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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0291

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565

Denkmäler — Ausgrabungen — Funde — Archäologisches — Ausstellungen

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DENKMÄLER
X Das Denkmal für Heinrich von Treitschke im

Vorgarten der Berliner Universität, ein Werk von Prof.
Siemering, wird am 9. Oktober enthüllt werden. Der der-
zeitige Rektor der Universität, Prof. Kahl, wird die Weihe-
rede halten.

X Das Heine-Denkmal. Die Absicht des Ham-
burger Verlagsbuchhändlers Julius Campe, das Heine-
Denkmal, das bis vor kurzem im Park des Achilleion auf
Korfu stand, in Hamburg zur Aufstellung zu bringen,
scheint unausführbar zu sein. Der Hamburger Senat hat
die Annahme der der Stadt zugedachten Schenkung ohne
nähere Begründung kurzer Hand abgelehnt.

Eine Büste Josef Joachims gelangte als Geschenk
in den Besitz der Berliner Akademie der Künste. Das
lebensgroße Werk ist eine Stiftung seines Schöpfers, des
Bildhauers Prof. Otto Lessing. Oleichfalls in den Besitz
der Akademie ging Otto Lessings Büste des vorigen Präsi-
denten de» Akademie, des Architekten Geh. Rats Prof.
Dr.-Ing. Johannes Otzen über.

Die Stiftung der Büsten von Grashof und Zeuner
für das deutsche Museum in München hat jetzt der Ver-
ein deutscher Ingenieure beschlossen. Der Vorstand will
den hierfür erforderlichen Betrag von etwa 5500 M. in den
Haushaltplan für 1911 einstellen.

Ein Denkmal für Thomas Gainsborough soll in
der Vaterstadt des Künstlers, Sudbury, errichtet werden.
Von den erforderlichen 2000 Pfund ist über die Hälfte
schon zusammengebracht; der ausführende Künstler ist
noch nicht bestimmt. Es soll ein Bronzestandbild werden,
und auch die symbolischen Figuren am Sockel fehlen nicht
im Plane.

Denkmal für Cavalcaselle. Dem Kunsthistoriker
Giovanni Battista Cavalcaselle, dessen gemeinsam mit
J. A. Crowe verfaßte italienische Kunstgeschichte noch
immer das standard-work des Faches bildet, wird in seiner
Geburtsstadt Legnano ein Denkmal errichtet. Die in Bronze
dargestellte Halbfigur des Gelehrten ist eine Arbeit des
Venezianers Carlotti, der Unterbau mit vier breiten Marmor-
säulen und Goldmosaik rührt von dem Architekten Rupolo
her. Großen Anteil an dem Zustandekommen des Denk-
mals hat Generaldirektor Wilhelm Bode.

Ein Denkmal für Paul Cezanne will ein Pariser
Komitee errichten. Es wurde Aristide Maillol, dem eigen-
artigen Pariser Bildhauer, in Auftrag gegeben.

AUSGRABUNGEN

Ostia. Die in allerletzter Zeit wieder aufgenommenen
Ausgrabungen haben zur Entdeckung der Hauptstraße,
welche als Fortsetzung der Via Ostiensis die ganze Hafen-
stadt durchzog, geführt. Auf beiden Seiten hatten die an
die Straße grenzenden Häuser große, breite Lauben. Um
die Straße ganz freilegen zu können, wird man zwei Güter
des Fürsten Aldobrandini und des Bischofs von Ostia
ankaufen. h.

Velletri bei Rom. Nahe bei der Villa Giullti sind
bei größeren landwirtschaftlichen Arbeiten große römische
Bauten zum Vorschein gekommen, die man als Trümmer
einer vornehmen altrömischen Villa glaubt deuten zu können,
und die wohl mit der Person des ersten römischen Kaisers
Caesar Octavianus in engster Verbindung stand. Die Fa-
milie der Octavier stammte aus Velitrae. In dem Wein-
berg, wo die Ruinen jetzt zum Vorschein gekommen sind,
und welcher noch den bedeutungsreichen Namen San Cesareo
führt, wurde 1870 ein Medaillon gefunden, das den mit
der Corona urbica gekrönten Kopf Octavians zeigte. Das
Medaillon ist jetzt im Nationalmuseum in Neapel auf-
bewahrt, h.

