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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0293

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56g

Sammlungen

570

Anläßlich des IX. Internationalen Kunsthistorischen
Kongresses finden in München in diesen Tagen eine An-
zahl von Ausstellungen statt. Die Graphische Sammlung
stellt Zeichnungen und Stiche deutscher Meister des 15. Jahr-
hunderts aus. In der Kgl. Residenz werden orientalische
Teppiche des 16.—18. Jahrhunderts gezeigt; im Bayerischen
Nationalmuseum gotische Tafelbilder der Münchener Schule,
sowie altes bayerisches Porzellan. Das Münzkabinett zeigt
deutsche Medaillen. Die Hof- und Staatsbibliothek ver-
anstaltet eine Ausstellung zur Geschichte der Miniatur-
malerei, und der Kunstverein München eine bis zum
30. September währende Spezialausstellung, die die Mün-
chener Malerei des 18. Jahrhunderts unter besonderer Be-
rücksichtigung der zweiten Hälfte in übersichtlicher syste-
matisch geordneter Form vorführen soll.

Die Brüsseler Weltausstellung wird der Kunst-
pflege eine besondere Beachtung schenken. Einer der
besten belgischen Meister, Bildhauer Charles Samuel, hat
soeben den Entwurf der Gruppe vollendet, welche das
Hauptportal krönen wird. Die Gruppe symbolisiert die
belgische Nation, dargestellt durch eine weibliche Figur in
edlen Linien. Ihre zum Willkommen weit ausgestreckten
beiden Arme reichen den Besuchern der Ausstellung Kränze
hin. Ihr zur Linken hockt die Gestalt der Wissenschaft,
zur Rechten die Industrie. Das Werk ist von großem
Wurf und fügt sich gut in die Architektur des Portals ein.
Die Vorderseiten der Hallen werden durch Bildhauer vom
Range eines Rombeaux, Braeck, Marin, Devreese, Dubois,
de Tombay, Herin künstlerisch ausgeschmückt werden.
Ein halbes Dutzend jüngerer Künstler wird unter Leitung
von Mascre der zur Ausstellung führenden Rue des Na-
tions durch eine Anzahl figürlicher Monumente eine künst-
lerische Physiognomie geben. a. r.

Loreto. Die Verwaltung der Sacra Casa hat in dem
schönen Gebäude des Palazzo Regio eine interessante Aus-
stellung alter Kirchenkunst gesammelt, die in den aller-
nächsten Tagen eröffnet werden wird.

SAMMLUNGEN

Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum. Wir müssen
diesmal statt von einer Erwerbung von einem betrüblichen
Auszug berichten: Die Sammlung Otto Wesendonk, die
unser Museum seit langen Jahren ziert, ist in diesen Tagen
ausgeräumt worden; nach den Bestimmungen der Leiher
wird die Sammlung für die nächsten Jahre im Bonner
Provinzialmuseum aufgestellt werden. Als Erinnerung
bleiben uns wenigstens vorläufig noch ein paar gute Stücke:
die Madonna des Lorenzo Costa mit drei Heiligen, die
öfters besprochene Landschaft Patinirs mit der Staffage
von Jägern, die Landschaft mit der Ruine von Jakob Ruis-
dael, ein großes Bauernstück von Ostade und die schöne
Flachlandschaft von Jan Vermeer von Haarlem. r.

X Für die Berliner Nationalgalerie wurden auf
der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung vom
preußischen Staat die Gemälde »Am Schweinestall« von
Ludwig Deittnann, »Hochwasser in Laufenburg« und »An
der Blau in Ulm« von Gustav Schönleber, sowie die Bronze
»Rabe« von Ludwig Vordermayer (Berlin) angekauft. —
Außerdem hat die Nationalgalerie in letzter Zeit zwei
Ölstudien von Peter Janssen erworben, überlebensgroße
männliche Studienköpfe. Als Überweisung des Berliner
Kupferstichkabinetts erhielt die Sammlung vier Aquarelle
von Carl Graeb, dem bekannten Berliner Architekturmaler.
Ferner erwarb sie eine Arbeit des Marinemalers Professor
Carl Saltzmann »Ich hatt' einen Kameraden«. Außerdem
wurde die Nationalgalerie durch Christian Daniel Rauchs
berühmte Goelhebiiste bereichert, die Anfang der zwanziger
Jahre in Weimar entstanden ist.

