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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0224

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Vermischtes — Anzeigen

432

in der Nummer vom 23. April, daß er nicht anstehe, mit
aller Bestimmtheit auf die Seite des Dr. Poppelreuter zu
treten und die Madonna für unecht zu erklären. Er habe
nur in dem von uns referierten Bericht die Rücksicht üben
wollen, der definitiven Entscheidung durch allgemeine
Übereinkunft der Fachgenossen nicht vorzugreifen. Bei
ihm persönlich habe sich aber inzwischen durch weitere
Studien, die er in dieser Frage gemacht hat, die Ent-
scheidung bestimmt. Er hat noch einige weitere in die
gleiche Gruppe gehörige Fälschungen aufgefunden, u. a. ein
Bildnis des Kardinals von Bourbon in der Galerie zu Chan-
tilly, das vielleicht sogar von derselben Hand gemalt worden
ist wie die Kölner Madonna. Dieses Bild ist eine Kopie des
aus Boissereeschem Besitz stammenden Gemäldes in Nürn-
berg und galt bisher als gleichzeitige alte Wiederholung.

VERMISCHTES
Über die Stellung, die Berlin in Kunstsachen ein-
nimmt, enthält die April-Nummer des »Burlington Magazine
of FineArts« einen Leitartikel, der außerordentlich charakte-
ristisch ist. Der Herausgeber der genannten Zeitschrift
erzählt, daß er kürzlich in einem Auktionssaal den Auktionär
auf die Qualitäten eines Bildchens aufmerksam gemacht
hat. Einige Tage nach der Auktion stellte sich heraus, daß
das betreffende Bild ein echter signierter (siehe weiter unten)
Rembrandt war, und daß der Käufer mit demselben sofort
nach Berlin abgereist ist. An dieses Vorkommnis nun
knüpft sich eine längere Betrachtung der Kunstverhältnisse
in England, »Großbritannien hat seinen Platz in der Kunst-
welt so vollkommen aufgegeben, daß der Entdecker eines
guten Bildes keinen Tag in London verlieren wird!« ruft
der Herausgeber aus, und weiter: »Es gibt keinen Eng-
länder, der seine Kunstschätze für einen hohen Preis nicht
nach dem Auslande verkaufte«. Aber das Interessante an
der Sache ist die Erkenntnis, daß Deutschland nicht durch
große Geldmittel, sondern durch die regelmäßige und ziel-
bewußte Politik Bodes diese Stellung errungen hat. —
Das genannte Bild wurde bei Robinson and Fisher am
18. Februar, aus einer Privatsammlung in Hampshire stam-
mend, unter der Benennung Eekhout für g1^ Guineas ver-
kauft. Nach Entfernung des modernen Rahmens und einer

sorgfältigen Prüfung entdeckte man die Signatur R. H.
und die Jahreszahl 1631 auf dem Bilde. Die Technik des
Bildes erinnert lebhaft an den Geldwechsler des Berliner
Museums (von Sir Charles Robinson geschenkt). Es stellt
(wie in der »Kunstchronik« Nr. 20 vom 26. März bereits
schon erwähnt) den jugendlichen David mit dem Kopfe
Goliaths dar und wird wohl, trotz der darauf befindlichen
Jahreszahl um 1629—30, also während der Leidener Periode
des Meisters gemalt sein. Bernath.

Henri van de Velde hat sich neulich über seine in
der Weimarer amtlichen Stellung gewonnenen Erfahrungen
über dieZukunft des Betriebes der Volkskunstausgesprochen.
Er erblickt die Gefahr nicht im Untergang der alten Vor-
bilder und der Tradition, sondern in den größeren Chancen,
im Fabrikbetrieb Geld zu verdienen. Er führt ein Beispiel
an: In der altbekannten Thüringer Töpferstadt Bürgel gab
es vor nicht allzu langer Zeit fünfzig bis sechzig Töpfer,
Meister und Handwerker: heute gibt es nur noch zehn!
Jedes Jahr erlöschen mehrere Ofen. Und der Grund des
Rückgangs? Van de Velde sieht ihn nicht in dem Mangel
an Interesse für die Bürgeler Töpferwaren oder in dem
Wettbewerbe des emaillierten Blechgeschirrs, sondern darin,
daß sich in Bürgel eine besonders blühende Industrie, die
Fabrikation von Spazierstöcken, eingeführt hat, und daß es
den Töpfern daher unmöglich geworden ist, Hilfskräfte
und Lehrlinge zu finden. Van de Velde glaubt also, daß
die Volkskunst nur dann am Leben erhalten werden kann,
wenn ihr der Staat gesicherte Asyle einrichtet.

X Der Reichstag hat in seine Ausschmückungs-
kommission, einer Anregung des Vereins Berliner Künstler
(insbesondere einem Antrage des Vorsitzenden Prof. Schulte
im Hofe) folgend, nun einige Mitglieder der deutschen
Künstlerschaft kooptiert: neben Paul Wallot, dem Archi-
tekten des Reichstagsgebäudes, die Professoren Artur
Kampf und Louis Tuaillon in Berlin, Schönleber in Karls-
ruhe und Seitz in München. Man hofft, auf diese Weise
Vorgänge, wie sie sich bei den Wandgemälden Angelo
Janks für den Sitzungssaal abgespielt haben, künftig zu
vermeiden.

X Auguste Rodin hat eine Büste des früheren
Wiener Hofoperndirektors Gustav Mahler vollendet.

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Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
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