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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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305

Denkmalpflege — Denkmäler — Funde — Archäologisches

306

Im Wettbewerb um die Bebauung des Markt-
platzes und den Neubau eines Rathauses zu Delmen-
horst wurden zwei Preise von je 1500 Mark den Archi-
tekten Emmingmann in Berlin und Hein & Stoffregen in
Bremen verliehen. Den dritten Preis erhielten Hans und
Heinrich Lassen in Bremen.

Zur Ausgestaltung des Platzes vor dem Steglitzer
Rathause wird unter den Architekten, Bildhauern und
Gartenkünstlern von Groß-Berlin ein Wettbewerb zum
i. Mai d. J. erlassen. An Preisen sind 1000, 600 und
400 Mark ausgesetzt.

DENKMALPFLEGE
Auch die Stadt Magdeburg hat jetzt auf Grund des
Gesetzes vom 15. Juli 1907 ein Ortsstatut gegen die Ver-
unzierung der Straßen und Plätze erlassen, dessen Hand-
habung in den Händen der Baupolizei und eines künstle-
rischen Beirates hegt.

DENKMÄLER
X Die Gestaltung des Abbe-Denkmals in Jena ist
nun endgültig bestimmt. Das Komitee hat einstimmig be-
schlossen, den von Henri van de Velde ausgearbeiteten
Entwurf ausführen zu lassen. Danach sollen in eine tempel-
artig gehaltene Architektur die Reliefs von Constantin
Meuniers Denkmal der Arbeit eingelassen werden, die man
von den Erben des belgischen Bildhauers erwerben will,
und eine Herme Abbes, für die man Max Klinger zu ge-
winnen hofft, soll in dem Bau zur Aufstellung gelangen.

Ein Denkmal für Giovanni Segantini soll in Arco
am 28. September enthüllt werden, es ist ein Werk des
italienischen Bildhauers Bistolfi und stellt in Bronzeguß den
Künstler in Gebirgstracht dar.

FUNDE

Albenga (Ligurien). Auf dem rechten Ufer des Flusses
Centa, unter den Ruinen des einstigen Hospizes der Jo-
hanniter, welche aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen,
sind altrömische Mauern zum Vorschein gekommen. Es
handelt sich, soviel es scheint, um die Überreste einer
großen Thermalanlage und einiger Gräber.

ARCHÄOLOGISCHES
Das Louvre-Museum hat vor kurzem aus dem Be-
sitz des Mr. Humphry Ward den früher Borghesi-
schen berühmten Marmorkopf erworben, der auf den
Ausstellungen des Burlington Fine Arts Clubs 1893 und
1903 solches Aufsehen erregt hatte. Die Literatur über
den unter dem Titel »Humphry Ward-Kopf« in der Archäo-
logie bekannten Kopf ist eine große. Neuerdings widmet
ihm Eugenie Strong in dem Januarhefte der Gazette des
Beaux-Arts — welche ausgezeichnete Zeitschrift mit dieser
Nummer ihr 50jähriges Jubiläum feierte, was doch in
Deutschland auch registriert werden soll — wieder einen
größeren Aufsatz. Der Kopf sei sicher in die Periode von
ungefähr 460 v. Chr. zu setzen, in dem die archaische Strenge
definitiv vor der Schönheit der Kunstform zurücktritt. Ein
auffälliges Moment an der Büste, der zwischen dem Haar
hervortretende Oberteil des Ohres, läßt die englische Ar-
chäologin an den Aphroditekopf des ludovisischen Thrones
denken, wenn auch der jetzt in Louvre befindliche Kopf
etwas später sein mag. Jedenfalls aber kann nicht mehr
als eine Generation, nicht mehr als das Verhältnis von
Meister zu Schüler, zwischen den beiden Werken liegen.
Furtwängler hatte in einer seiner letzten Arbeiten (Pytha-
goräs und Kaiamis 1907) ausgesprochen, daß die Beschrei-
bung der Sosandra des Kaiamis durch Lucian auf kein Werk

