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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0230

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443

Ausstellungen — Sammlungen — Stiftungen — Vereine — Vermischtes

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der Stadtmauern läßt auf eine Stadt von beträchtlicher Be-
deutung schließen. Die Grabinschriften zeigen Bewohner
von allen Teilen der Oikumene, so daß anzunehmen ist, daß
Pagasai einst eine wichtige Hafenstadt in Nordgriechenland
war. Für die Funde von Pagasai, die von der größten
Wichtigkeit für das Studium der Malerei des alten Griechen-
lands sind, und für die prähistorischen Funde aus Thessalien,
die an verschiedenen Stätten zum Vorschein kommen, wird
in Volo ein neues Museum gebaut, das nach »The Nation«
bis zum Mai fertiggestellt sein dürfte. m.

AUSSTELLUNGEN

Die Vereinigung elsässischer Künstler eröffnete
in Straßburg eine Ausstellung von Werken Eugöne Car-
rieres, die einen interessanten Einblick in die Entwickelung
des Künstlers bietet.

Magdeburg. Im Kunstverein findet eine Gedächtnis-
ausstellung zu Hans Thomas 70. Geburtstag statt, die
nur Werke aus dem Besitze von zwei hiesigen Kunstfreunden
bringt. Es sind fast alles Werke aus späterer Zeit, in seiner
zeichnerischen Art, die auch Kolorierung von Lithographien
nicht verschmähte (und damit oft recht anmutige Eindrücke
erzielte, wie man zugeben kann). Nur eine kleine Taunus-
landschaft, ein Aquarell um 1876, weist auf den Weg zurück,
den Thoma gegangen ist: in diesem frühen und ganz gegen-
standslosen« Bildchen handelt es sich allein um die Frage
von Sonne und Licht. — Interessant sind auch die von
ihm entworfenen Fayencen: mit Figuren dekorierte Schalen
und Vasen, deren echter Fayencenstil, zurückhaltende Farben
und geschmeidige Linien sie sehr vorteilhaft von ähnlichen
Produkten des neueren Kunstgewerbes auszeichnen. Das
feine und sichere Liniengefühl Thomas kommt in ihnen
aufs glücklichste zur Geltung. Sch.

Für die Große Berliner Kunstausstellung 1910
hat auch der Verband deutscher Illustratoren bereits
eine besondere Ausstellungskommission gewählt. Es ge-
hören zu ihr Prof. Doepler, F. Jüttner, P. Brockmüller,
H. Zille, W. Kuhnert, F. Stassen und Dr. P. Krämer.

SAMMLUNGEN

Der Kunst-, Kunstgewerbe- und Altertumsverein
für den Regierungsbezirk Koblenz hat am 16. Mai
einen im früheren Realgymnasium neuhergerichteten großen
Museums- und Ausstellungssaal für seine reichhaltige
Sammlung eröffnet.

Das im Jahre 1852 gegründete Römisch-germanische
Zentralmuseum in Mainz hat nach seinem soeben er-
schienenen Jahresbericht in dem abgelaufenen Jahre wieder
einen beträchtlichen Zuwachs erhalten. Die Zahl der Nach-
bildungen aus anderen Museen, auch des Auslandes, die
durch Tausch oder durch Ankauf erworben wurden, be-
laufen sich auf über 700 Nummern; ferner wurden 675 Ori-
ginale erworben, so daß das Museum nunmehr 23000
Nachbildungen und 4500 Originale enthält.

In Leipzig ist am 15. Mai das Institut für Kultur-
und Universalgeschichte eröffnet worden, eine Schöpfung
Professor Karl Lamprechts. Die Bibliothek enthält neben
zirka 1700 gedruckten Werken und zahlreichen Flugschriften
eine große Sammlung von Kunstblättern, Autographen und
viele Tausende von Kinderzeichnungen aus aller Herren
Ländern.

Das Augsburger Maximilian - Museum wird im
Herbst, nachdem die Neuorganisation beendigt sein wird,
seine jetztsehr reichen Bestände dem Publikum wieder öffnen.
Das bisherige Musumsgebäude ist im Innern zum Teil um-
gebaut worden nach dem Entwurf Gabriel von Seidls. Die
Sammlungen der Stadt und die des Historischen Vereins

von Schwaben und Neuburg werden vereinigt und dann
in städtische Verwaltung genommen.

