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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 9 (1. Februarheft 1911)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0278
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die Karikaturen im Hefte selbst bei. Hier spricht eine ganz eigen-
artige Vereinigung von phantastischer Anschauungskraft und aus Be-
obachtung und Erfahrung schöpfendem reichen Geiste. Diese Karikaturen
sind meistens dem „Fröhlichen Buche" entnommen.

Das Bildnis Liliencrons ist eins von vieren, die mir Liliencron
nacheinander aus „Abdera" schickte, aus Kellinghusen, es trägt das Datum:
„5. Dezcmb. 89." Mir schien zu seinen Briefen ein Bild aus dieser Zeit
nicht übel zu passen.

„Aus Breslau" bringen wir heute vier Bilder zur ästhetischen
Kultur. Ungewöhnlich interessant scheint mir die Gegenüberstellung der
Dombrücke wie sie war und wie sie i st. Sieht man nicht aus dem Bilde
der neuen Brücke ordcntlich den Stolz leuchten, wie herrlich weit man's nun
gebracht? Nun? Damals! Schon heute würde man diese Brücke schwer-
lich bauen — sie wirkt auf uus Heutige altmodisch, veraltet, ja: lächerlich,
und unter unsern Lesern ist wohl keiner, der zweifeln würde, ob er die
ehemalige oder die heutige Dombrücke ästhetisch höher bewerten sollte.
Die neue, ein in jeder Hinsicht geschmackloser Ban, der sich aufputzt
und spreizt: seht, was ich alles Schönes habe, die alte ein ganz schlichter
Sachbau — und doch: wieviel schöner ist die alte! Es wird nie was
Gutes daraus, wenn man einem Zweckbau die Schönheit von außen
ankleben will. Es gibt nur eine Sicherung vor dem Aus- der-Mode-
kommen: sich nach all ihrem Zierkrame gar nicht zu richten, über-
haupt nicht zu putzen, sondern aus der Sache heraus zu gestalten.

Als man in Breslau ans „Verschönern" ging, sollte auch die Elisabeth-
kirche „freigelegt" werden, und beinahe wär es den ihr vorgelagerten
kleinen Bauten ans Dasein gegangcn, die dem Monumentalbau fürs Auge
Höhe geben und zugleich den Kirchplatz mit dem großen Hauptplatz der
Stadt aus das Reizvollste verbinden. Die Proteste kamen noch rechtzeitig,
jene Bauten konnten gercttct werden. Aber wie läßt es Preußens zweit-
größte Stadt, die Königliche Nesidenzstadt Breslau hier, sozusagen an
ihrem Herzen, aussehn? „Bilde, Künstler, rede nicht!" Schon der Licht-
bildner zeigt uns hier mit einem Knips mehr als tausend Wörter sprechen
könnten. A

>, » nsere Notcnbeilagc bringt zunächst einthüringischesVolkslied
^'„Soll ich denn mein junges Leben", dessen Mitteilung wir Herrn
Hofkapellmeister Leo Blech verdanken, der es auch für uns gesetzt hat.
Seine Frau hat es im heurigen Sommer von einem Bauernmädchen auf
dem Lande gehört. Der wiederholte Wechsel des Taktes ist echt volks-
tümlich und ein Zeichen der Echtheit. In den verbreiteten Liedersamm-
lungen fiirde ich das Lied nicht, es scheint wenig oder gar nicht bekannt
zu sein, verdientc aber jcdenfalls, daß man es kenne. Hierauf folgt ein
Menuett von Georg Philipp Telemann (IMj—(767), der bei der

'(. Februarheft (9(( 2Z(
 
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