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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

DOI Heft:
Heft 1 (Oktoberheft 1928)
DOI Artikel:
Trentini, Albert: Wiederkehr der Freude
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Vetter, August: Das Schicksal der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0030

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egoisiislhen Frende, schon erschöpfke! O, keineswegs! Jch glaube, zum Ber-
spiel, jetzi nichi an Goki. Glaube aber ebensowemg, nein, nakürlich noch we-
niger denn je, an eine Weli, hinicr der kein Goii siehi. Exisiierk nun aber
irotzalledem ein Goti, dann — dann hai mein Fall in der glorreichsien
Weise, die ich mir nur vorsiellen kann, Jhn, und nichi den Menschen be-
siäiigi, der der blinden Meinung war, er dürse siraslos eine Exiraiour von
Goii hinweg „ins Vergnügen hinaus" machen! Gibt es hingegen irotzalle-
dem und in der Tai eine Weli ohne Goki; dann — dann hak sich diese Welt
mii meinem Fallissemeni an ihren „Genüssen" ein sür allemal und endgüliig
blamieri; und muß sie sichs widerspruchslos gefallen lassen, daß ich winziger
Gesirandeier sie forkab nur noch hämischer belächle! Aber selbsi wenn weder
das eine noch das andere zuiressen sollie, —- selbsi dann, ja vielleichi gerade
dann, isi mein Glück der Gipsel menschlichen Glücks! llnreikbar und
morgenlos dcchinireibend aus dem Wrack meiner Schuld, jauchze ich, Ediih,
jauchze ich begeisieri in diese grauenhasi siumme und begierdelose Gokk- und
Welilosigkeit hinein: „Aber, ob ihr beide auch nichi mehr, oder überhaupi
niemals gewesen seid, — ich bin doch da! Jch, der Mensch! Denn ich leide!"

Höre nun, Edich, worum ich dich biiie; worum ich dich, nachdem ich dir mcinc
Seligkeii gebeichtct habe, noch bitte! Ach bitte dich, geselle dich meinen
Peinigern nichi dadurch zu, daß du diesen Bries nur zornig beschweigsi! Son-
dern dadurch, daß du ihn — du, die nichi mchr zu lieben, und von der
nichi mehr geliebt zu werden, eines der beißendsien Feuer meines Unglücks,
und darum anch die siechendsie Disiel meines Glücks isi — daß du ihn vom
ersien bis zum letzien Wori. . . mißversiehsi; und dann, in deiner Aniwori
aus ihn, — lange habe ich die ziiiernden Fragen deiner Finger nichk mehr
gelcsen! — mir auch noch jenen einzigen Schimps zurufsi, den ich selber mir
bisher vorenthieli; den Schimpf: „Komödiant!" Denn so unendlich,
begreifsi du, isi mein Glück jetzi, daß ich selbsi vom Kreuz dieser Ver-
dammung herab ungeiroffcn kriumphierie: „Aber wieder ein Mensch! Denn
ich lcide!"

Das Sck)icksal der Kunst

Von AuguffVeiker

I.

/(^s eiLdem das künsilerische Schaffen sowohl die handwerklichen, als auch die
^—^religiösen Bindungen abstreifie und sich von Zunfk und Kuli lösie, seiidem
cs also äußerlich und innerlich frei wurde, hai sich zunehmend eine llnsicherheii
seiner bemächtigk. Sie kommk schon in der tlnruhe des Geffaliens, im Schwan-
kcn zwischen schmicgsamer Einfühlung und Vergewaliigung der Naiur, sowie
im Suchen nach immer neuen Siilformen zum Ausdruck. llnd die gleiche
Railosigkeit zeigk sich auch gegenüber dcm Sioff. Die Darffellung von NÜchiig-
keiien, von Zufällen des Alltags wechseli in rascher Folge mii verzückier We-
sensschau. Ein Ausweg aus diesem Zrrgarten eröffnei sich noch nirgends, denn
bas Nüchierne und das Übersinnliche sind gleicherweise künstlerisch unbefriedi-

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