STIFTUNGEN
Anläßlich der Hundertjahrfeier der Akademie der Künste
in München, die bei dieser Gelegenheit zu einer Hochschule
erhoben wurde, haben die beiden Gemeindekollegien ein-
stimmig beschlossen, mit einem Kapital von 70000 Mark
eine Stiftung zu errichten, mit deren Zinsenertrag in der
Höhe von 2400 Mark alljährlich nach den Vorschlägen des
Lehrerrates den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend ent-
weder ein Stipendium oder mehrere Stipendien an Schüler
der Akademie verliehen werden sollen.

VEREINE

Auf der 50. Hauptversammlung des Vereins deutscher
Ingenieure, die vom 14.—16. Juni zu Wiesbaden-Mainz
stattfinden wird, wird u. a. auch Geh. Regierungsrat Dr.-Ing.
Muthesius-Berlin und Eisenbahnbauinspektor Dr.-Ing. H.Jor-
dan-Straßburg über die ästhetische Ausbildung von
Ingenieurbauten sprechen. Als Ort der 51. Hauptver-
sammlung wird Danzig in Vorschlag gebracht werden.
Es liegt von dort bereits eine Einladung vor.

VERMISCHTES

Der Verkauf der Gemäldesammlung König Leo-
polds. Als vor sechs Monaten die Nachricht in Brüssel
und Paris umlief, König Leopold von Belgien habe den
bekannten Pariser Kunstversteigerer Petit beauftragt, ein
Inventar seines Bilderbesitzes aufzunehmen, ahnte so man-
cher das Kommende. Eine solche Aufnahme, von Cardon
verfertigt, besteht; eine zweite also konnte nur dazu dienen,
die Bilder auf den heutigen Verkaufswert hin zu prüfen.
Dann schlief die Sache ein, bis vor wenigen Tagen die
Nachricht aus Paris in Brüssel einlief, der Pariser Kunst-
händler Kleinberger habe ein Dutzend der besten Gemälde
aus der Sammlung des Königs der Belgier erworben. Dieser
ersten, allgemeine Bestürzung hervorrufenden Nachricht
folgte bald die zweite: der aus ungefähr 250 Bildern be-
stehende Kunstbesitz des Königs ist verkauft worden bis
auf einen unbedeutenden Rest. Selbst die Familienporträts,
soweit sie von Reynolds und Winterhalter herrührten, also
einträglich waren, sind ausgewandert. Viele dieser
Bilder gehen nach Amerika, wo sie die Salons der
Geldfürsten zieren werden. Es war in London heim-
lich ein Prachtkatalog in englischer Sprache gedruckt
worden, dessen Titel lautete: »Katalog der Sammlung
Seiner Majestät des Königs Leopold«. Kein Wunder,
daß die amerikanischen Millionäre sich um die Kunst-
werke aus königlichen Besitz rissen! Aber nicht nur
Belgien, sondern auch das ganze Europa kann über das
Geschehene trauern, denn Leopold II. besaß wirkliche
Kunstschätze, deren Echtheit außer Zweifel steht, weniges
ausgenommen. So gehörten zu den Bildern, welche an
Kleinberger verkauft worden sind, ein Hobbema, Pracht-
bild einer friesischen Landschaft, ursprünglich aus den
Kollektionen von Reynders in Brüssel und Taylor in London
stammend. Von Leopold I. beim Verkaufe der Kollektion
Heris mit 18000 Francs erstanden, wurde das Bild heute
mit 300000 Francs verkauft. Die Landschaft Hobbemas
stellt Landhäuser dar unter Eichen im Vordergrund, die
sich von einem leichtwolkigen Himmel abheben; der Hinter-
grund ist von einer strahlenden Sonne durchleuchtet. Dann
von Rubens das Bildnis des Malers Vranck. Ferner
zwei Hals. Das eine Bild ist betitelt »Der gemeinsame
Freund«, und zeigt uns zwei kleine Mädchen mit einer
Katze spielend. Das andere heißt »Die kleinen Spieler»
 
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