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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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363

Personalien — Denkmäler — Ausstellungen

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Um die Vorbereitung der Denkmalpflege und der Denk-
mälerstatistik in den Rheinlanden hat er sich bleibende
Verdienste erworben. Viel Schweres war ihm in den
letzten 25 Jahren beschieden: persönliches Unglück, Un-
glück im eigenen Hause. In stiller Zurückgezogenheit,
aber noch immer unablässig tätig und arbeitend, hat er
in der Einsamkeit seines Landsitzes in Kessenich, des ehe-
maligen Burbacher Hofes, diese Zeit verbracht. Seine
wertvolle Sammlung ist schon vor 15 Jahren aufgelöst und
versteigert worden. Die von ihm vorbereiteten Sammel-
werke sind leider unvollendet geblieben. Ein großes Werk
über die fränkischen Ausgrabungen zu Andernach ist im
Druck begonnen, aber stecken geblieben. Für eine Publi-
kation der rheinischen Emails hatte er nur das Material
gesammelt. Jahrzehntelang, schon seit den sechziger
Jahren hatte ihn ein Corpus der Elfenbeinarbeiten beschäf-
tigt, für das er umfängliche Sammlungen angelegt, große
Reisen unternommen hatte. Eine Reihe von Tafeln lagen
in der heute veralteten Lithographietechnik schon in der
ganzen Auflage gedruckt vor, die ganze über eines ein-
zigen Menschen Kraft hinausgehende Publikation ist aber
liegen geblieben — erst jetzt ist der Plan von der deut-
schen kunstgeschichtlichen Gesellschaft wieder aufgenom-
men und wird unter Adolph Goldschmidts energischer
Leitung durchgeführt. Aber mit dem, was er vollenden
durfte, wie mit dem, was er an großen Organisationen an-
geregt und gefördert, hat Ernst aus'm Weerth auf einen
ehrenvollen Platz in der Geschichte der rheinischen Alter-
tumswissenschaft sich dauernden Anspruch erworben.

Giemen.

X Im Haag starb am 20. März Sientje Mesdag van
Houten, die Gattin Hendrik Willem Mesdags, die sich
als ausgezeichnete Stillebenmalerin einen hochgeachteten
Namen erworben hatte. Frau Mesdag war am 23. Dezem-
ber 1834 in Groningen geboren und war eine Schülerin
ihres Mannes, in dessen wunderbarer Gemäldesammlung
ihre Früchte- und Blumenstücke sich auch in der anspruchs-
vollsten Nachbarschaft vorzüglich halten. Früher hatte
Frau Mesdag auch Landschaften gemalt, zum großen Teil
Abendstimmungen, die den schweren, zu einem satten
Dunkel strebenden Ton mit ihren Stilleben gemein haben.
Die liebenswürdige Künstlerin, die jedem Besucher des
schönen Mesdag-Hauses und der Mesdag-Galerie aus der Zeit,
da sie noch nicht Eigentum der Öffentlichkeit war, in sym-
pathischer Erinnerung ist, wird im Haag allgemein betrauert.

PERSONALIEN
Kürzlich verlautete, Professor Dr. Wilhelm Vöge
habe einen Ruf nach Basel angenommen. Das ist un-
richtig. Professor Vöge wird nach Freiburg gehen, wo
er als Ordinarius für Kunstgeschichte im Wintersemester
1909/10 seine Lehrtätigkeit beginnen wird. h.

DENKMÄLER
X Eine Versammlung der Interessengemeinschaften
von Verkehrsvereinen und Burgverwaltungen, die in Godes-
berg a. Rh. tagte, wählte eine Kommission mit dem Auf-
trage, dahin zu wirken, daß das geplante große Bismarck-
Nationaldenkmal am Rhein in Rolandseck auf dem
Rodderberg am Rolandsfelsen Aufstellung finde. Man wies
darauf hin, daß der Ober- und Mittelrhein bereits im Be-
sitz von Nationaldenkmälern seien, und daß zugleich die
allgemein übliche Parallelstellung Rolands mit Bismarck
die Wahl eines Platzes im Bereich der Rolandsage nahe
lege.

