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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Sammlungen — Forschungen

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von H. Carl. Ein Kaialog mit historischer Einleitung er-
leichtert den Genuß der Veranstaltung.

Königsberg i. Pr. Die vom Kunstverein arrangierte
Kunstausstellung bietet zwar keine Überraschungen,
läßt auch in der äußeren Aufmachung mancherlei zu wün-
schen übrig, steht aber, was die Durchschnittsqualität der
mehr als 650 ausgestellten Kunstwerke anbetrifft, auf einem
verhältnismäßig hohen Niveau. Daß die von auswärts
kommenden Bilder größtenteils schon von anderen Aus-
stellungen im Reiche her bekannt sind, liegt in der Natur
der Sache. Wesentlich Neues bringen dagegen die Königs-
berger, die sehr zahlreich — 36 Künstler und Künstlerinnen
mit über 150 Werken — erschienen sind. Voran die Pro-
fessoren der Akademie: L. Dettmann, O.Jernberg, O. Hei-
chert, K- Albrecht, K- Storch, H. Wolff und Stanislaus
Cauer, die nicht Respektes, sondern Verdienstes wegen zu-
erst genannt werden. Denn sie sind nicht nur unsere reifsten,
ihre reichen Mittel am sichersten beherrschenden Künstler,
sie geben den Jüngeren auch durch ihre nimmermüde
Schaffenslust, ihr rastloses Vorwärtsstreben ein gutes Bei-
spiel. Nur Heichert scheint momentan ein wenig mani-
riert und doch interessieren gerade seine Sachen wieder
am stärksten; ja die eindrucksvollen, trotz individuellster
Charakterisierung fast monumental wirkenden »Flunder-
weiber« sind unbedingt der Clou der ganzen Ausstellung.
Doch auch die temperamentvollen, tonschönen Damen-
und Kinderporträts, die malerisch reizvollen »Harmonika-
spieler« und das in gedämpften Tönen gehaltene Aquarell
»Unterhaltung« sind Meisterwerke in ihrer Art, während
bei dem viele Vorzüge aufweisenden »Pflugziehenden
Bauernpaar« die Gestalt der Frau leider stark aus dem
Bilde herausfällt. — Sehr gut ist Olaf Jernberg vertreten,
der in seinen Landschaften das Hauptgewicht auf das
Atmosphärische legt. In seinem »herbstlichen Wald«, den
flott hingesetzten »Birken an der Ostsee«, fühlt man förm-
lich die frische, kühle Herbstluft. Vollendeter aber ist der
»Niederländische Kanal« und das in Stimmung vorzügliche
»Pregelufer bei Tauwetter«, das samt zwei älteren Dett-
manns, dem »Abschied« und den »Wäscherinnen am Garda-
see« für unser Stadtmuseum erworben ist.

Neu ist Dettmanns grandiose, mit mächtigen Strahlen-
garben Feld und Wald vergoldende »Sonne«. K. Albrecht
hat stille verträumte Landschaften, zwei sehr schöne, alt-
meisterlich sorgsam gemalte »Stilleben« und eine farbig
delikate Strandszene, da, Karl Storch ein feines, weiches
Winterbildchen. — Neben den Lehrern der Akademie ragen
besonders Rudolf Krauskoff mit einer großgesehenen »Sam-
ländischen Landschaft«, Rudi Hammer mit einem aus-
gezeichneten »Herrenporträt« und E. Kado, der Vielseitige,
auch mit Landschaften, Akt und Porträtbüsten vertretene,
mit seiner tüchtigen »Andacht im Altmännerhause« hervor.
Aus der großen Zahl der übrigen Bilder seien dann noch
die Porträts von E. Grau und A. Seltz, die Landschaften
von C. Lenz (Gegen Abend), Anderson und Eisenblätter
und die »Kornblumen« von Helene Wagenbichler erwähnt.
Dann die gut beobachteten, Tierstück und Landschaft ver-
bindenden Arbeiten Luise Dannehls und die eleganten far-
bigen Zeichnungen Elisabeth Wolff-Zimmermanns. — In
der recht gut beschickten graphischen Abteilung nimmt
Prof. Heinrich Wolff mit seinen famos rassig gemachten,
lebendig charakterisierten Porträtradierungen undAlgraphien
einen ersten Platz ein, — auch seine Schülerinnen H. Neu-
mann und A. Michelau sowie E. Anderson sandten gute
Sachen, — und in der allerdings sehr schwach vertretenen
Plastik dominiert unbestritten St. Cauer, der neben ganz
prächtigen Porträtbüsten ein großes getöntes Relief: einen
brillant in den Raum komponierten kauernden Mädchenakt
von schönem, leicht antikisiertem Linienfluß zeigt, a. r.

