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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 8 (2. Januarheft 1911)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0154
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Vorige. Fürst (hirrter der Szene).

Des Fürsten Stimme (am Kellerfensterchen): O hört! O sucht!
Hier! Aus der Tiefe klingt es! (Bald darauf pocht es mehrmals an der
Eingangstüre des Kellerraumes.)

Des Fürsten Stimme (hinter der Szene): öffnet!

Mutter (horcht; zu Rauschenplat): Hast du gehört? (Es pocht wieder.)

Rauschenplat (horcht auf das Pochen; ärgerlich): Wer stört mich
mitten in meinem Glück! (Geht auf die Kellertreppe zu, während Dolf
wie vcrzückt vor Bäschen kniend weitergeigt. Ruft vor der verschlosseneu
Lüre) Wer seid Ihr, ungebetener Gast?

Des Fürsten Stimme (flehend): öffnet! Laßt nicht lange bitten!

Rauschenplat (vor dcr verschlossenen Lüre): Ein dreister Bettel-
mann! (Nimmt eine kleine Münze aus der Tasche, öffnet vorsichtig die
Türe zu einem kleinen Spalt; reicht die Münze hinaus.) Hier! Eine
kleine Gabe! Schcrt Euch Eures Weges! (Will die Türe wieder schließen.)

Dritter Bedienter (hat rasch den Fuß zwischen den Türspalt gesteckt;
drückt gewaltsam die Türe auf; die Klinke der geöffneten Türe in der
Hand, respektvoll zurückrufend, sich tief verbeugend): DurchlauchtigsterHerr!

Borige. Fürst. Die braune Schöne. Die schwarze Schöne.
Die Tänzerin. Der erste, zweite uird dritte Bediente.

Später Musikus.

(Fürst erscheint hastig, aufgcrcgt in der offencn Kellertüre; so wie er
den Park verlassen, Rosen im Haar.)

Rauschenplat (fährt erschrocken zurück): Mein Fürst . . .

F ü r st (zurückprallend): Meines Hofes Prügelknabe! (Starren sich
beide ganz verblüfft an.)

(Im Kellereingang tauchen auf: die braune, schwarze Schöne; die Tänzerin;
erster, zweiter, dritter Bedicnter; sämtlich in derselben Kleidung wie vorhin

im Parke.)

Fürst (wird der Papierkrone auf Rauschenplats Haupt ansichtig;
stirnrunzelnd): Eine Krone! Er spielt wohl hier den König?

Rauschenplat (verlegen, die Krone abnehmend): Ein ganz klein
wenig! In meiner freien Zeit! So nebenbei! (Dann ängstlich, wie ein
Geiziger, der niemandem Zutritt zu seinem Schatze gewähren will, die
Stiege hinan, auf welcher der Fürst noch steht) Doch, hoher Herr uud
schöne Damen, ihr geht irre!

Fürst (von den Geigentönen ganz befangen, will mit seinem Ge-
folge die Stufen hinab): Oh! Lieblich fromme Weise!

Rauschenplat (mit ausgebreiteten Armcn auf der Stufe dem
Fürsten und seinem Gefolge dcn Eintritt wehrend): Es ist hier nicht ge-
heuer! . . . (Auf die Damen zu) Zurück! In dem Gcmäuer hauscu
Mäuse, Ratten . . . (die Damen raffen erschrocken die Röcke; wicder
warnend auf den vordrängenden Fürsten zu) und das sind böse Demo-
kraten! (Flehend, mit erhobenen Häuden) O kehret um, denn dies Ge°
sindel respekticrt kein Gottesgnadentum!

Mutter (kommt langsam, den Fürsten unü sein Gefolge im Auge
behaltend, auf die Kellertreppe zu. Gar nicht übermäßig überrascht; als
hätte sie den vornehmen Besuch schon längst erwartet. Hat sich am Fuße

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