X Die Entscheidung des Denkmalsausschusses für das
Heinrich von Kleist-Denkmal in Frankfurt a. O., die
dahin ging, dem Berliner Bildhauer Gottlieb Elster auf

Grund eines von ihm eingereichten Modells die Ausfüh-
rung zu übertragen und auf die Ausschreibung eines Wett-
bewerbes völlig zu verzichten, hat den bemerkenswerten
Widerspruch einer Minorität gefunden, der nach den
nunmehr bekannt gewordenen Abbildungen des Ent-
wurfes nicht ohne Berechtigung zu sein scheint. Soweit
man nach diesen Photographien urteilen kann, sind die
Zweifel wohl verständlich, ob dies Monument tatsächlich
gerade für Heinrich von Kleists Wesen und Poesie einen
rechten Ausdruck geben würde. Gottlieb Elster, der bisher
durch ein Denkmal des jungen Friedrich II. in Rheinsberg
bekannt geworden ist, von dem auch die Nationalgalerie
eine Arbeit (einen Terrakottakopf unter den nicht ausge-
stellten Stücken der Sammlung Felix Königs) besitzt, hat
einen Genius modelliert, der auf einem Postament halb
liegend sitzt und die Leier, die er in den Händen hält, fort-
zulegen scheint. Es lag der Gedanke der Verse zugrunde,
die sich in einem der letzten Gedichte Kleists finden und
die verzweifelte Stimmung seines Lebensausgangs spie-
geln: »Er schließt sein Lied, er wünscht mit ihm zu enden,
und legt die Leier tränend aus den Händen.« Nicht un-
berechtigt scheinen die Einwände, die gegen diesen Ent-
wurf in der »Frankfurter Oder-Ztg.« (Nr. 80) erhoben
werden: daß er nicht geeignet sei, eine charakteristische
Vorstellung von Kleists dichterischer Art zu vermitteln.

AUSSTELLUNGEN
Kunstausstellung im deutschen Künstlerverein
in Rom. Am Abend des Geburtstages des Prinzregenten
von Bayern ist eine kleine, aber wirklich ausgezeichnete
Ausstellung im deutschen Künstlerverein eröffnet worden.
Der interessanteste Teil der Ausstellung besteht aus Zeich-
nungen und Radierungen, aber es fehlen nicht gute Bilder,
feine Skulpturen und auch einige kunstgewerbliche Gegen-
stände. Heinrich Heine, der jetzige Vorsitzende des Künstler-
vereins, hat einige ganz in Thomas Art empfundene Bilder
ausgestellt mit fröhlichen Kindern und saftig-grünen, blü-
henden Landschaften. Man kann ihm wohl eine gar zu
intensive Farbenfreudigkeit vorwerfen, aber an seinem ge-
sunden Humor in der Darstellung der kleinen, lustigen
Geschöpfchen kann man sich nur freuen. Sein »Märchen
vom Regenbogen«, ein Bild, auf welchem eine Anzahl
Kinder den Ringelreihen tanzen im Lichte des Regenbogens,
während am Horizont ein grollendes Gewitter verschwindet,
zeigt uns eine große Innigkeit. Mit feinem Formengefühl
und fruchtbarer Phantasie sind auch seine schönen Schmuck-
gegenstände komponiert. G. Lipinsky stellt einige gute
Zeichnungen aus und ein Bild in Wachstempera, zwei
nackte Mädchen am Meer, von hohem poetischen und
malerischen Wert. Die Auffassung der jugendlichen Körper,
die trotz aller Natürlichkeit doch einen großen, überwirk-
lichen Zug in Gliedern, Stellung und Ausdruck haben, hat
etwas Monumentales und die Gruppe ist geschickt in die
großartige Landschaft hineingepaßt. Das brandende Meer
und die großen quadratischen, mit dürrem Gras bewachsenen
Felsen, haben einen wirklich imposanten, heroischen Zug.
Diesen großartigen Zug hat H. /. Wagner in seinem »Winter
in der römischen Campagna« leider nicht so zum Ausdruck
zu bringen gewußt. Die kleine rauchige Hütte mit dem
Feuer, die frostige Gestalt des Hirten, die wasserdurch-
tränkte Hohlgasse, das alles ist ganz naturgetreu, nur fehlt
dem Ganzen die große Linie, welche der römischen Cam-
pagna so eigen ist, und man würde ohne den Titel eher
an eine nordische Landschaft denken. Der gleiche Künstler
bringt noch eine gute Tiberansicht. MaxRoeder hat zwei
Landschaften ausgestellt, von denen ganz besonders eine
mit weitem Ausblick von den Terrassen einer Villa auf die
von herannahendem Gewitter bedrohte Ebene des Malers
 
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