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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 11 (1. Märzheft 1911)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0382
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mal. Ich weiß, wie sauer es euch wurde, von eurem bißchen noch was
abzugeben. Bist du nun zufrieden, Vadding?

Frau Knees: Sei es, mein klein Pappa.

Knees: Nicht eher, als bis das mit dem Geld alles im klaren ist.
Gib mir mal dcn Schlüssel von der Kommode, Mamma.

Frau Knees: Nee, nee!

Ida: Es hat doch keine Eile, Vater! Laß doch liegen.

Knees: Die allergrößte Eile! Ich muß den Druck von der Seele
haben. Du gibst den Schlüssel, Mamma, hörst du?

Frau Knees (gehorcht ihm).

Knees (öffnet die Kommode und holt allerhand Bücher heraus, von
denen er eines Ida hinreicht): Hier, hier ist das eine Sparkassenbuch. Da
kannst du dir davon abheben, so viel du willst. Und denn kauf dir Ge-
schäfte, so viel du Lust hast. Und deine Eltern, die können ja denn zu-
sehen, wo sie abbleiben, und wenn sie auch in einem alten Kartoffelkcller
sterben sollen. So! Gott sei Dank! Ietzt hast du nichts mehr von uns
zu verlangen. (Er ist erschöpft.)

Ida: Vater, das wird mir aber wirklich verdächtig. Sag mal, Mutter,
ist irgend was mit dem Geld nicht in der Neihe?

Knees (zu seiner Frau): Nichts sagst du, verstanden?

Frau Knees (in höchster Angst): Ich kann die Ohnmacht davon
kricgen.

Knees: Nichts sagst du!

Ida (tritt mit aller Euergie auf): Ich will und muß aber wissen,
Vater, warum du hier in Wut gerätst. Hab ich euch nicht alles anvertraut?
So lohnt mir auch Gleiches mit Gleichem. Warum bringt dich diese
Geldgeschichte so auf?

Frau Knees: Wenn sie es doch wissen will, mein Pappa.

Knees: Ich hab ihr das Geld gegeben, weiter geht es sie gar nichts
an, was hier passiert ist.

Ida: Also, passicrt! Soviel wüßte ich nun schon. Mutter, nun sei
vernünftig. Wenn Vater jetzt auch den Trotzkopf aufsetzt: mein klein
Mudding hat mich viel zu lieb. Mein klein Mudding weiß ja, daß ich
schrecklich traurig werde, wenn ihr mir nicht alles sagt. (Sie faßt ihre
Mutter um und gcht mit ihr zum Sofa.) Komm mal, setz dich hier zu
mir. Erzähl mal: weshalb wird unser Pappa mir so böse?

Frau Knees: Pappa erlaubt es nicht.

Ida: Gewiß. Pappa erlaubt alles, was recht und brav ist. So habt
ihr mich cs doch gelehrt. Ich bin so lange nicht bei euch gewesen, und
jetzt dürfen wir uns doch nicht erzürnen. Ihr habt mir das schöne
Plakat da hingehängt, aber recht willkommen kanu ich euch erst sein, wenn
wir gar keine Geheimnisse mehr vor einander haben. Paßt mal auf:
dann sind wir erst richtig vergnügt zusammen.

Knees (wehmütig): Vergnügt? Das möcht ich wohl mal wieder sein.

Frau Knees: Mein Pappa, was soll ich denn bloß tun? Sie hält
mich ganz fest.

Knees: Ia, wenn du es verantworten kannst . . .

Ida: Pappa gibt schon nach!

Frau Knees: Ia, wenn er es haben will . . .

Knees: Aber nicht so laut.

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