Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1911)
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0383
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frau Knees: Das nrit deinem Geld? . . . Wir hatten es doch in
Lübeck . . .

Ida: Ia.

Frau Knees: Ilnd denn machte die Bank doch bankerott ....

Ida: Ia.

Frau Knees: Und da . . . da stand dein Geld noch.

Ida: Wie?

Frau Knees: Ia . . . da stand es noch da . . .

Ida: Und —

Knees (cntschlossen): Und da ist es mit perdü gegangen. So!

Ida: Ihr habt mir aber geschrieben . . .

Knees: Das hat Mamma getan. Ich habe mein Tag nicht ge-
logen. Bloß heute. Und das ist mir sauer genug geworden.

Frau Knees: Es war ja keine Sünde. Es war ja für dich. Dn
hattest das Schwere mit deinem Mann, klein Ida. Wir meinten, du
littest wohl Not.

Ida (erschrocken): Die ganzen Zinsen habt ihr für mich entbehrt?
Darum habt ihr euer Haus verkauft und seid in diesen schrecklichen Kasten
gezogen?

Knces (achselzuckend): Irgendwo mußte es ja doch herkommen.

Ida: Auf eure ganze licbe alte Gemütlichkeit habt ihr verzichtct, und
ich hab auf eure Kosten gelebt in Saus und Braus?

Frau Knees: Ia, klein Ida, — das war noch unsere einzige Frcude
dabei.

Ida (ausbrechend): Ach, ihr beiden Alten, was seid ihr gut und was
seid ihr dumm . . ! !

Knees: Das ist aber kein Ausdruck für deinen Vater.

Ida: Ia, ist es doch, Mndding. So gut und so . . .

Frau Knees: Nein, nein, du mnßt das nicht znm zweitcnmal sagen.

Ida: Ich denk es mir aber. Und es tut nichts, liebe Alten. Ich
habe ja trohdem solchen Nespekt vor euch.

Knees: Ia, Respekt. Das gehört sich auch. Das ist ein Wort. Das
sollten man die Leute hier in Koggenstcdt hören, daß unser Kind Nespckt
vor uns hat.

Ida: Brauchen sie nicht zu hören. Ist genug, wenn wir drei es wissen.
Deshalb die Falten und die granen Haare. Und deshalb der Druck auf
der lieben alten Seele, mein Vadding.

Knees: Ia, leichter ist mir ja jetzt zumute.

Ida: Was ihr mir geopfert habt, das kann ich nicht mehr gutmachen.
Aber schade ist es nur, daß euer Opfer eigentlich umsonst war. Denn seht
mal: ich hatte es ja gar nicht nötig.

Frau Knees: Wenn dein Mann doch vor Gericht . . .

Ida: Geld genug hatten wir deshalb doch, Mutter. Und an mir hat
Ulh nie gespart. Verliebt wie er in mich war. Die Zinsen, die ihr mir
schicktet, sind hingegangen für allen möglichen Kram. And euch be-
deuten sie das Heim! (Sie bricht in Tränen aus.)

Frau Knees: Wein man nicht, mein Liebling. Wir haben es ja
so gerne getan.

Ida: Daß mir das nicht geahnt hat, als ihr mir vom Hausverkauf
schriebt. Rnd jetzt seh ich auch ein: wie bitter unrecht war es, daß ich

3(6 Kunstwart XXIV, ((
 
Annotationen