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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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20j Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler — Ausstellungen 204

des Vereins Berliner Künstler Professor R. Schulte-im-
Hof gewählt. In der Dresdener Vereinigung »Zunft« hat
der Stadtbaurat Erlwein seinen Vorsitz niedergelegt in-
folge der gegen ihn aus anderen Künstlerkreisen erhobenen
Vorwürfe, von denen er sich übrigens auf das Vollstän-
digste und Beste rechtfertigen konnte; an seine Stelle tritt
Professor Wrba.

München. Amtlich wird bekannt gegeben, daß die
bisherigen Assistenten: Dr. E. W. Bredt (Graphische
Sammlung), Dr. Hans Buchheit (Nationalmuseum) und
Dr. Heinz Braune (Alte Pinakothek) zu Kustoden an den
genannten Anstalten befördert worden sind.

In Dresden beging der Landschaftsmaler Bernhard
Mühlig am 10. Januar seinen 80. Geburtstag.

WETTBEWERBE

Beim Wettbewerb für den Neubau eines Ministe-
rial- und Landtagsgebäudes in Oldenburg ist ein
1. Preis nicht verliehen worden. Statt dessen erhielten
zwei 2. Preise von je 5000 Mark Professor P. Bonaiz
und Architekt F. E. Scholer in Stuttgart, sowie die Archi-
tekten Fritz und Wilhelm Hennings in Berlin. Die beiden
3. Preise von je 2500 Mark fielen den Architekten Robert
Weber in Dresden, sowie Fritz und Wilhelm Hennings in
Berlin zu. Vier Entwürfe wurden zum Ankauf empfohlen.
Eingegangen waren im ganzen 172 Arbeiten.

DENKMALPFLEGE

Im Münster zu Ulm wurde bei den im vergangenen
Jahre fortgesetzten Restaurierungsarbeiten eine prächtige
Marmorgrabplatte gefunden, die dem Andenken des Lux
Hutz, des wahrscheinlichen Stifters des Choraltars, geweiht
ist. In der Nähe dieser Grabplatte ist eine weitere aus
Kalkstein aufgedeckt worden, die an Ulrikus Habsperg
1381 erinnert. Der Rayseraltar wurde in seinem figür-
lichen und ornamentalen Teil erneuert und das Chorgestühl
mit Hilfe der gesammelten Bruchstücke in Stand gesetzt.
Die Bauarbeiten am Äußern des Münsters erstreckten sich
ausschließlich auf Steinauswechslungen.

Rheinische Königsschlösser. Die Generalversamm-
lung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und
Heimatschutz hat sich gegen den Verkauf der Schlösser
Benrath jägerhof, Düsseldorf und Stolzenfels ausgesprochen.
Bei einem etwaigen Verkauf müßten sie als Baudenkmäler
erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
In derselben Sitzung wurde Protest erhoben gegen die
geplante Hochlegung der Eisenbahn in Bonn; denn durch
sie würde die Stadt im Zentrum in zwei Teile geschnitten
werden und das Stadtbild dadurch in seinen schönsten
Partien vernichtet sein. Inwieweit dieser Protest Wirkung
haben wird, muß abgewartet werden.

Aus Spanien kommt die betrübende Nachricht, daß
eines der wertvollsten Baudenkmäler, der berühmte Dom
von Toledo, in schwerer Gefahr schwebt. Die Decke
des Mittelschiffs ist besonders gefährdet, auch der obere
Aufsatz des Turmes ist in ernstliche Mitleidenschaft ge-
zogen. Die Regierung trifft jetzt Maßnahmen, um die
drohende Vernichtung der baufälligen Teile dieser be-
rühmten Kathedrale wenn möglich noch zu verhindern.
Hoffentlich ist es nicht zu spät.

Eine Reihe von Bundesstaaten, Preußen an der Spitze,
hat in letzter Zeit dem Weitergreifen eines sehr häß-
lichen Reklamemittels gesteuert. Nämlich jene gemuster-
ten Zementziegeldächer, welche Inschriften und ähn-
liches in farbigen Mustern zeigen, sind auf Grund des
Gesetzes zum Schutze der Landschaft verboten worden.