SAMMLUNGEN

Im Pariser Louvre ist seit kurzem das schon seit
ungefähr einem Jahre erworbene große Gemälde des
Greco ausgestellt. Der Louvre hat sich damit durch ein
höchst bedeutendes Werk des Meisters bereichert; bisher
besaß er von ihm nur das Porträt eines Königs. Es ist
ein Stück von 2,60 Meter Höhe zu 1,70 Meter Breite und
stellt Christus am Kreuz dar, der den größten Teil des
Bildes einnimmt, vor einem schweren Wolkenhintergrund.
Zu Füßen des Kreuzes ragen in das Bild die halben Körper
der beiden Donatoren Diego und Antonio Covarrubias.
Das Gemälde befand sich ursprünglich in einer Kirche in
Toledo, kam von dort etwa 1835 in Privathand und ge-
langte dann in den Besitz eines französischen Sammlers,
der es aus Erkenntlichkeit für seine Wahlkandidatur dem
kleinen, in den französischen Pyrenäen gelegenen Städtchen
Prades schenkte. Dort führte es ein mißachtetes Dasein,
bis es nunmehr kürzlich der Louvre kaufte, der damit eine
sehr beträchtliche Erwerbung gemacht hat.

Aus Anlaß des siebzigsten Geburtstages von Geh. Rat
Kekule schenkte Generaldirektor Dr. Bode dem Berliner
Antiquarium einen kostbaren griechischen Mischkrug,
der jetzt den glänzenden Mittelpunkt in der Sammlung
jüngerer griechischer Vasen bildet. Fast die ganze Ober-
fläche ist mit einem wundervollen schwarzen Überzuge
bedeckt. Der Mündungsrand ist mit einem eingestempelten
Eierstabe verziert und vergoldet. Den Körper des Kraters
umzieht ein feinstilisierter Rebkranz, der an Werke antiker
Goldschmiedekunst erinnert, mit feinem Tonschlamm plas-
tisch aufgesetzt, mit darüber gelegtem Blattgold. Durch
das herrliche Spiel des Lichtes auf der glänzenden Ober-
fläche, den Kontrast des hellen Goldes mit dem dunklen
Grunde und auch 'durch die scharf gegliederte Form wirkt
das Gefäß wie ein Werk der Metallkunst. Es bietet ein
frühes, aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts
stammendes Beispiel eines sehr vornehmen Geschmackes,
der auf das Bildliche in der Verzierung ganz verzichtet,
der diese vor allem durch technische Vollendung und
Schönheit der Form wirken lassen will.

o In Düsseldorf ist jetzt das Hetjens-Museum,
das die Sammlungen des in Aachen verstorbenen Rentners
L. H. Hetjens enthält, eröffnet worden. Der Neubau be-
findet sich unmittelbar am Kunstpalast. Die umfangreiche
Abteilung »rheinisches Steinzeug« mit vielen seltenen
Stücken bildet den wertvollsten Bestandteil des Vermächt-
nisses.

Das Straßburger Kunstgewerbemuseum erwarb
um 8000 Mark eine prachtvolle goldene Züricher Trink-
schale, die zum Andenken an die Hiersebreifahrt nach
Straßburg 1576 verfertigt worden ist.

X Das geplante Ostasiatische Museum in Kiel
kommt nicht zustande. Die Stadt hat den im Jahre 1904
mit Prof. Adolf Fischer aus Berlin geschlossenen Vertrag
wegen Ankauf seiner großen Sammlung chinesischer,
japanischer und indischer Kunstwerke und Errichtung eines
Museumsgebäudes wieder gelöst.

Die Bibliothek des Yildiz-Kiosk in Konstantinopel
wird in Zukunft öffentlich zugänglich sein. Ihre Aufdeckung
hat ergeben, daß der entthronte Sultan außerordentliche
orientalische Manuskriptenschätze an sich zu bringen ver-
standen hatte.

Das Berliner Kunstgewerbemuseum hat ein Haupt-
werk Delfter Fayencekunst in Gestalt einer großen dick-
bauchigen Vase von Rochus Jacobs Hoppestein erworben.

FORSCHUNGEN
Nochmals die Madonna mit der Wickenblüte.

Dr. Heinz Braune schreibt uns in bezug auf unseren Bericht
 
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