ausgearbeite-
ter Katalog der Gemäldesammlung des Königs vorhanden
ist, wurde kürzlich überraschenderweise ein Pariser Sach-
verständiger, namens Petit, mit einer neuen Aufnahme der
Galerie des Königs beauftragt. Jedenfalls handelt es sich
jetzt zunächst nur um eine Feststellung des Wertes der
königlichen Sammlungen. Von dort bis zu einer öffent-
lichen Versteigerung oder einem privaten Verkaufe aber
ist höchstwahrscheinlich nur ein kleiner Schritt. Die könig-
liche Bildersammlung enthält unter anderem einen vor
20 oder 25 Jahren in Lille aufgekauften Rubens, der einen
Wert von 200000 Franken besitzt; verschiedene schöne
Leys, namentlich dessen »Verleihung des goldenen Vließes«,
Alfred Stevens, de Braekeleer, Joseph Stevens und herr-
liche Courtens. Man ist natürlich sehr gespannt darauf,
ob König Leopold wirklich seine Kunstschätze zu Geld
machen will.

X Im Verlage von Bruno Cassirer (Berlin) sind von
Max Slevogt wieder neue Märchenzeichnungen erschienen:
zu den Märchen von Rübezahl, die Christian Morgenstern
nach Musäus' Erzählungen bearbeitet hat. Es sind
45 Illustrationen und ein farbiges Deckelblatt.

VEREINE

X Der Deutsche Künstlerbund. wird am 14. und
15. Dezember in Weimar eine Vorstands- und allgemeine
Mitgliederversammlung abhalten. Auf der Tagesordnung
sollen dem Vernehmen nach Anträge von Wichtigkeit
stehen. Wie erinnerlich, fand in Weimar vor fünf Jahren,
gleichfalls kurz vor Weihnachten, auch die Gründungs-
versammlung des Künstlerbundes statt.

Der Clarenaltar im Kölner Dome. Von Paul Clemen. — Herrn. Lüders f. L. Delleani f. — Der neue Direktor des Bayer. Nationalmuseums.—
Denkmal Moses Mendelssohns. — Ausgrabungen in Herkulanum und Pozzuoli. — Freskomalereien im Nonnenkloster S. Uirolamo bei
Florenz. — Ausstellungen in Berlin, Freiburg i. Br., Magdeburg, Mailand. — Von^der Gemäldegalerie in Dresden; Der Marien-Altar des
Roger van der Weyden; Die Stiftung Dr. Karl Trübners für die Straßburger Kunstsammlung.— Vermischtes. — Deutscher Kunstlerbund.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E, A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig

Im Verlage
des Bayerischen Nationalmuseums
sind im Jahre 1908 erschienen:

1. Führer durch das Bayerische Nationalmuseum,

8°. IV und 386 S. und 1 Plan.....M. —.60

2. Katalog der Altertümer des Bürgerlichen und
Strafrechts, insbesondere Folter- und Straf-
werkzeuge des Bayerischen Nationalmuseums
von Dr. W. M. Schmid, 4°. 58 S. und 86 Ab-
bildungen im Text.........M. 1.50

3. Gemäldekatalog von Professor Dr. K. Voll,
Dr. H. Braune und Dr. H. Buchheit, 8°. XX

u. 304 S. u. 85 Abbildungen auf 75 Tafeln M. 5.—

4. Glasgemäldekatalog v. Dr. Johannes Schinne-

rer, Fol. 96 S. und 40 Kunstdrucktafeln . . M. 15.—

5. Porzellankatalog von Dr. Friedrich H. Hof-
mann, 4°. X und 252 S., 100 Textabbildun-
gen, 75 Tafeln und 5 Markentafeln . . . M. 18.—

Zu den angegebenen Preisen durch das Bayerische
Nationalmuseum in München gegen Nachnahme oder
vorherige Einsendung des Preises zuzüglich des Portos
zu beziehen. Im Buchhandel mit entsprechendem Preis-
aufschlag erhältlich.
 
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