sei erlaubt, um doch geographisch einen Begrifs von dem Reichtum derartiger
Werkstätten zu gcben. Äus alten bcscheidencn 2lnfängen, aus klcinen Tafel-
und Hohlglashütten, dic zunächst nur Wald- und Ordinärglas machtcn, haben
sich oft große Betriebe aus Familien- und Wanderüberliefcrung herausge-
bildet. Der Übergang von Hcim- und Volkskunst zu Hütten und Fabrik-
industrie ist zuloeilcn an Ort und Stelle zu verfolgen, und es ist verständlich,
daß auch natürliche Bedingungen wic Holzbestand, Mmeraliennähe, Arbeits-
kräfte, Handelswege und derartiges auf die Enkwicklung einwirktcn. Jn
Thüringen lcbt heute noch um Lauscha und Flmenau herum alte Fa-
milien- und Werkstatt-Tradition, wenn auch der Erport, zumal hn Instru-
mcntenglas, durch die Glasinstrumenkenfachschule gefördcrt, heute schon in
alle Welt gcht. Die spiclcrische Tradition hat, wie ich sagtc, im zierlichen
Schmuckglas von Thüringen nach Berlin und Wien gewirkt, wo die Glas-
tiere, Glaspuppcn, Glasblumen die Vitrinen der Damen füllen. Das Fort-
leben einer Bolkskunst ist hier deutlich zu vcrfolgen, und wenn srüher die
Volkskunst sehr oft ein verkümmertcr Ablcger der Stadtkultur war, so ist es
hcute bezeichncnderweise oft umgekehrt, so daß die Stadtkunst cin Ableger der
Volkskultur ist. Ich erinnere nur an die glücklich überstandene Kinderkrankheit
der primitiven Schilder- und Kindermalerei, die nach dem Borbilde Rousseaus
und der „Matrosenkunst" eine ä-la-Mode-Pest und ein Großstadtkiksch war.
(Dies ncbenbei dcn Infankilisten an den Rand geschrieben!) 2luch im Baye-
rischen W ald lebt alte Glasmachertradition, die, durch Wald, Otuarz
und böhmische Arbciter begünstigt, großen Aufschwung genommen hat. In
Thcresicnthal, Regcnhütte, Frauenau, Buchenau, Zwicsel, Oberzwiesclau u. a.
sind hcute Glasfabriken am Werk, die, durch die Spezialsachschule Zwiesel
und ihre Modellmuster angeregt, Vorzügliches leisten. Kristallglas, Farbcn-
glas, Tafelscrvice, Wein-, Kunst- und Luxusgläser sind bevorzugk. Das
einfache Gebrauchsglas findct hier gute, schlichte Form und Veredeluug, die
tcilwcise vorbildlich gcnannt werden muß. Daß inTirol altc Traditionen neu-
bclcbt wcrden, und daß auch das Nheinland in Düren, Köln, Wadgassen
n. a. Glashüttenwcrke besitzk, die der neuen Glasform dienen, ist bemerkens-
wert. Im R i c s e n g e b i r g e leben miLLelalkerliche Glashüttentraditionen
fort, die seit dcm 17. Iahrhundert in Schreiberhau als Familienbesitz nach-
weisbar sind. Auch Hirschberg, Petersdors, Hermsdorf habeu ihre Glas-
hüttcu. Der Glasichliff, der Flächcnschliff, die ornamentale und figurale
Gravur haben hier Meister. Künstler wie Baker und Sohn Benna, wie
Süßmuth oder Hertel vertreten die schlesische Mcisterschaft, die auch an
der Brcslaucr Kunstgewerbeschule neue Pflege findet. Die altböhmische
Glasmacher- uud Glasschneidctradition, die zeitweise der Lchrmeister in
Deutschland war, lebt auch heute noch in dcn Werkstätteu von Haida,
Stcinschönau, Karlsbad, lkkeuwelt, Polaun, Klostcrmühle u. a. in dcr Fach-
schullehre und im Meisterschliff. Dic böhmischen Arbciten habcn noch heute
dcn alten Ruf und überraschtcn durch Vollcndung und Prachk ebenso wie die
Wiener Arbcikcn auf der Parijer Ausstellung. Die bcsten Orreforsschneider^
die heute der bcrühmten schwediichen Werkstatt Welkruf verschaffcn, gingeu
nieines Wisscns von Stcinschönau aus, und es lebk aho alte böhnüsche Tradi-
tion in dcr ncucn schwcdischen Glasbunst. Auch die österreichische Gravur ist
