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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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205

Sammlungen

206

Die Ausstellung zeitgenössischer deutscher Kunst

(Exhibition of Contemporary German Art) ist am 4. Januar
im Metropolitan-Museum of Art in New-York unter
reger Beteiligung eröffnet worden. Anlaß zu dieser Veran-
staltung gab die Tatsache, daß die deutsche Kunstabteilung
der Weltausstellung in St. Louis kein wirkliches Bild deut-
scher Kunst der Gegenwart bot und vielfach ungünstig be-
urteilt wurde, und daß deutsche Malerei und Skulptur
der letzten fünfzig Jahre in Amerika so gut wie unbekannt
sind. Jetzt haben private und öffentliche Sammlungen, so
vor allem die Berliner Nationalgalerie, Material bereit-
willigst hergeliehen, und so ist denn eine ausgewählte
Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke zusammenge-
kommen. Die verschiedenen Hauptströmungen der mo-
dernen deutschen Kunst sind durch Werke der hervor-
ragendsten Persönlichkeiten gut vertreten, von verstorbenen
Meistern Böcklin, Lenbach, Leibi, Leistikow, Menzel (dabei
»Ballsouper«, »Bauplatz mit Weiden«, »Theatre gymnase«).
Auch Ludwig von Hof mann, Max Liebermann, Thoma,
Uhde und Max Klinger fehlen nicht. Die Münchener sind
u. a. durch Dill, Erler, Habermann, Jank, Keller, Marr, Putz
und Zügel repräsentiert, die Düsseldorfer Schule durch
Ciarenbach, Deußer, Gebhardt, Janssen und Kampf. Skulp-
turen finden wir von Gaul, Adolf von Hildebrand, Klimsch,
Lederer, Lewin-Funcke, Stuck, Tuaillon. Der sehr ge-
schmackvoll ausgestattete und reich illustrierte Katalog ist
in der Reichsdruckerei hergestellt worden und bei Georg
Stilke in Berlin erschienen. Er wird eingeleitet durch eine
Abhandlung von Professor Paul Clemen-Bonn. Das Inter-
esse für die Veranstaltung ist außerordentlich rege, die
tägliche Besuchsziffer hat die Zahl siebentausend bereits
überschritten. Die Ausstellung wird später noch in Boston
im Gebäude der Copley Society und in Chicago im Art
Institute gezeigt werden.

Sascha Schneider, der nach seinem Ausscheiden
aus dem Lehrkörper der Weimarischen Hochschule sich
ganz plastischen Arbeiten zugewandt hat, hat jetzt im
Weimarischen Museum einen Knabenkopf und einen
Knabenhalbakt in Bronze ausgestellt.

Für die Ausstellung von Wohnungseinrichtungen
und Erzeugnissen der Berliner Holzindustrie, die
am 1. Mai des Jahres 1909 in den Ausstellungshallen
Zoologischer Garten in Berlin eröffnet werden soll, hat der
Berliner Magistrat 5000 Mark zur Stiftung von städtischen
Ehrenpreisen bewilligt.

Die Münchener Graphische Sammlung stellt
augenblicklich ihre bedeutendsten Holzschnitt - Inkunabeln
aus, von denen sie eine der reichhaltigsten und wertvollsten
Kollektionen der ganzen Welt besitzt. An die frühesten,
seltensten Blätter aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts,
in denen noch derbe kräftige Umrisse und runde sackartige
Falten vorherrschen, schließt sich der Übergangsstil (ca.
1440—1460), der durch eine leichtere gefälligere Linien-
führung und Ansätze zu eckiger Faltenbildung interessant
ist. Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts repräsentieren
unter anderem Proben aus den bekanntesten Blockbüchern.
Mit der größeren Verbreitung des Holzschnittes in dieser
Zeit geht eine handwerksmäßige Verflachung der Aus-
führung Hand in Hand. In den letzten Jahrzehnten treten
dann allmählich aus der Masse einige Individualitäten her-
vor. Sie leiten über zu der Zeit eines Wolf Hamer,
Michael Wohlgemut usw., die den künstlerischen Aufschwung
vorbereiten, den der Holzschnitt unter Dürer am Ausgang
des Jahrhunderts nehmen sollte.

Der Frankfurter Kunstverein zeigt jetzt eine sehr
beträchtliche Goya-Aussteilung.

