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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 14.1932

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Oktoberheft
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Kunstauktionen
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26709#0054

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Qualität des Angebots durchaus entsprachen. Nachstehend
nennen wir einige Hauptpreise: Barock-Armsessel 300 RM.,
italienischer Armsessel 220 RM., italienischer Barocktisch
660 RM, holländische Barock-Yitrine 880 RM., englische Stand-
uhr 420 RM., Frankfurter Kleiderschrank 710 RM., chinesischer
Buddha-Schrein 320 RM., Empire-Bücherschrank 530 RM., ßa-
rock-Überbauschrank 400 RM., Madonnenfigur in Eichenholz aus
Kalkar 440 RM.

München

Vom 27. bis 30. September fand unter Leitung von Hugo
Helbing in München die Versteigerung des Nachlasses der Prin-
zessin Gisela von Bayern statt. Unter außergewöhnlich zahlreicher
Beteiligung von Privatsammlern, Museen und Händlern Deutsch-
lands, Österreichs, Ungarns, Polens und der Schweiz wurden
überraschend hohe Preise bezahlt, die die Schätzungen weit über-
trafen. Über die erzielten Preise wird noch gesprochen werden.

Kunstausstellungen

Berlin

Die Preußische Akademie der Künste und die Sezession zeigen
ihre Herbstausstellungen. In der Akademie ist ein Saal Barlach
gewidmet. Drei überlebensgroße Figuren aus der Reihe der für
die Katharinenkirche in Lübeck bestimmten, die Skizzen der
übrigen, drei zusammengehörende Holzplastiken aus Privatbesitz
unter dem Titel „Fries der Lauschenden“, eine Holzgruppe
„Lesende Mönche“ und die bekannte Bronze der Kupplerin und
die Steinbüste der Tilla Durieux sind ausgestellt. Die Fassaden-
figuren sind aus grauem, mattglänzendem Klinker, die Technik
verrät den Holzschneider. Entsprechend der Aufstellung in den
hohen Nischen der Fassade der Katharinenkirche (Mitte des
14. Jahrhunderts), sind die Köpfe groß im Verhältnis zu den
schmächtigen Körpern. Die Umrisse sind schlicht, die Gewänder
ohne Detail, Köpfe und Hände um so eindringlicher wirksam.
Wunderbar der „Bettler“, der in seinen Krücken hängt, den
Kopf mit den blinden Augen angestrengt lauschend erhoben.
Ganz Gott dienend ist der „Sänger“, aus dessen Munde tiefe
Töne zu klingen scheinen. Die glatte Kutte, deren Herabfließen
nur durch die Waagerechte des von beiden Händen gehaltenen
Notenbandes unterbrochen wird, gibt dem mächtigen Kopfe alle
Aufmerksamkeit des Beschauers. Zarter gebaut und bewegteren
Konturs ist die „Frau im Wind“. Sie ist ganz eingehüllt in das
vom Wind zu strengen diagonalen Falten „verwehte“ Gewand,
über dem sich das Antlitz einer Frau erhebt, die viel gelitten
zu haben scheint. „Gemeinschaft der Heiligen“ ist der Zyklus
genannt, nicht der Heiligen der Bibel, sondern „Kämpfende,
Leidende und Selige, die im Aufblick nach oben zusammen-
stehen.“ Die Plastik ist auch sonst in der Ausstellung reich ver-
treten. Unter den Porträtbüsten sind die beiden großen Bronze-
köpfe — Stresemann und Kerschensteiner — von Beding reprä-
sentative, idealisierende Arbeiten; dann von Isenstein eine sehr
lebendige Bildnisskizze Prof. Edwin Fischers, die feine Selbst-
porträtmaske der Sintenis und der ausgezeichnete Kopf des
Architekten Herkommer von Müller-Oerlinghausen. Kolbe bringt
einen schreitenden, überlebensgroßen Männertorso, sehr locker
und bewegt, aber der Oberkörper zu leicht für die starken
Beine. Eine reizende Tierplastik zeigt der junge Rudolf Leptien.
Hitzberger stellt drei Kleinplastiken aus Holz aus, „Mutter und
Kind“, sehr zierlich, die Gruppe „Liebespaar“ ergreifend durch
die Innigkeit der Gebärde, mit der die Frau sich wie schutz-
suchend an den Mann schmiegt. Bei den Bildern ist der große
Mittelsaal dem Andenken Ulrich Hübners eingeräumt. Seine
Malkultur, der aufs äußerste verfeinerte Geschmack in bezug
auf Wahl des Motivs, auf Farbharmonie machen ihn zu einem
der besten Vertreter einer Kunstperiode, die dem ästhetischen
Gefühl einer von wenig Schwerem bedrückten Zeit entsprach.
Was man an Orlik als Porträtist verloren hat, beweist aufs neue
das Porträt von Georg Kaiser. Dix hat wieder ein Kriegsbild
gemalt, ein Triptychon, das in Grauen schwelgt. Weder als
Zweck — heute ist das keine Waffe mehr gegen den Krieg —
noch als Kunstwerk ist hier etwas anzuerkennen, und man muß
bedauern, daß Dix nur diesen Weg mehr geht. Vollkommen

