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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0283

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549

Wettbewerbe

550

Provinzmuseen in Sachsen abgegeben und neuerdings die
moderne Abteilung der Galerie wieder in glücklicher Weise
angeordnet. Wenn trotz alledem in der alten Abteilung
noch eine Neuordnung als wünschenswert zu bezeichnen
ist, so trägt Woermann daran die geringste Schuld. Denn
diese Neuordnung ist erst möglich, wenn ein neues Ge-
bäude für die moderne Abteilung der Galerie vorhanden
sein wird. Diese Notwendigkeiten hat Woermann selbst
seit Jahren, zuletzt in einer ausführlichen Denkschrift be-
tont. Man hat also kein Recht, sie ihm als Mängel seiner
Verwaltung vorzuhalten. Die Galerie ist so beschränkt,
daß nicht einmal Räume zum Magazinieren von Gemälden
vorhanden sind. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen
läßt sich nicht mehr und nichts Besseres schaffen, als was
Woermann getan hat. Wenn man nun in der Tat daran
dächte, an die Spitze der Dresdner Galerie nach Woermanns
etwaigem Abgange einen Maler zu stellen — sei es wer
es auch sei — so hieße das nichts anderes als eine Des-
avouierung des bisherigen Direktors. Denn eine alte
Galerie, wie die Dresdner, kann nur von einem kunst-
historisch geschulten Manne von reichem Wissen verwaltet
werden und für die moderne Abteilung brauchen wir
wiederum einen Mann von der Unparteilichkeit und sach-
lichen Klugheit Woermanns, nicht aber einen Maler, der
nach seiner ganzen Vergangenheit und seiner ganzen An-
schauung nach Partei sein müßte und der von Kunst-
wissenschaft im Sinne des Woermannschen Katalogs keine
Ahnung hat. Eine solche Ernennung würde also in jeder
Beziehung ein Unglück für die Dresdner Galerie sein.
Jedenfalls müssen wir zunächst wünschen, daß Karl Woer-
mann der Dresdner Galerie noch recht lange erhalten bleibt.

505

Professor Dr. Josef Strzygowski, bisher in Graz, hat
als Nachfolger Franz Wickhoffs das Ordinariat der Wiener
Universität übernommen. Strzygowski steht jetzt im
48. Lebensjahre.

Mr. Lionel Cust hat sein Amt als Direktor der Na-
tional Portrait Gallery in London niedergelegt. Sein Nach-
folger wird Professor Holmes, der Herausgeber des Bur-
lington Magazine.

Dr. W. Worringer, bisher in München, erhielt die
venia docendi für Kunstgeschichte an der Universität Bern.

Prof. Ludwig Dettmann, der Direktor der Kunst-
akademie in Königsberg i. Pr., ist aus Anlaß seiner 25jäh-
rigen Künstlertätigkeit von der dortigen Universität zum
Ehrendoktor der Philosophie ernannt worden.

Professor Halmhuber, der Direktor der Kölner Kunst-
gewerbeschule, hat einen Ruf als ordentlicher Professor
an die Kgl. Technische Hochschule zu Hannover erhalten
und angenommen.

Kunstmaler Professor August von Brandis, Dozent
an der Technischen Hochschule zu Danzig, ist an die
Technische Hochschule in Aachen berufen worden. Das
Suermondt-Museum in Aachen besitzt von ihm eine Grab-
legung Christi aus dem Jahre 1894. Die Interieurs, die
der Künstler in den letzten Jahren auf der großen Ber-
liner Kunstausstellung zeigte, gehörten zu den malerisch
besten Leistungen, denen man dort begegnen konnte.

Henri Harpignies, der letzte der Schule von Fon-
tainebleau, hat am 28. Juli seinen 90. Geburtstag ge-
feiert. Neben Andreas Achenbach und dem englischen
Maler Frith ist er heute der Senior der europäischen
Malerei.

WETTBEWERBE
Der kunstgeschichtliche Preis aus der Herman
Grimm-Stiftung, der alle vier Jahre fällig ist, kam dies-
mal bei den akademischen Wettbewerbungen der Berliner

Universität zur Verleihung. Die Aufgabe lautete: »Die
Baumzeichnung in der deutschen Graphik des 15. und
16. Jahrhunderts«. Verfasser der preisgekrönten Arbeit ist
Dr. Ignaz Beth.

