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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 16 (2. Maiheft 1910)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0327
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sonders verpflichtet. Nochmals:

des Fürstentums, bei deren Erwäh-

unsre Dynastien täten gut, auch

nung jeder an allbekannte Erschei-

den Verstandesmonarchisten das

nungen denken wird. Es wäre gut,

Interesse an ihrem Bestehen zu stär-

man täte auch das weniger mit

ken. Wie man das macht, dafür

Spottlust und sonstigen satirischen

bieten z. B. in England das Königs-

Gefühlen, als mit der Anerkennung:

haus wie der hohe Adel Anregun-

daß unsre Fürsten gerade bei gutem

gen in Fülle. Mit unsern „Pro-

Willen und bei tatcnlustigem Tem-

tektorats"- und andern Nichtigkeiten

perament noch leichter als wir unter


ist es nicht getan. Die an Linkom-

den tragischen Folgen unsrer Zi-

men und Ansehen über das übrige

vilisation mit ihrem „Zuviel" an

Volk so hoch Gehobenen sollten nicht

Gaben leiden müssen.

bloß durch „Repräsentation" und

Die nächste Forderung scheint mir


durch dekoratives Dabeisein, sondern

jedenfalls, daß die Fürsten und wir


durch tatkräftige und opferfreudige

andern uns aussprechen. Ohne


Mitarbeit an unsern großen Kultur-

Voreiugenommenheit von beiden


aufgaben beweisen, daß sie das er-

Seiten. Dort ohne „Ehrfurcht" zu


erbte oder aus den Steuern empfan-

verlangen, als wäre das Wort eines


gene Geld gleichsam als Ver-

Fürsten schon als solches von höhe-


tranensleute des Volks für

rer Autorität, und hier ohne Ser-


seine höchsteu Kulturzwecke ver-

vilismus und doch mit dem Be°


wenden. Einzelue wenigc tun das ja

mühen, das Denken und Fühlen der


schon. Erst, wenn es alle täten,

Fürsten aus ihren besondern Bedin-


würden unsre Fürsten auch im höch-

gungen zu verstehn. A


sten Sinne unsern „ersten Stand"



bilden. Und wie sich die Dinge ent-



wickeln, liegt es auch in ihrem

Björnson


Interesse, daß sie ihn nicht bloß

^n der Literaturgeschichte stehen


unter dem Begriffe des Gottesgna-

Odeine Werke in erster Reihe und


dentums bilden, der für die Mehr-

werden immer dort stehen. Hätte


heit des Volkes nun einmal im Ver-

ich jedoch zu bestimmen, was für


blassen ist.

eine Inschrift dein Denkmal einst


Weiter schien mir aus so berufe-

erhalten soll, so würde ich die Worte


nem Munde die Äußerung sehr in-

wählen: Sein Leben war seine beste


teressant: „die Gefahren des Für-

Dichtung.


stenstandes liegen jetzt auf ganz an-

Und — in seiner Lebensführung


derm Gcbicte", und dic Hindeutung

sich selbst realisieren, das ist, meine


darauf, daß die Unruhe und die

ich, das Höchste, was ein Mensch er°


Mußelosigkeit unsrer Zeit ihnen am

reichen kann. Diese Aufgabe haben


meisten gefährlich werden, da sie ja

wir alle, einer wie der andere: aber


den Fehlern der Zeit am stärksten

die allermeisten verpfuschen sie.


ausgesetzt seien. Hier liegt eine Seite

Henrik Ibsen


Unsre Bilder und Noten


n die Spitze unsres Heftes stellen wir das Bildnis dessen, dem es


^ » gewidmet ist, übrigens wohl Björnstjerne Björnsons letztes


^^v-Bild. Es ist l909 von Erwin Raupp photographiert worden.


Wen erinnert das Bild von Iakob Alberts, eine Friesenstube von


den halligen, nicht an Bilder aus Skandinavien, die er kennt? Und doch


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Lebende Worte
 
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