Werkstätten zu gcben. Äus alten bcscheidencn 2lnfängen, aus klcinen Tafel-
und Hohlglashütten, dic zunächst nur Wald- und Ordinärglas machtcn, haben
sich oft große Betriebe aus Familien- und Wanderüberliefcrung herausge-
bildet. Der Übergang von Hcim- und Volkskunst zu Hütten und Fabrik-
industrie ist zuloeilcn an Ort und Stelle zu verfolgen, und es ist verständlich,
daß auch natürliche Bedingungen wic Holzbestand, Mmeraliennähe, Arbeits-
kräfte, Handelswege und derartiges auf die Enkwicklung einwirktcn. Jn
Thüringen lcbt heute noch um Lauscha und Flmenau herum alte Fa-
milien- und Werkstatt-Tradition, wenn auch der Erport, zumal hn Instru-
mcntenglas, durch die Glasinstrumenkenfachschule gefördcrt, heute schon in
alle Welt gcht. Die spiclcrische Tradition hat, wie ich sagtc, im zierlichen
Schmuckglas von Thüringen nach Berlin und Wien gewirkt, wo die Glas-
tiere, Glaspuppcn, Glasblumen die Vitrinen der Damen füllen. Das Fort-
leben einer Bolkskunst ist hier deutlich zu vcrfolgen, und wenn srüher die
Volkskunst sehr oft ein verkümmertcr Ablcger der Stadtkultur war, so ist es
hcute bezeichncnderweise oft umgekehrt, so daß die Stadtkunst cin Ableger der
Volkskultur ist. Ich erinnere nur an die glücklich überstandene Kinderkrankheit
der primitiven Schilder- und Kindermalerei, die nach dem Borbilde Rousseaus
und der „Matrosenkunst" eine ä-la-Mode-Pest und ein Großstadtkiksch war.
(Dies ncbenbei dcn Infankilisten an den Rand geschrieben!) 2luch im Baye-
rischen W ald lebt alte Glasmachertradition, die, durch Wald, Otuarz
und böhmische Arbciter begünstigt, großen Aufschwung genommen hat. In
Thcresicnthal, Regcnhütte, Frauenau, Buchenau, Zwicsel, Oberzwiesclau u. a.
sind hcute Glasfabriken am Werk, die, durch die Spezialsachschule Zwiesel
und ihre Modellmuster angeregt, Vorzügliches leisten. Kristallglas, Farbcn-
glas, Tafelscrvice, Wein-, Kunst- und Luxusgläser sind bevorzugk. Das
einfache Gebrauchsglas findct hier gute, schlichte Form und Veredeluug, die
tcilwcise vorbildlich gcnannt werden muß. Daß inTirol altc Traditionen neu-
bclcbt wcrden, und daß auch das Nheinland in Düren, Köln, Wadgassen
n. a. Glashüttenwcrke besitzk, die der neuen Glasform dienen, ist bemerkens-
wert. Im R i c s e n g e b i r g e leben miLLelalkerliche Glashüttentraditionen
fort, die seit dcm 17. Iahrhundert in Schreiberhau als Familienbesitz nach-
weisbar sind. Auch Hirschberg, Petersdors, Hermsdorf habeu ihre Glas-
hüttcu. Der Glasichliff, der Flächcnschliff, die ornamentale und figurale
Gravur haben hier Meister. Künstler wie Baker und Sohn Benna, wie
Süßmuth oder Hertel vertreten die schlesische Mcisterschaft, die auch an
der Brcslaucr Kunstgewerbeschule neue Pflege findet. Die altböhmische
Glasmacher- uud Glasschneidctradition, die zeitweise der Lchrmeister in
Deutschland war, lebt auch heute noch in dcn Werkstätteu von Haida,
Stcinschönau, Karlsbad, lkkeuwelt, Polaun, Klostcrmühle u. a. in dcr Fach-
schullehre und im Meisterschliff. Dic böhmischen Arbciten habcn noch heute
dcn alten Ruf und überraschtcn durch Vollcndung und Prachk ebenso wie die
Wiener Arbcikcn auf der Parijer Ausstellung. Die bcsten Orreforsschneider^
die heute der bcrühmten schwediichen Werkstatt Welkruf verschaffcn, gingeu
nieines Wisscns von Stcinschönau aus, und es lebk aho alte böhnüsche Tradi-
tion in dcr ncucn schwcdischen Glasbunst. Auch die österreichische Gravur ist