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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0284

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Denkmalpflege — Denkmäler — Funde — Ausstellungen

552

des Hamburger Bismarckdenkmals, Prof. Hugo Lederer be-
kannt wurde, von der Prämiierung ausgeschlossen ge-
blieben. Er stellt den Kaiser lorbeerbekränzt in archaischer
Imperatorengewandung, in den Händen Zepter und Reichs-
apfel haltend, auf einem einfachen Sockel dar, der die
Mitte eines kreisrunden, vorne als Ruhebank ausgebildeten
Unterbaues einnimmt. Flankiert wird der Unterbau von
den prächtigen Figuren Livland und Riga. Die Silhouette
des ganzen Denkmals ist von imponierender Wirkung; es
würde sich vorteilhaft in das Straßenbild einfügen. Auch
einem Entwurf, der die Kaiserfigur auf einem Sockel von
einfachen wuchtigen Formen stehend zeigt — nachträglich
als Arbeit des Bildhauers Konstantin Starck-Berhn bekannt
geworden — blieb die Anerkennung versagt.

Mit dem ersten Preise ausgezeichnet ist der Entwurf
des Bildhauers Alexander Baumann, eines Schülers der
Dresdener Akademie, und des Professors Schilling, z. Z.
Lehrer an der Stieglitzschen Kunstschule in Petersburg.
Baumann stammt aus Reval. — Den zweiten Preis errang
der Bildhauer Franz Pritel aus Berlin mit einem Reiterbild
auf schön stilisiertem hohem Sockel; den dritten Preis
Professor W. Wandschneider-C\ciax\ot\.e.nbutg, ebenfalls mit
einer Reiterfigur. Angekauft wurden der Entwurf eines
Reiterbildes von Bildhauer Richard Schmidt-Cassel in Berlin,
und ein Entwurf des in Riga lebenden Bildhauers F. Vlassak.

Das Denkmalkomitee hat sich für den Entwurf des
Bildhauers Schmidt-Cassel entschieden und diesem bereits
die Ausführung übertragen. Der Sockel soll aus finnlän-
dischem grauem Granit, das Reiterbild aus Bronze her-
gestellt werden. Als Tag der Enthüllung ist der 4. Juli
1910 bestimmt. -n.

DENKMALPFLEGE

Trotz des Einspruches zahlreicher namhafter Kunst-
gelehrter steht es jetzt fest, daß die Burg Altena in West-
falen wiederhergestellt wird. Von einem Privatmann ist
kürzlich wiederum eine Spende von 40000 Mark einge-
laufen. Dagegen verhalten sich die unabhängigen Städte
zum Teil ablehnend gegen den Plan. In Dortmund ist
kürzlich ein Antrag des Magistrats, den Betrag von
15000 Mark in drei Jahresraten von je 5000 Mark für
diesen Zweck zu verwenden, infolge des Widerspruchs der
Stadtverordneten, wieder zurückgezogen worden.

Kleve. In Kleve ist kürzlich in Anwesenheit des
Kaisers ein Denkmal des großen Kurfürsten von Peter
Breuer enthüllt worden. Bei dieser Gelegenheit sind auch
kunstgeschichtlich wichtige Entscheidungen gefallen. Die
»Kölnische Zeitung« vom 10. August berichtet darüber:
Im inneren Schloßhofe war das große aus Bedburg stam-
mende Doppelgrabmal des Grafen Arnold II. von Kleve
und seiner Gemahlin Berta provisorisch aufgestellt, eine
prachtvolle steinerne Tumba mit den überlebensgroßen
Figuren des Grafenpaares, eine hervorragende Arbeit vom
Anfang des 14. Jahrhunderts. Das Denkmal, das in hundert
Stücke in der Franzosenzeit zerschlagen und dann ver-
graben war, ist auf Kosten der provinziellen Denkmalpflege
wiederhergestellt worden. Es besteht die Absicht, dieses
Denkmal zusammen mit den beiden in der Stiftskirche zu
Kleve befindlichen Monumenten, die dort schmählich auf
die Seite geschoben sind — dem Denkmal des Grafen
Adolf IV. und seiner Gattin Margareta von Berg und dem
des Grafen Johann II. und seiner Gattin Mechtild von
Hessen — in der Michaelskapelle neben der Stiftskirche
unterzubringen. Der Kirchenvorstand will diese pietätvoll
zu einem Gesamtdenkmal des klevischen Herrscherhauses
ausgestalten. In dem großen wiederhergestellten Saal des
Schlosses, der als Sitzungssaal für das Landgericht dient,
erläuterte der Provinzialkonservator dem Kaiser eingehend

