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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 18 (2. Juniheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0493
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des Publikums der Ausstellung
entgegenbringen. Die Ausstellung
sollte ja gewiß nicht bloß eine für
Fachleute sein, man hat ihren
Eharakter, soweit irgend möglich,
gewiß populär gestaltet, — aber es
gehört für den Laien doch rmmer
noch eine nicht geringe Arbeit
dazu, sich das alles verständlich
zu machen. Um so höhere Be--
deutung gewinnt der zahlreiche Be--
such. Hier geht nur hin, wer den
Willen hat zu lernen. Als ich
an einem Sonntagmorgen durch

stieg, überzeugender als aus den
schönsten Phantasien, grün und
durchsonnt das Zukunftsland
empor, das Land des schönen und
gesunden Wohnens, wo der Armste
schon und der Reichste noch das
eine findet, das zum Gedeihen des
Einzelnen wie des Ganzen das
Nötigste ist: Boden zum Wurzeln,
Heimat. Nnd alle spürten heimlich
den Zauber der starken ethischen
Kraft, die immer lebendig wird,
wo der Wille des einzelnen zum
Ganzen strebt. Erich Vogeler

die Ausstellung wanderte, stieß ich
auf eine Gruppe Menschen, die
sich um ihren Führer scharte, und
vernahm gerade einen hcrzhaft
christlichen Fluch auf die Terrain-
spekulanten, die uns Leib und
Seele verderben. Es war in der
Tat ein veritabler Pastor, der
hier sprach. Wovon? Ligentlich
von den nüchternsten Dingen mit
trockenen Zahlen sogar, statistischen
Berechnungen, Baupolizeiordnun-
gen, Bodenreformspekulationen in
einem richtigen volkswirtschaftlichen
Vortrag. Aber das Publikum stand
voll Andacht. Denn aus diesen
gewissenhaften Zahlen und Worten

„Wo der Herrgott den
Arm ausstreckt!"

»)U den angenehmsten Vergnü-
Ogungen des Reisens zählen die
kleinen Entdeckungen von Dingen,
die man sozusagen von der Straße
auflesen kann und die doch am
Orte kaum beachtet werden, weil
die tägliche Gewohnheit den Blick
dafür abgestumpft hat. In den
malerischen Tiroler Städtchcn findet
man die Wirtshausschilder und
Gewerbezeichen, die das Volk dort
mit dem Spruch bezeichnet, den
schon Grimms Wörtcrbuch in
diesem Zusammenhange bcspricht:

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