so exakt passend ist wie auf diese weiblichen Figuren aus
der Zeit von ungefähr 460 v. Chr., die ein so großartiges
Original wie die Geburt der Aphrodite auf dem ludovisischen
Thron und solche Kopien wie die Penelope und andere
weiblichen Statuen des strengen Stils uns geschenkt hat.
Zu dieser vielleicht dem Kaiamis und seiner Schule zuzu-
schreibenden Gruppe, zu der auch die Venus vom Esquilin,
die Läuferin des Vatikans, die sogenannte Aspasia, die
berühmte Hestia Giustiniani und — wenn auch in etwas
spätere Zeit zu datieren — die neugefundene Niobide
gehören, möchte Eugenie Strong auch den Wardschen
Kopf rechnen, der jedenfalls ein hervorragendes Beispiel
der attischen Kunst aus der Mitte des griechischen Cinque-
cento in der Periode ist, wo sie ihre höchste Blüte erreicht.
Die »tete Ward« ist jetzt bei der Hera von Samos und
anderen Meisterwerken der griechischen Kunst in der Salle
Grecque des Louvre aufgestellt. m.

Aus dem Kapitolinischen Museum. Die englische
Archäologenschule zu Rom hat, wie bereits bekannt ist,
sich seit mehreren Jahren mit der Vorbereitung eines wissen-
schaftlichen Katalogs des Kapitolinischen Museums be-
schäftigt, wobei natürlich stets neue wissenschaftliche Ent-
deckungen in betreff der auf dem Kapitol aufbewahrten
Schätze gemacht werden. So hat auch jetzt wieder, wie
das Athenäum mitteilt, der frühere Direktor der Schule
H. Stuart Jones in der öffentlichen Sitzung der British
School at Rome eine Reihe von »Miscellanea Capitolina«
vortragen können, die bei der Katalogarbeit gezeitigt
wurden. Zunächst wies er ein bekanntes Stück des Mu-
seums, den von Scipio Orfitus dem Jupiter Optimus Maxi-
mus Sol Sarapis gewidmeten Altar, den auch Eugenie
Strong (Roman Sculpture Tafel 97) in das Ende des 3. Jahr-
hunderts wegen der Inschrift gewiesen hatte, aus stili-
stischen Gründen in das 1. Jahrhundert. Der Altar sei
später durch Nachkommen des ursprünglichen Widmenden,
der möglicherweise der Konsul des Jahres 51 n. Chr.
Servius Cornelius Orfitus war, im 3. Jahrhundert wieder
benützt worden. In der Tat erinnert die Staffage auf dem
Relief des Altars an die »alexandrinischen Reliefbilder«. —
Ebenso ist Stuart Jones der Ansicht, daß ein weiterer Altar
des Kapitolinischen Museums, der ebenfalls eine Widmung
an den Sonnengott trägt, nicht in das 3. Jahrhundert zu
setzen ist (Strong, Roman Sculpture Tafel 96), sondern
daß er in die erste flavische Periode gehört. Stilistische
Gründe, die Buchstabenform sowie der Inhalt der Inschrift
lassen auf diese frühere Zeit schließen: Freigelassene mit
Namen Claudius, die zu der Wachtkompagnie der horrea
Galbae gehören, jener Magazine am Tiber, die zuerst den
Sulpicii gehört hatten , und dann in kaiserliches Eigentum
übergingen. Die dem Malakbel, dem höchsten Gott von
Palmyra, gewidmete Inschrift ist dann die früheste, welche
den palmyrenischen Kult in Rom zeigt. Solche palmy-
renischen Inschriften aus der hadrianischen Zeit sind schon
früher erkannt. — In der gleichen Sitzung wies derselbe
Redner nach, daß die berühmte, früher in der barberini-
schen Bibliothek und jetzt im British Museum befindliche
sogenannte Portlandvase keineswegs, wie man bis jetzt
angenommen hat, in dem Sarkophage des kapitolinischen
Museums gefunden worden ist, der aus dem »Monte del
Grano« genannten Grabe an der Via Tusculana stammt,
sondern daß man vorerst diese Vase als unbekannter Her-
kunft bezeichnen muß. — Ein weiterer Vortrag von dem
jetzigen Direktor der Schule Thomas Ashby beschäftigt
sich mit der Villa der Quintilii, ungefähr 7 km von Rom
an der Via Appia, die mit dem Fundus ad sex columnas
(Dokument von 961 n. Chr.) zu indentifiziren ist. Ein
Aufsatz darüber erscheint in der nächsten Nummer der
»Ausonia« mit Plänen und Abbildungen. m.
 
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