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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 14.1932

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Oktoberheft
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Goldschmidt, Werner: Werner Scholz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26709#0037

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Werner Scholz

Von

Werner Goldsch mi dt

Der Weg, den die junge deutsche Kunst seit der
„Brücke“ und dem „Blauen Reiter“ gegangen ist, ist
der Weg des deutschen Bürgertums in allen Phasen
seiner Erschütterungen. Die Generation, deren ent-
scheidendes Erlebnis die Jahre des Krieges gewesen
sind, scheint ihr letztes Wort in der Kunst gesprochen
zu haben. Nach den Jahren stürmender Aktivität, den

tische Gestaltung des künstlerischen Erlebnisses hätte
gelingen können, wurde vergebens gesucht, der „Weg
zurü ck“ zur positiven schöpferischen Eroberung der
Realität wurde zum Ausweg in die erstarrte Stille
eines mühsam übertünchten Naturalismus. Hinter all
dieser Not, dieser Lethargie einer Lebensferne, steht
die Tragik dieser Generation: Der Weg, auf dem das

Werner Scholz / Mönche
Mit Genehmigung des
„Kunstblatt“.

Verlag

Hermann Reckendorf,
Berlin.

Jahren des „Sturm“, der „Novembergruppe“, des
„Jungen Rheinland“ folgte die tödliche Leere des
Sachlichkeitsromantizismus, die Flucht in die müde
Idyllik der Stilleben und Porträts, der Weg in die
unbeschwerte Region des Surrealismus, der zumeist
die Flucht vor der Auseinandersetzung mit der Reali-
tät war. Die Stoßkraft, aus der nach dem Kriege die
Blätter eines Groß, die Bilder eines Dix entstanden,
ist zur Resignation geworden. Der Ansatzpunkt im
lebendigen Geschehen der Zeit, aus dem eine synthe-

Neue geschaffen werden konnte, der AVeg von
van Gogh bis zu Kandinsky, war längst vorbereitet.
Doch er blieb ihr verschlossen. Groß geworden
zwischen zwei Welten, in ihrem Werden jäh ent-
wurzelt durch die Erschütterungen des Krieges, fand
diese Generation nicht mehr die Kraft, aus dem
künstlerisch Vorbereiteten das Erlebnis der Zeit
schöpferisch zu gestalten.

So steht das Werk Werner Scholz’, des Vierund-
dreißig jährigen, nahezu einsam im Schaffen seiner

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