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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

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Heft 4 (Januarheft 1929)
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Lose Blätter
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Martin, Kurt: Paul Gauguin: anlässlich der Ausstellung seiner Werke in Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0305

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Baum, der jeht unker seinen Hi'eben zusammenbrach, war er es selbst? Wohcr
das roke Harz, das aus dem Geäder der Weide quoll? Er warf die 2lxk
von sich und enkstürzte zum Wald.

Am hellen Morgen schlich er heim, nüchkern vom Bad im Fluß. Er krak
ans Bekt, das Weib zu rufen. Das Weib lag Lok, wie abgemähk, hart, schmal,
geneigken Haupts. Welk knisterke das sahle Haar, als ers mik blödeni
Finger hob, sie dreinzuhüllen.

Am Abend halsen ihm Männer, die nach der Fähre begehrken, die Toke
iu die Erde zu legen.

Als er sich, das Lager meidend, späk auf den nackken Boden wars, kroch das
Knäblein leis weinend an seine Seike. Wie ers von der Mukker gesehn, hegke
er das Kind mik seinen ungeschlachken Händen, allein es gelang ihm nichk,
es zu besänfkigen, es wimmerke und wand sich.

Tag um Tag sah er es verfallcn, das Weinen sägke ihn durchs Mark, da
kam ihm in den Simr, er wollke dem Kind cin Betklcin bauen, da es der
Mukkerwärme entbehrte. Er ging und machke aus dem gefällten Weidenstamm
cine Wiege, brachke sie unker das Dach und legke den Knaben drein. Der
wurde still, lag heimlich befriedek wie im Mukterleib, aß, wuchs, gedieh,
spielke und war dem Vater keine Sorge. Dcm Manne war das rechke Leben
. ausgedorrk, wie an einer Krücke schlich er an seinem Tagewerk durch die
Iahrzeik hin, das Haar hing ihm wirr und grau über die Augen.

Der Knabe umsprang ihn, braun und gelenk wie ein Tierlein.

Eines Abends saß der Mann am User und slickke sein NeH mik verdrossnem
Finger. Der Knabe setzke sich ihm zur Seike und schnikt sich eine Flökc aus
einem Weidenschoß, wie der Stumps sie zahlreich trieb. Er hob die Pfeife
an die Lippen und brachke mik Mund und Fingern sie zum Tönen, als häkte
ers ofk geübk.

Beim ersten Lauk ließ der Baker die Hände sinken, bok das Ohr hin und
vernahm, wie aus der Pfeife mik holder Stimme die Mukker zum Kind
redete.

Tribüne

Paul Gauguin

Anläßlich der Ausstellung seiner Werke in Basel
Don Kurt M artln

(jaö Gebäude der östentlichen Kunstsammlung in Basel wird umgebaut. Für diese
^^Zeit sind in der Kunsthalle dle besten Bilder der Galerie verei'nigt, darunter
Werke großer Künstler des ig. Jahrhunderts. Für die Gauguin-Ausstellung waren
s>e ein interessanter Ausgangöpunkt, setzt doch mit Böcklin und Feuerbach in Deutsch-
land eine neue Wendung ein, wie sie anders in Frankreich der Zeitgenosse Manct
eröffnet. Sie wird fortgesetzt von Marees und Thoma, denen die großen französi-
schen Jmpressionisten entsprechen: Cezanne, Monet, Renoir, Pissarro, Sisley, die
alle zwischen igzg und 16P geboren wurden. Deutschland empfängt diese Richtung,
deren Führer Leibl, Liebermann und Schuch werden. Als einziger der ganzen Ge-
neration kommt Cezanne zu Lösungen, die über den Jmpressionismus hinauögehen,
weil alles für ihn Licht ist, nicht mehr das Licht, das den Gegenstand erklärt, son-

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