Tatsächlich konnte ein einziges solches Dach eine ganze
Gegend dauernd verschandeln.

DENKMÄLER

X Louis Tuaillon hat für die Verbreiterung der
Kölner Rheinbriicke zwei Reiterdenkmäler des Kaisers Fried-
rich und Kaiser Wilhelm II. geschaffen, die dort als Gegen-
stücke zu den älteren Reiterbildern Friedrich Wilhelms IV.
und Wilhelms I. aufgestellt werden sollen. Die großen
Bildwerke sind im Modell fertiggestellt und im Atelier
des Künstlers kürzlich vom Kaiser besichtigt worden.

Nächstens wird in Paris eine Büste von Puvis de
Chavannes, geschaffen von Rodin, dicht bei den großen
Kunstausstellungspalästen aufgestellt werden.

Wilhelm Busch soll in Wiedensahl in einem Wäld-
chen, in dem er gern weilte, ein Denkmal bekommen.

AUSSTELLUNGEN

X Max Klingers Brahms-Denkmal ist seit einigen
Tagen in Berlin im Hause der Sezession ausgestellt. Da-
neben ist das gesamte Radierwerk Klingers aufgereiht
(darunter seltene Probedrucke von besonderer Schönheit).
Auch die Aquarelle von der südlichen Reise des Künstlers
und von seiner Weinbergsbesitzung bei Naumburg,
Studien verschiedener Art und die neuen Büsten Wilhelm
Wundts und Karl Lamprechts werden vorgeführt. Der
Ertrag der Ausstellung ist, wie in Leipzig, für die Villa
Romana bestimmt.

X Berlin. Bei Gurlitt sind jetzt sämtliche Räume
mit einer großen Kollektivausstellung Emil Orliks gefüllt,
die den Riesenumfang des Gebiets überschauen lassen,
das dieser geschickte, vielgewandte, in hundert Künsten
erfahrene Alleskönner beherrscht. Neben seinen älteren
japanisierenden Sachen, aparten kleinen Szenerien im ost-
asiatischen Holzschnittstil, originellen großen Dekorationen
und amüsanten Mischungen aus Malerei und Lackarbeit,
neben den wienerisch anmutenden Porträts, Landschaften,
Interieurs interessieren diesmal besonders die ausgezeich-
neten Figurinen und Kulissenskizzen für Aufführungen des
Berliner Deutschen Theaters, sowie die sinnreich und un-
gemein praktisch durchdachten Szenerieentwürfe für die
Drehbühne, die Orlik als einen der erfindungsreichsten
und umsichtigsten »Bühnenkünstler« erweisen, die Max
Reinhardts szenische Reformen angeregt haben. — Bei
Schulte gab es um die Jahreswende wieder eine große
Massenausstellung. Besonders fesselte dabei die Kollektion
von Wilhelm Schmier (Düsseldorf), der eine reizende Serie
seiner figurenreichen Phantasien aus dem verklingenden
Rokoko, aus dem Empire und dem beginnenden Bieder-
meiertum geschickt hat, Bildchen von einer Lebendigkeit
des leichten malerischen Vortrags und einer suggestiven
Kraft der Einfühlung in vergangene Zeiten, daß alles Mo-
dellhafte von den kostümierten Gestalten schwindet und
man den unmittelbaren Eindruck einer frisch angeschauten
Wirklichkeit zu haben glaubt. Sodann eine Sammlung der
innigen, deutsch empfundenen Wiesen-, Blumen- und
größeren Landschaftsstücke von Rudolf Sieck (München);
eine Reihe der tüchtigen, nach altmeisterlichem Ton stre-
benden Werke von Max Thedy (Weimar); an die dreißig
Landschaften des Belgiers Franz Courtens, der in jüngster
Zeit seiner Routine zu viel vertraut; Skulpturen und Pla-
ketten des Franzosen Alexandre Charpentier. Als ein neuer
Mann stellt sich Ernst Kropp vor, ein junger Münchner
von starker Farbenbegabung und sausendem Pinselhieb,
der aber noch lernen muß sich zu bändigen und aus der
Sackgasse pariserischer und modern-süddeutscher Einflüsse
ins Freie zu gelangen.
 
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