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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 14.1932

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Oktoberheft
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Friedländer über James Simon: Versteigerung des Nachlasses bei Lepke am 29. November
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Robert Zahn, der Direktor der Antiken-Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26709#0047

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einige Porzellanstücke sowie Gemälde erinnern an die festlichen
und kostbaren Salons der Tiergartenstraße.

Zwei abgelegene Gebiete hat Dr. Simon mit persönlicher Vor-
liebe aufgesucht, das des Miniaturporträts und das des Wachs-
reliefs. Die sorgsame und zierliche Arbeit im kleinen Maßstabe
sagte ihm zu. Die Holländer haben in der Blütezeit ihrer Mal-
kunst Ölminiaturen ausgeführt, und an dieser allzu wenig be-
achteten Bemühung nahmen gelegentlich große Meister, wie
G. Terborch, teil. Hier gibt es vortreffliche Proben von dieser
Kunstübung. Bei Katalogisierung der Wachsreliefs sind Herrn
Dr. Yerres einige Feststellungen geglückt, die etwas Licht auf
eine von den Historikern vernachlässigte Kunstgattung breiten.
Mittelbar wird dabei zur Geschichte der Medaille etwas ge-
wonnen.

Endlich die Gemälde, überwiegend, wie zumeist in deutschen
Privatgalerien, holländische Werke aus dem 17. Jahrhundert,
Landschaften von Jacob Ruisdael. Jan Wynants, Jan Both, J. B.
Weenix und Stilleben, die Dr. Simon stets bevorzugt hat. Die
Flamen sind vertreten durch eine Madonna von Rubens, ein
typisches Küchenstück von Frans Snyders und ein überraschend
prächtiges Blumenstück von Jan Fyt. Das einzige „primitive“,
spät erworbene, Bild: die lichte und freundliche Tafel von Joos
van Cleve mit dem stehenden Christkinde.

Im ganzen ein Besitz, der, abgesehen von seinem gleichmäßig
hohen inneren Wert, dadurch ausgezeichnet ist, daß Dr. Simon
in den Jahren weiser und resignierter Zurückgezogenheit sich
daran erfreut hat.

Robert Zahn,

der Direktor der Antiken-Sammlungen

in Berlin, fügt dem Urteil Friedländers nachstehende Würdigung
der antiken Kleinkunst aus der James-Simon-Sammlung bei:

Mancher, der die auf örtlich und zeitlich so weit entfernte
Gebiete sich erstreckende glänzende Sammeltätigkeit von
Dr. James Simon verfolgt hat, wird bei ihr die klassische An-
tike vermißt haben. Daß sie zurücktreten mußte, beruhte, wie
ich aus dem Munde des Dahingegangenen selbst weiß, auf wohl
überlegter Selbstbeschränkung. Es wäre aber ganz falsch, woll-
ten wir daraus schließen, daß Dr. Simon die griechische und

römische Kunst nicht geschätzt hat. Im Gegenteil, er hat immer
das wärmste Interesse für sie und die Abteilungen der Museen,
die ihr dienen, gezeigt. Und diese Ausstellung beweist, daß er
wenigstens in gewisser Richtung das strenge Prinzip gelegentlich
durchbrochen hat. Zu seinen Schätzen an Werken der Kleinkunst
und des Kunstgewerbes gehörte auch eine gewählte Sammlung
griechischer, etruskischer und römischer Schmuckarbeiten, denen
sich noch einige andere antike Stücke anschließen. Ihre unten
folgende genaue Beschreibung wird Fräulein Dr. B. Segall ver-
dankt. Wir finden da neben feinen griechischen Erzeugnissen
des 4. Jahrhunderts vor Chr., z. B. den Ohrringen mit hübsch
modellierten Löwenköpfen, dem zierlichen Anhänger einer Hals-
kette in Form eines Stierköpfchens, solche aus der jüngeren,
sog. hellenistischen Periode, wie den reizenden Armreif, der eine
sich ringelnde Schlange wiedergibt, die hübschen Ohrgehänge
mit schwebenden Eroten, die merkwürdigen großen Glieder von
Schmuckketten aus Achat mit kapitälartiger goldener Fassung,
die stattliche Plalskette mit dem Schmetterling als Anhänger, die
sich einer aus den griechischen Kolonien der russischen Schwarz-
meerküste bekannten Schmuckgruppe einreiht (vgl. Zahn, Die
zweite Sammlung des Herrn F. L. von Gans Bachstitz II, S. 10
zu Nr. 28, Taf. 7, wo auf das vorliegende Stück hingewiesen ist).
Hierher gehört auch die aus dem ägyptisch-griechischen Kreise
stammende einfache geflochtene Kette mit dem großen, aus
blauer Fayence gebildeten Amulettanhänger in Form des Widder-
kopfes des Gottes Chnum. Bemerkenswerte Arbeiten der alt-
etruskisclien Goldschmiedekunst sind die zwei Fibeln mit den
langen Nadelscheiden, die eine mit feinster Granulationsverzie-
rung, in der die Etrusker besondere Meister waren. Ein prunk-
volles Werk ist die große, an geflochtener Kette hängende linsen-
förmige Btdla, eine typische Schmuckform der Etrusker. Als
Beispiel aus der römischen Kaiserzeit nennen wir den gewunde-
nen starken Armreif mit der zwischen den Enden des Bügels
eingefügten beweglichen Kapsel, in die ein konisch geschliffener
Sardonyx eingesetzt ist. Von den nicht zum Schmuck gehörenden
Stücken seien schließlich zwei feine Silberfigürchen hervor-
gehoben, eine sitzende Sphinx, von sorgfältiger archaisch-grie-
chischer Arbeit und die noch aus dem Altertum stammende Sta-
tuette des stehenden jugendlichen Christus.

Giovanni Battista Tiepolo. Studie zur Tullia Nachlaß Dr. James Simon, Berlin

Versteigerung bei Rudolph Lepke am 29. November 1932
 
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