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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 14.1932

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November-Dezemberheft
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Fischoeder, Karl: Künstlerischer Nachwuchs in Hannover
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Posse, Hans: Kunst in Stuttgart: Aus der Staatlichen Altertümersammlung Stuttgart
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Posse, Hans: Robert Sterl: Gedächtnisausstellung im Kunstverein zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.26709#0075

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mehr oder minder lästiger Außenseiter. Und doch ist sein „Lie-
gender Halbakt“ reife, fertige Malkultur, die einen Künstler ver-
rät, der wie selten einer Technik und Seele zu vereinen weiß.
Im Grundstreben verwandt, in der Lösung aber andere Möglich-
keiten zeigend, ringt Heinrich Schwieger-Ülzen um die Zu-
sammenfassung des farbigen Eindrucks mit dem klaren Aufbau
der Bildform. Gediegenes Können, ehrliches Bemühen und tref-
fend Gelungenes zwingen uns, Schwiegers Weg aufmerksam zu
verfolgen. Ein einziges Bild zeigt diesmal Walter Bordiert, aber
eines, das man nicht übersehen kann. Eine Frau stellt an einem
Schrank, aber mie das Bild gemalt ist, das zeigt menschliche Sym-
pathie, exaktes Können, klaren Aufbau, sparsame Verwendung
der Mittel; alles in allem, man könnte sich das Bild nicht anders
denken. Zum Schluß müssen wir noch einer Gruppe gedenken,
die gewissermaßen kollektiv auftritt. Wenn man ihre Bilder
sieht, so fällt ein gemeinsamer Grundzug auf. Das ist ein star-
kes Vereinfachen der Naturformen, ein konstruktives Element,

das sich aber nicht zu rationaler Einseitigkeit auswächst, son-
dern seelisches Erleben in die durch harte Arbeit erworbene
Formen gießt. Da ist Grete Jürgens mit einem Selbstbildnis, das
weibliche Zartheit mit männlicher Kraft verbindet. Da ist Hans
Mertens mit „Landstreicher“ und Landschaften, der uralt ewige
Romantik mit dem illusionslosen Blick des modernen Menschen
verbindet. Gerta Overbeck kommt zu klaren, eigenwillig ge-
sehenen Bildformen, und Karl Rüter zeigt in Porträt und Land-
schaft, daß es ihm nicht um bloßen Abklatsch der Natur, son-
dern um die Gestaltung einer Idee geht. Doch wäre falsch, anzu-
nehmen, diese Idee würde abstrakt ausgedrückt. Rüters Bilder
haben sinnliche Fülle, Farbe und Plastik. Erich Wegner scheint
der Gruppe verwandt zu sein, ohne ihr anzugehören. Auch ihm
scheint Konvention und Überlieferung ein Greuel zu sein.

So sind neue Künstler da in Hannover, die es zu neuen Ufern
lockt. Wird man auf sie hören, werden sie den Wall der Arri-
vierten durchbrechen können? Dr. Fischoeder.

Kunst in Stuttgart

Aus der Staatlichen Altertiimersammlung Stuttgart.

Die Geschäftsräume der Staatlichen Altertümersammlung, ver-
bunden mit der archäologischen Denkmalpflege (Ausgrabungen
u. a.), seither im Erdgeschoß der Landesbibliothek Stuttgart,
Neckarstraße 8, befinden sich nunmehr im Neuen Schloß (Ein-
gang Gelbe Treppe, Mitte des Nordflügels). Damit sind die
Direktionen der Altertümersammlung und des Schloßmuseums
(ehemaliges Museum vaterländischer Altertümer) und der ihnen
angegliederten besonderen Sammlungen (Antikensammlung und
Heeresmuseum) im Neuen Schloß untergebracht und vereinigt.

In den seitherigen Räumen, Stuttgart, Neckarstraße 8, ver-
bleiben von der Altertümersammlung außer der Konservierungs-
einrichtung vorläufig noch die im Erdgeschoß des Flügels gegen

die Archivstraße untergebrachte Studiensammlung und die
Sammlung der römischen sowie der mittelalterlichen und
neueren Steindenkmäler.

Die Staatliche Münzen- und Medaillensammlung, seither gleich-
falls Neckarstraße 8, ist in das Alte Schloß verbracht worden.
Der Zutritt zu dieser Sammlung erfolgt nach Meldung in den
Geschäftsräumen des Landesamts für Denkmalpflege (2. Stock,
Westflügel).