die dort ausgestellten großen Pläne und Aufnahmen des
Schlosses, vor allem auch die Aufnahmen der jüngst vor-
genommenen Ausgrabungen und Untersuchungen, die den
alten Umfang festgestellt haben. Besonders freudigen
Widerhall fand es, daß der Kaiser wiederholt laut und
energisch erklärte, das Gefängnis müsse aus dem Schlosse
heraus. Bekanntlich dient die eine Hälfte des Schlosses
mit dem ehrwürdigen Spiegelturm seit dem Anfang des
19. Jahrhunderts als Kantonsgefängnis, der Schloßhof mit
den Arkaden des Großen Kurfürsten ist durch eine 4 m
hohe nackte Mauer nach außen abgeschlossen. Diesem
unwürdigen und unhaltbaren Zustand wird nun zur Ge-
nugtuung aller Denkmalfrennde durch diese kaiserliche Ent-
scheidung ein Ende bereitet werden.

DENKMÄLER
Das Denkmal der Kaiserin von Professor Karl Begas,
das kürzlich im neuen Rosengarten des Berliner Tier-
gartens enthüllt wurde, ist eine Wiederholung der Statue
im Privatgarten des Kaiserpaars am Neuen Palais in Pots-
dam. Den Besuchern der königlichen Schlösser war dieses
wenig glückliche Werk, dessen Marmortechnik lebhaft an
»moderne« italienische Friedhofskunst gemahnt, längst be-
kannt, durch die Art der Aufstellung aber natürlich jeder
öffentlichen Kritik entzogen. Im Interesse des Künstlers
kann man es nur bedauern, daß es nicht dabei ge-
blieben ist.

Von den preisgekrönten Entwürfen für das Staven-
hagener Fritz Reuter-Denkmal wurde der von Prof. Wil-
helm Wandschneider in Berlin vom Preisgericht und
Komitee zur Ausführung bestimmt.

Wilhelm Leibi soll in Köln anläßlich der zehn-
jährigen Wiederkehr seines Todestages ein Denkmal er-
richtet werden.

In Aachen ist kürzlich die Statue des »wehrhaften
Schmiedes«, eines Aachener Freiheitshelden aus dem
13. Jahrhundert, enthüllt worden. Das Denkmal ist ein
Werk des einheimischen Künstlers Karl Bürgers.

Ein Denkmal des Malers Gerome, verfertigt von seinem
Schwiegersohne, dem Bildhauer Aime Morot, ist am 8. Juli
in Paris enthüllt worden.

FUNDE

In der St. Johanniskirche in Thorn ist bei Renovierungs-
arbeiten ein Wandgemälde entdeckt worden, welches das
Jüngste Gericht und die Kreuzigung Christi darstellt.

AUSSTELLUNGEN

Die Sammlung A. W. von Heymel, besonders reich
an Werken französischer Künstler, von Constantin Guys,
Manet und Renoir bis auf van Gogh, Gauguin, Toulouse-
Lautrec, Pierre Bonnard ist zurzeit leihweise in der Kunst-
halle zu Bremen ausgestellt.

Eine Ausstellung kirchlicher Kunst ist Ende August
zu Beginn der Generalversammlung der Katholiken Deutsch-
lands in Breslau eröffnet worden. Sie findet im Schlesi-
schen Museum für Kunstgewerbe und Altertümer statt.
Den Glanzpunkt der Abteilung »Alte kirchliche Kunst in
Schlesien« bildet der Breslauer Domschatz mit seinen vielen
kostbaren Werken der Goldschmiedekunst von der Gotik
bis zur Barockzeit. Von Werken der Malerei sind die
beiden Madonnen von Lukas Cranach aus dem Breslauer
und dem Glogauer Dome zu nennen, ferner der prachtvolle
gotische Flügelaltar des Petrus Wartenberg aus der Bres-
lauer Kathedrale. Auch der größte Schatz der Dorfkirche
in Rothsürben bei Breslau, die über einen Meter hohe
Christusfigur, die Adriaen de Vries im Jahre 1604 geschaffen
hat, wird hier zum erstenmal einer breiteren Öffentlichkeit
 
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