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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 13 (1. Aprilheft 1910)
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Avenarius, Ferdinand: Unsere Fürsten und wir
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Böhm, Hans: Zur Lyrik der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0025
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kommen, das Handeln fürs gemeinsame Wohl, das immer mehr
nnd immer aus nenen Gebieten den Nutzen der Dynastien über
das alte Maß hinaus den abflauenden oder geradezu ver-
neinenden Krästen zu erweisen hätte. Die meisten unsrer Fürsten
änd reich — was tun sie über eine anständige Verwendung ihrer
Zivillisten und Apanagen hinaus aus eignen Mitteln für unser
Volk? Wo es galt, die Schönheiten unsrer Heimaten zu erhalten,
die alten Parke dem Volle zu öffnen, das Neue dem Ganzen zu
Zier und Lhre zu bauen, hörten wir da in Deutschland von unsern
Fürstcn mehr Rühmens, als von andern Reichen? Immer, ver-
steht sich, von der Verwendung der Zivilliste abgesehn, die das Volk,
wenn es sie nicht an die Fürsten zahlte, ja unmittelbar im eigncn
Vorteil verwenden könnte? Bei welchen großen Aufgaben der Wissen-
schaft, der Kunst, der sozialen Pflege, der Kultur überhaupt griffen
unsre Fürsten über Protektorate und Ordensverleihungen hinaus mit
Persönlichem Vermögen und persönlicher Arbeit ein, wenn die Land-
tage knauserten und es sich nicht allein im eirealus des Tuns wieder
um Verherrlichung der Dynastien handelte? Wohl, wir haben Fürsten
unter den deutschen, die auch dem entsprachen, und wenn irgendwer
Stützer der Throne ist, so sind es sie. Aber unter den gebildeten
Deutscheir ist die Meinung verbreitet, daß, abgesehen von Wohltätig-
keitsspenden im engern Wortsinn, die Beiträge für Kulturzwecke,
die Beiträge an Arbest, an Geld, ja: an innerer Teilnahme ins-
besondre für neue Kulturaufgaben aus den Schlössern unsrer Re-
gierenden recht bescheiden kommen. Ich wünschte, daß andre diese
Meinung besser widerlegen könnten, als ich. „Adel verpflichtet."
In welchem Maße dann der Adel der Dynastien, der mit so unver-
gleichlichen Vorrechten ausgerüstet ist. Im Streite der Parteien ist
das Zurückhalten der Bevorrechteten am Platz. Bei Kulturaufgaben
jedoch, die außerhalb der Parteikämpfe stehen, bei Kulturforderungen,
über deren Notwendigkeit man auf allen Seiten einig ist, gilt für
unsre Fürsten, wenn sie auch den Gebildeten dauernd für unsre
Ersten gelten wollen, dringend der Rat: an die Front! A

Zur Lyrik der Gegenwart

spricht einmal davon, wie sich jedes Zeitalter seine be-
sondere Literaturgattung wähle „als seinen Vorwand, alles
^ ^zu sagen, für die feinsten Gedankenwendungen einen Ausdruck
zu finden." — Das Wort ist eine geistreiche Formulierung für die
stete Wirksamkeit der Mode, wie sie nach dem Gesetz des Kontrastes
auch mit den poetischen Gattungen abwechselt. Sehen wir die Poesie
unsrer letzten Iahrzehnte auf solchen Wechsel der Lieblingsgattung
an, so scheint es, daß in den siebziger und achtziger Iahren cbenso
die Aovelle im Vordergrunde des literarischen Interesses stand, wie
in den neunziger Iahren das Drama. Nnd unsre Tage? Von
Publikums moden sprechen wir ja nicht. Aber vielleicht darf man
sagen, daß unsre Dichter jetzt öfter als seit langem den feinsten
Regungen der Psyche mit den Formen der Lyrik nachgehen.

Im Vorbeigehen seien naheliegende Fragen wenigstens angedeutet.


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