Portalskulpturen vom Florentiner Dom im Kaiser-
Friedrich-Museum in Berlin. Der plastische Schmuck
der alten Domfassade, der zwischen 1296 und c. 1420 ent-
standen, schon 1588 — vor seiner eigentlichen Vollendung —
abgetragen wurde, ist seither in Museen und Privatbesitz
zerstreut. Poggi hat einen großen Teil desselben in seinen
italienischen Forschungen des deutschen kunsthistorischen
Instituts zusammengestellt, und seine Publikation der Flo-
rentiner Domurkunden ist dadurch noch viel wertvoller
geworden. Am jüngsten sind die Nischenstatuen der
eigentlichen Wand, denn sie ward erst 1357 durch Talenti
der alten Mauer Arnolfo di Cambios als Verstärkung vor-
gelegt. Späten Datums sind auch die Statuetten in den
Seitenwandungen des Hauptportals; dies ist ja in seiner
alten Fassung nie ganz vollendet worden. Seine Lünette
umschloß als Hauptfigur, die thronende Madonna, jene
große Marmorstatue im Dommuseum. Von den Lünetten
der Seitenportale aber, glaubte man bis heute, sei nichts er-
halten. Das linke — mehr nördliche — enthielt eine Dar-
stellung von Christi Geburt, das rechte zunächst dem Cam-
panile den »Tod der Maria«. — Man hat die alten Berichte
und Abbildungen, die das bezeugen, bis heute zu wenig
beachtet und daher übersehen, daß auch die Hauptfiguren
dieser beiden Lünetten auf uns gekommen sind, prachtvolle
Gruppen von überraschend guter Erhaltung. Ein weit
ausladender Prunkgiebel hat sie geschützt. Die ruhende
Mutter von der linken Pforte befindet sich noch heute in
florentinischem Privatbesitz; die eben Verstorbene mit drei
trauernden Jüngern, der Schmuck des rechten Portals, kam
vor einigen Jahren aus dem Pariser Kunsthandel ins
Kaiser-Friedrich-Museum nach Berlin. Auch ein paar
stehende Engel, die einstmals die Zwickel zwischen
Lünette und Architrav gefüllt, und zwei fliegende, die
einen Vorhang halten (alle vier in Florenz) stammen
von diesen Portalen und aus derselben Zeit. Die Skulp-
turen sind durch Swarzenski — Zeitschrift für bildende
Kunst N. F. XV — in die Literatur eingeführt worden,
aber sie galten bis heute eher für die Fragmente von
einem Grabdenkmal. Die Wöchnerin und die Verstorbene
sind von sehr viel höherer Qualität als die Madonna
des Hauptportals; alle drei gehören in die erste Bau-
periode 1296—1357; ja man darf aus dem Stil der Skulp-
turen folgern, daß sie nach einem Entwurf Arnolfo di
Cambios unter ihm oder seinem direkten Nachfolger ge-
arbeitet sind. — Durch diese Feststellung, die ich im Jahr-
buch der preußischen Kunstsammlungen demnächst aus-
führlich begründe, werden ein paar künstlerisch wertvolle
Skulpturen von etwa 1300 lokal fixiert; zugleich aber auch
der längst vermutete Einfluß des Dombaumeisters Arnolfo
di Cambio auf die florentinische Plastik sicher bewiesen,
und die Baugeschichte der ehrwürdigen Kathedrale in
ihren dunkelsten Kapiteln ein wenig aufgeklärt.

Frida Schottmüller.

O Düsseldorf. Kommerzienrat Dr. Schoenfeld, Be-
sitzer der bekannten Farbenfabrik, hat aus seiner Samm-
lung, die annähernd 300 Bilder umfaßt, 145 Gemälde durch
die Professoren Roeber und Oeder ausscheiden lassen und
der Stadt als Geschenk angeboten. Es ist vereinbart
worden, daß die Bilder an Ort und Stelle bleiben bis zum
Ableben des Donators, daß sie dann aber als Schoenfeld-
Sammlung vereint in einem von der Stadt Düsseldorf für
zweckmäßig erachteten Räume untergebracht werden. Die
Sammlung gibt ein Abbild der Düsseldorfer Malerei in den
letzten vierzig Jahren.

Die Gründung eines Deutschen Museums für
Kunst in Handel und Gewerbe zu Hagen fand beim
Jubiläum der dreihundertjährigen Zugehörigkeit der Graf-
schaft Mark zur Krone Preußens statt. Den Ausbau des
 
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