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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 16 (2. Maiheft 1910)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0278
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(Darnleh) gilt als ein gutes Lheaterstück, das nur an dem schwankenden,
unbedeutenden Charakter seines männlichen Helden etwas leidet. Aber
viele leuchtende Schönheiten offenbaren darin den großen Dichter. Äber
die ersten modernen Stücke („Redaktcnr", „Fallissement", „König", „Hand-
schuh") spricht unser Aufsatz. „Die Neuvermählten" werden bei guter
Darstellung immer ein gern gesehenes Lustspiel leichter Bauart mit ernstem
Hintergrund bleiben. Feiner und reicher ist „Geographie nnd Liebe"
mit seinen drastischen Effekten und dem wirklich gemütvollen Humor der
Hauptszenen. „Leornarda" zeigt eine schöne, kräftige Frauengestalt und
ein tragisches Schicksal; nicht ganz geklärt im Dialog, gehört es doch
zu Björnsons gelungenen Bühnenwerken. Auch „Das neue System",
obwohl mehr lokal gefärbt, enthält viel Schönes. „Aber die Kraft" ist
bekannt. Danach schrieb Björnson sein tiefstes und ergreifendstes rein-
menschliches Drama „Paul Lange und Tora Parsberg", und das bedeu-
tende Ideendrama „Laboremus"; zu diesem gehört als geringere Fassung
„Auf Storhove". „Dagland" ist ihm auch verwandt, aber klarer und
wärmer. Menschlich reich, von großer Güte und tiefer Liebenswürdigkeit
durchleuchtet ist das letzte Lustspiel „Wenn der junge Wcin blüht" (vgl.
unser 2. Dezemberheft (909). — Björnsons Bauernerzählungen gehören
zum Teil der Weltliteratur an. „Man muß gelesen haben": „Synnöve
Solbakken" (die beste von allen), „Arne", „Ein fröhlicher Bursch"; alle
stehen in den beiden ersten Bänden der „Gesammelten Erzählungen"
(Verlag A. Langen, München). Der dritte Band enthält das vollkommenste
Meisterwerk des jungen Björnson, „Das Fischermädchen", und die be-
deutende Novelle „Magnhild". Der vierte neben anderm die zarte, geist-
volle Geschichte „Staub" und „Absalons Haar". Außer dcn großen Roma-
nen „Flaggen über Stadt und Hafen" und „Auf Gottes Wegen" entstand
in Björnsons Alter noch der feine und geistvoll-freie Liebesroman „Mary"
mit seinem unvergeßlichen Frauenbild. — Das einzige Epos Björnsons
„Arnljot Gelline" enthält viel Schönes, von Sehnsucht und Mannheit
Getränktes, wird im ganzen aber hinter Wichtigerem zurückstehen. Die
Gedichte geben stark Persönliches und sind dadurch wertvoll (wohlkommen-
tierte Ausgabe!), künstlerisch enthalten sie, in der Abersetzung, nicht allzu-
viel. — Fast alle Werke Björnsons sind in empfehlenswerten Ausgaben bci
Albert Langen in München, manches auch bei Reclam, Meyer und in
verschiedenen andern Abersetzungen (zum Beispicl von W. Lange) zu haben.j

Zwei Gedichte

Marits Lied

^anzl" rief die Fiedel
„^Mit schnarrender Saite,
Der Bauer, der breite,
Spreizte sich: „Ha!"
„Holla", rief Ola,

Und bracht ihn zu Falle, —
Wie lachten alle
Die Iüngferchen da!

228 Kunstwart XXIII, (S
 
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