Sendungen an die Staatliche Altertümersammlung sind künf-
tig mit der Anschrift „Stuttgart-N., Neues Schloß“, Sendungen
an die Staatliche Münzen- und Medaillensammlung mit der An-
schrift „Stuttgart-S., Altes Schloß“ zu versehen.

Robert Sterl

Gedächtnisausstellung im Kunstverein zu Dresden.

Der Kunstverein zu Dresden, Brühlsche Terrasse, veranstaltet
jetzt eine große Gedächtnisausstellung für Robert Sterl. Direk-
tor Dr. Hans Posse schrieb für den im Wilhelm Limpert-Ver-
Jag, Dresden, erscheinenden Katalog das nachstehende Vorwort:

Vor vier Jahren, aus Anlaß des 60. Geburtstages von Robert
Sterl, gelang cs dem Leiter des Chemnitzer Museums, die Zu-
stimmung des Künstlers zur Veranstaltung einer größeren Kol-
lektivausstellung zu gewinnen, die zum erstenmal eine Übersicht
über das Werk dieses deutschen Malers bot. Man weiß, wie zu-
rückhaltend Sterl in allen Fragen war, die seine Person be-
trafen. Alle ähnlichen Bemühungen waren bisher stets an seiner
Abneigung gegen eine eigene Ausstellung gescheitert. Denn Sterls
Absicht war immer, erst nach seinem Abgang von der Akademie,
den er als 65jähriger in diesem Jahr genommen hätte, sein ge-
schlossenes Lebenswerk der Öffentlichkeit vorzuführen. Er-
freute sich darauf, dann einmal in seinem eigenen Leben herum-
blättern und sich sagen zu können, wie es da und dort „um den
Kerl selber“ ausgesehen habe.

Nun hat als ein Vermächtnis der Sächsische Kunstverein diese
Aufgabe übernommen. Er erfüllt damit zugleich eine Ehren-
pflicht nicht nur gegen den Künstler, dessen Werk einen der
gewichtigsten Beiträge der neueren sächsischen Malerei zum
deutschen Impressionismus bedeutet, sondern gegen den starken
und warmherzigen Menschen, der mit seinem tiefen Verständnis
für die Kunst und die Künstler, vor allem für die Jugend, für
alles Lebendige und Entwicklungsfähige durch Jahrzehnte einer
der wertvollsten Förderer des Dresdner Kunstlebens gewesen ist
und dessen Rat und Einfluß weit über den engeren Bezirk der
Stadt hinaus zu wirken pflegten.

Die Ausstellung zum Gedächtnis Robert Sterls will in einer
Auswahl von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen einen
Überblick über das Lebenswerk dieses sächsischen Malers bie-
ten. Sie hat die besten Früchte eines reichen Schaffens, die längst
zum größten und wichtigsten Teil über Deutschland hin ver-
streut sind, zu einem übersichtlichen Gesamtbild zu vereinigen
gesucht. Sie beginnt mit einigen seiner frühesten Arbeiten der
80er Jahre, die schon nicht mehr, wie es damals die Schule
lehrte, vom Inhalt, sondern von der malerischen Vorstellung in
Licht und Farbe ausgingen und durch die unbefangene Frische
der Wirklichkeitserfassung, durch die Freiheit einer flüssigen
Niederschrift des Natureindrucks noch heute überraschen. Über
die hessischen Landschafts- und Bauerndarstellungen, die Ar-
beiter- und Steinbrecherbilder der folgenden Zeit, die Musiker-
bilder und Bildnisse bis zu den Darstellungen aus Rußland er-
weist dieses Lebenswerk bei aller Fülle und Vielfältigkeit eine
unbeirrbare Zielsicherheit, die ohne Zugeständnisse stets dem
eigenen Gesetz treu geblieben ist. Es erweist, daß dieser Maler
kein bloßer Bildermaler gewesen ist, sondern daß er malte, weil
er vom malerischen Erlebnis immer wieder mit aller Leiden-
schaft gepackt war.

Sterl hat von Anfang an, wie es seiner Natur entsprach, das
Einfache, Natürliche und Ungekünstelte gesucht. Mit den schul-
mäßigen Stoffen hat er schon als Akademiker nichts anzufangen
gewußt. Seine Phantasie regte sich erst vor der Natur und in
der Anschauung der Wirklichkeit. Mit seinem klaren Blick für
das Wesentliche und alles Persönliche, mit seiner Wahrhaftig-
keit war Sterl geborener Bildnismaler. Von Jugend auf hat er
Porträts gemalt. In vier Jahrzehnten ist er zum anerkannten
 
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