In Paris wird am 25. April eine amüsante Ausstellung
eröffnet werden, die sich »Die hundert Porträts« nennen

wird; fünfzig französische und fünfzig englische ausgesuchte
Damenporträts des 18. Jahrhunderts werden sich hier ver-
einigen.

Professor Otto Hierl-Deronco wird die bekannte Serie
seiner Porträts Papst Pius X. Mitte Januar im »Hagen-
bund« in Wien ausstellen.

Schmuck und Illustration von Musikwerken in
ihrer geschichtlichen Entwickelung vom Mittelalter
bis in die neueste Zeit ist der Titel einer Ausstellung
im Frankfurter Kunstgewerbemuseum, die bei den
interessierten Kreisen das größte Interesse findet. Das
reiche Material stammt, wie die Frankfurter Zeitung be-
richtet, lediglich aus Frankfurter Kunstbesitz und zwar zum
größten Teil aus Privatsammlungen. Die ältesten Denk-
mäler der Tonkunst hat die bekannte Frankfurter Antiquariats-
firma Jos. Baer & Co. ausgestellt. Wichtige Beiträge liefert
auch die Sammlung Paul Hirsch. In großer Reichhaltig-
keit ist die ältere Literatur musikalischer Lehrbücher ver-
treten. Da besonders auf der Entwickelung des Buch-
schmucks in dieser Ausstellung das Hauptgewicht liegt,
so sind auch zahlreiche Titelblätter von Musikalien aus-
gestellt, die gewöhnlich Hauptszenen aus den betreffenden
Opern darstellen. Auch die Kunstgewerbe-Bibliothek steuerte
eine Sonderabteilung bei, die vorwiegend zeitgemäße künst-
lerische Ausschmückungen und Illustrationen zeigt. Be-
sondere Beachtung verdienen die eigenen geschmackvoll
ausgestatteten Verlagswerke, die die Leipziger Firma Breit-
kopf & Härtel zeigt.

Die nächstjährige große Ausstellung in Düsseldorf
wird nur in beschränktem Maße das Ausland zulassen, und
zwar sollen nur hundert bestimmte ausgesuchte ausländische
Gemälde und fünfzig ausländische Skulpturen herbeigezogen
werden.

SAMMLUNGEN

Der Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden sind als
Vermächtnis einige Bildnisse zugefallen, die als Zeugnisse
der Dresdner Kunst aus der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts ebenso interessant sind, wie durch die darge-
stellten Persönlichkeiten. Zwei dieser Bildnisse, eines von
dem Professor an der Kunstakademie Traugott Leberecht
Poch man (1762—1830), das andere von dem Galeriedirektor
Friedrich Matthäi (1777—1845), stellen den reichen Leipziger
Kaufherrn J. G. Quandt dar, zwei andere von Karl Vogel
von Vogelstein (1788—1863) stellen dessen Sohn Gottlob
von Quandt (1787—1859) und seine Frau, eine geborene
Meißner dar. Der letztere, der auch jetzt noch weiteren
Kreisen aus Ludwig Richters Selbstbiographie bekannt ist,
genoß in Dresden als Kunstfreund und Schriftsteller hohes
Ansehen. Er war auch Mitglied des Akademischen Rates
und der Galeriekommission. Vogel von Vogelstein hat
v. Quandt dargestellt, wie er vor einer Mappe mit Hand-
zeichnungen neben einem Bücherbrett sitzt. Noch besser
ist das Bildnis der Frau von Quandt in rotem Sammetkleid
und schwarzem Pelzmantel, das Karl Wörmann für eine
der besten und charakteristischsten Arbeiten Vogel von
Vogelsteins erklärt. Von den beiden Bildnissen J. G. Quandts
des Älteren — beides lebensgroße Kniestücke — ist nament-
lich das von Matthäi ein beachtenswertes Kunstwerk und
weit besser als seine Historienbilder Ermordung des Ägisth
und Tod des Kodrus. Die vier Bildnisse sind ein Ver-
mächtnis des Herrn Johann Gustav von Quandt, des Sohnes
von Johann Gottlob von Quandt, der am 29. Juni 1908 zu
Kaden in Böhmen gestorben ist. — Weiter schenkte Frl.
Therese Francke das Bildnis ihrer Großmutter Frau Ober-
leutnant Kötsch, geb. v. Petzold, der Tochter eines seinerzeit
hochgeschätzten Dresdener Arztes, ein Meisterwerk von
 
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