Das Ergebnis des Wettbewerbes für das neue Münchener
Polizeigebäude bedeutet eine gewichtige Stimme zur
Erhaltung der Augustinerkirche, deren Hochschiff und
Steildach eine der glücklichsten architektonischen Situations-
schönheiten Alt-Münchens bildet. Von 80 Entwürfen ziehen
54 die Wiederverwendung der jetzt als Mauthalle dienen-
den Kirche in Rechnung, nur 26 wollen die Kirche zu-
gunsten eines Umbaues niederlegen. Das Preisgericht, in
das Prof. Carl Hocheder eintrat, verlieh den ersten Preis
von 12000 Mark den Herren Delisle und Ingwersen, den
zweiten von 9000 Mark Hessemer und Schmidt, sämtlich
in München, zwei dritte Preise von je 6000 Mark fielen
Scholer und Bonatz in Stuttgart sowie Prof. Dr. Theodor
Fischer in München zu. Zwei vierte Preise erhielten Prof.
Richard Berndl in München und Franz Kuhn in Heidel-
berg. Für je 2000 Mark wurden angekauft die Entwürfe
von Oberingenieur Blößner, Bauamts-Assessor Buchert,
Prof. Em. von Seidl in München und Prof. Friedrich Pützer
in Darmstadt. Von den Entwürfen entschieden sich die
mit dem ersten, zweiten und vierten Preise und der Prof.
Fischers für die Erhaltung, nur der andere dritte Preis für
die Vernichtung der Mauthalle. So bedeutet der Spruch
des Preisgerichts eine Kundgebung zugunsten der ehr-
würdigen Augustinerkirche.

In dem Wettbewerb für den Kurhausneubau zu
Warnemünde wurde ein erster Preis nicht verliehen. Als
zweite Preise erhielten je 2500 Mark Wilhelm Kamper in
Köln-Ehrenfeld und Paul Korff in Laage in Mecklenburg.

Ein Wettbewerb um Vorentwürfe für eine Kunst-
gewerbe- und Handwerkerschule in Köln wird unter
den deutschen Architekten bis zum 25. November d. J.
ausgeschrieben. Für die drei besten Lösungen steht eine
Gesamtsumme von 15000 Mark, für weitere Ankäufe
3000 Mark zur Verfügung.

Im Wettbewerb für das Museum in Neuß er-
hielten unter 65 Arbeiten zwei erste Preise F. Berger in
Schöneberg-Friedenau und Hermann Pflaume in Köln. Den
zweiten Preis trugen Schilling und Schmitz in Köln davon.
Zwei Entwürfe wurden angekauft.

Für ein Denkmal Joseph v. Eichendorffs in Bres-
lau schreibt ein Komitee, das sich dort gebildet hat, einen
Wettbewerb unter den deutschen Bildhauern aus. Das
Denkmal soll ein Standbild aus Bronze werden, das den
Dichter in ganzer Figur stehend oder sitzend darstellt und
im Scheitniger Park seinen Platz finden. Der Situations-
plan kann von dem Schlesischen Museum für bildende
Künste bezogen werden. Die Herstellungskosten, aus-
schließlich der von der Stadt Breslau übernommenen Fun-
damentierung, dürfen die Summe von 24000 Mark nicht
überschreiten. Die Modelle und Zeichnungen sind bis
zum 15. November d. J. an das Schlesische Museum der
bildenden Künste in Breslau, Museumsplatz, einzusenden.
Es werden drei Preise zu 1500 Mark, 1000 Mark und
500 Mark ausgesetzt.

Zum Wettbewerb um ein Denkmal Peters d. Gr.
in Riga, das zur Erinnerung an die vor 200 Jahren erfolgte
Eroberung Livlands und Rigas errichtet werden soll, waren
58 Entwürfe eingetroffen, von denen eine nicht unbe-
deutende Anzahl aus deutschen Werkstätten hervorgegangen
.war. Das Preisgericht hat ausschließlich nur solche Ent-
würfe prämiiert und zum Ankauf empfohlen, die der
historischen Richtung angehören. Dadurch ist leider der
hervorragendste Entwurf mit dem Kennwort »Imperator.
Livland-Riga«, als dessen Verfasser nachträglich der Schöpfer
 
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