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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 20 (2. Juliheft 1912)
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Rundsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0169
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fahrliche Bahn, welche die Rnter-
zeichner beinahe als die Bahn der
modernen Frauenbewegung hin-
stellen, wird von immer mehr
Frauen verlassen, die Fchematische
Gleichstellung" wird auch hier als
ein Unsinn zunächst wenigstens
theoretisch immer häufiger aner-
kannt. Daß die Praxis der er-
hobenen Forderungen nicht immer
solcher Theorie entspricht, versteht
sich von selber, da eine Entwicklung
keine Sprünge macht. Es verträgt
sich nicht nur mit konservativer Ge-
sinnung, sondern eigentlich fordert
das gerade sie: daß nach der
Untersuchung von Neuwirkungen
auf das Alte das Alte ihnen so weit
angepaßt werde, daß sein wesentliches
Gutes weitergedeihen kann. Wird der
neue Bund das auch gegenüber der
Frauenbewegung betätigen? Wird
er den notwendigen Einfluß
beispielsweise der kapitalistischen
Entwickelung auf die Stellung der
Frau vorurteilslos untersuchen, die
eben dadurch wie durch andere neue
Faktoren nicht bleiben konnte,
wie sie war, die eben dadurch also
in „Bewegung" gekommen ist? Lut
er das, so muß er auch mit anzu-
passen, mit zu ändern, mit zu hel-
fen trachten — und dann gehört
er selber in die Frauenbewegung
hinein. Tut er es nicht, so stellt
er sich außerhalb der Möglichkeiten
der Zeit. A

Zur Damenspargel-ZuchL


I llle IiükteMe kiriir

W


^altung graziös, Gang elastisch,
»^/Figur schmal" — „wie es die
neueste Pariser Mode erfordert".
Der nachkommen, vergleiche Leit-
aufsatz, muß man. Aber welches
Glück, man kann es nun auch,
gegen M. 7,50 bis M. s5,50, »durch
einen einfachen Handgriff".

Zur Reform des Neli-
gionsunterrichts

>»»nser religiöses Leben leidet
-^i-unter dem Mißtrauen gegen
uns selbst. Wir sind uns selbst
zu unbestimmt und unbedeutend
geworden, um unser Gewissen
als Stimme Gottes zu
empfinden. Die Männer sind sel-
ten, die sagen dürfen: ich glaube,
weil ich glaube, und ich glaube s o,
weil ich nicht anders kann als so
zu glauben. Wer nimmt sich auch
nur „die Zeit", aus sich selbst her-
auszuhorchen, was er glauben soll
und was nicht? Das bringt innere
Qual und fordert Iahre stillen Rei-
fens. Leichter ist es, einen fertigen
Glauben hinzunehmen. Wenn wir
wissen, andere haben dieses oder
jenes geglaubt, und wenn wir von
der Echtheit ihres Glaubens über-
zeugt sind: haben wir dann nicht
auch echten Glauben, wenn wir
ihn einfach übernehmen? Ia, wäre
es nicht eine Verfälschung, wollten
wir aus und durch uns selbst etwas
daran ändern? Dieses Glauben an
den Glaubensausdruck anderer ist
eine Folge unsrer vorwiegend er-
kenntnismäßigen Geisteshaltung. Ist
ein mathematischer Satz für richtig
erkannt, dann steht er fest für alle
Zeiten; das subjektive Denken
dieses Satzes ist immer wieder neu
und anders, sein Inhalt wird
nicht dadurch berührt. Ähnlich faßt
man den Ausdruck eines religiösen
Erlebens als einen Satz auf, der
fest stehen und vom subjektiven Er-
leben unabhängig sein müsse. Frei-

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