FUNDE

Marino bei Rom. Der Pfarrer Guglielmo Grassi hat
im Dom ein bronzenes Altarkruzifix entdeckt, welches er
wohl mit Recht dem Bernini zuschreibt.

ARCHÄOLOGISCHES
Archäologische Entdeckungen im alten König-
reich Äthiopien. Jüngst ist durch die Zeitungen die
Nachricht gegangen, daß der englische Archäologe A. H.
Sayce die Stätte des alten Meroe' gefunden hat, und zwar
liegen die Schutthügel, welche die alte berühmte Stadt
verdecken, bei dem heutigen Dorfe Segek. An dieser
Stelle haben übrigens schon andere vorher das alte Meroe
angenommen. In einer Sitzung der englischen Gesellschaft
für biblische Archäologie sprach nun Professor Sayce über
seine Forschungen in diesen Gegenden, und zwar zunächst
über die meroitischen hieroglyphischen Inschriften, von
denen er viele auf seiner Forschungsreise gefunden hat,
(wie viele davon neu gefunden sind, bleibt abzuwarten).
Eine der Hauptursachen, daß die Entzifferung der nubischen
Inschriften so wenig Fortschritte gemacht hatte, liegt in
der mangelnden Akkuratesse der Inschriften-Publikationen.
Darauf beschrieb Sayce die Entdeckung der Überreste des
großen Amontempels zu Meroe, wodurch die Lage dieser
großen altberühmten Stadt fixiert werden kann. Naga,
das man bisweilen für Meroe angenommen hat, war da-
gegen das Aiwa der Inschriften, eine geheiligte Stadt. Die
Ruinen daselbst, die man als solche von Häusern ange-
sehen hat, sind in Wirklichkeit Gräber. In dem Gebirge
oberhalb Naga fand Sayce ein Felsengrab und eine große
Zisterne und es gelang ihm auch, die Straße zu fixieren,
die an Naga vorbei von Abessinien nach den Nilhäfen des
Reiches führte. In der Verfolgung dieser Straße kam Sayce
durch eine ganze Reihe von Tempeln und Gräbern, die
nach seiner Annahme das alte Tolles identifizieren lassen.
Eine wichtige Entdeckung war auch, daß in der Periode
der 18. Dynastie der blaue Nil die südliche Grenze des
ägyptischen Reiches gebildet hat. Nach dem Aufsteigen
der 24. Dynastie zogen sich die hohen Priester von Theben
nach dem Sudan zurück und bildeten daselbst das äthi-
opische Königreich mit den beiden Hauptstädten Napata
und Meroe. Die äthiopische Kultur, die ursprünglich,
ägyptisch war, wurde nachher barbarisiert und bald nach
dem Beginn der christlichen Zeitrechnung bestieg eine.
Negerdynastie den Thron und die Kunst wurde durch und
durch barbarisch. Eine zerbrochene griechische Inschrift,,
die an der Stätte von Meroe gefunden wurde, dessen Ruinen
so ausgedehnt sind wie die von Memphis, zeigt, daß das
Königreich Äthiopien im 4. Jahrhundert n. Chr. durch einen
König von Aksum erobert wurde. Über Aksum sind wir
durch die deutsche Expedition, die 1905/6 unter der Leitung
von Krencker und Littmann dahin geschickt wurde, neuer-
dings gut unterrichtet (s. Archäolog. Anzeiger 1907, Sp. 35 ff).
Aksum liegt in der heutigen Provinz Tigre auf dem 14. Grade
nördlicher Breite. Unter den dortigen Ruinen ragen die
Stelen durch ihre Eigentümlichkeit und ihre Höhe hervor.
Es sind wahre Wolkenkratzer, die sich bis zu dreizehn
Stockwerken erhöhen. Die alten Arbeiten von Dillmann
über das Reich von Aksum (Veröffentlichungen der Berliner
Akademie 1879 und 1880) sind immer noch maßgebend.
Griechische Inschriften von Aksum sind aus früherer Zeit
vorhanden als die jetzt gefundene griechische, welche die
Zerstörung des Reiches von Meroe durch den König von
Aksum im 4. Jahrhundert n. Chr. meldet. m.

AUSSTELLUNGEN
Ausstellung von Kleinporträts in Mannheim.
Der Mannheimer Altertumsverein veranstaltet zur Feier
 
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