verfehlt scheint uns auch das große Wandgemälde, das Purr-
mann für den Kreisratssaal in Speyer geschaffen hat. Mißtöne
von dünnen Farben, banaler Inhalt — der ewige Vater Rhein
mit Weinlaub, Muschel und Quelle — wesenlose Figuren in
unstruktiver Komposition, das alles macht den ungünstigsten
Eindruck. Es ist im allgemeinen nicht viel Positives zu sehen.
Wunderbar das Porträt des Ministerpräsidenten Otto Braun
von Liebermann, in dem das matte Grau des Anzugs und der
farblose Hintergrund nur Folie für den lebensvollen Kopf und
die Hände sind. Das „Mädchen mit weißem Tuch“ von Merveldt,
die Bildnisgruppe von Charlotte Berend-Corinth, ein Blumen-
sttick von Annot, die „Negermädchen“ von Isenburger fallen
auf.

Die Sezession, die diesmal nur ihre Mitglieder vereinigt, läßt
nicht mehr erkennen, daß sic sich einmal als radikale Gruppe
von der „akademischen Malerei“ geschieden hat. Es ist in den
letzten Jahren immer weniger Neues aus ihrem Kreise hervor-
gegangen, und die meisten Namen findet man auch in den Aus-
stellungen der Akademie. Auch diesmal, wie schon früher, hebt
sich ein Bild von Werner Scholz über den Durchschnitt des
Ausgestellten. Die „Nonnen“ gehören zu den Bildern, in denen
Scholz gegen die Schattenseiten der katholischen Kirche kämpft,
mit immer stärkeren Mitteln. Die malerischen Mittel sind viel
reicher geworden und in dem Maße auch die Ausdrucksmöglich-
keiten. Leider ist das Bild schlecht gehängt. Spiro bringt ein
interessantes Porträt von Gerhart Hauptmann, nicht auf Reprä-
sentation gestimmt, sondern den geistigen Menschen schildernd.
Pechsteins grünes Stilleben ist klar auf gebaut, kalte und warme
Farben sind fein gegeneinander abgewogen. Leo von König zeigt
die Porträts seiner Frau und seiner Mutter, von denen das
letztere malerisch wie an psychischer Wirkung zu seinen besten
Werken gehört. Sehr duftig und weich ist die sonnendurch-
glühte Landschaft aus Südfrankreich von Klossowski. D. L.



Hugo Helbing, Berlin, Lützow-Ufer 3, eröffnet am 5. November
die erste Winterausstellung mit Gemäldekollektionen von dem
jungen Bayer Fritz von Dessauer, der hier zum erstenmal in die
Öffentlichkeit tritt, und Professor Rudolf LTelfwag, der eine Reihe
von Bildern aus Monte Carlo zeigt.

Erfurt

Verein für Kunst und Kunst gemerbe. Der Verein zeigt im Ok-
tober und November Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von
zwei jungen Thüringer Künstlern, Oswald Baer, Weimar, und
Otto Hofmann, Jena.

Köln

Galerie Abels (Komödienstr. 26) „Große Ausstellung Münchener
Künstler“.

München

Staatliche Graphische Sammlung München: Derzeitige Aus-
stellungen: I. Gedächtnisausstellung für Max Slevogt, II. Leo
von Klenze.

Redaktionsschlufi für das Novemberheft 18. November.--— — Redaktionsschluß für das Dezemberheft 10. Dezember.

Herausgeber und verantwortl. Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. / Verlag: „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H., Berlin.
Redaktion: Berlin SW 68, Neuenburger Str. 8. — Druck: Buchdruckerei Gustav Ascher G. m. b. H., Berlin SW 68.

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