stimmt er srch also zu der natürlichen Haltung, verbietet er sich die Unnatur
eines an die ÖssentlichLeit gerichteten Selbstgespräches: dann wird er damik
zwar noch nicht gleich etwas können, aber cr wird seinen Instinkt für gute
Form, verständliche Entwicklnng, ja, sagen wir kecklich: für das Nvrmale
befreien, zugleich auch sich befreien von allzu Persönlichem, Kauzigem (wie
Goethe es einmal nennt).
BorausgeseHL immer, daß es Leilnehmende Zuhörer und Spieler gibt, die
eigenes Verstehen und Fühlen, Genießen und Hören, Schmecken und Sehen
noch nicht preisgegeben haben.
VorausgeseHL also, was man heute zwar immer noch irgendwo einmal an-
Lriffk, aber, leider, nicht mehr voraussetzen darf.
Die Frau und die moderne Wohnung
Von Alice von Pechmann
'dIer Einfluß der Frau auf die Wohnung ift so alt wie die Wohnung
^--Ielbst. Ich denke immer voll Vergnügen an eine Bemerkung Friedrich
Naumanns. Er sprach von Frauenemanzipation: „Ich sage nur das eine
Wort: Bäuerin!". Der Einfluß der Frau war im Bauernhaus immer
ganz unmiLLelbar, sie machte ihre Bedürfnisse geltend für den eigenen Lebens-
raum, der ihr Arbeitsplatz war, und ihre noLwendigen Ansprüche formten
Haus und Wohnung. Wo Lebensverhältnisse sich organifch entlvickelten, da
bestimmte vorwiegend die Frau auch die sichLbare Form des häuslichen Lebens.
Dieser unmittelbare weibliche Einfluß auf die GesialLung des Hauses ift
heute weichin unterbunden. Wo noch Eigenhäuser entstehen, da lebL er wohl
so wie früher. Mir ift es aufgefallen, daß Architekten, die ich kenne, immer
ganz besonders der Bauherrin verbunden waren, miL ihr verhandelken, be-
rieteu und entfchieden.
Das Eigenhaus als Ausdruck persönlicher LebenskulLur wird immer die wert-
vollsie, am meiften beseelte Form der Wohnung bleiben. Aber die Anzahl
der Bauken, die persönlicher BaufreudigkeiL ihre Entstehung verdanken,
ift klein geworden. Wohl können wohlhabende Menfchen heute noch ihre
Wohnhäuser in der herkömmlichen Weise errichken, wohl werden bei Kult-
bauten und den öffentlichen Gebäuden noch die Mittel für individuelle Her-
stellung einmaliger Schöpfungen aufgebracht werden können, für den Wohn
bedarf der großen Masse wird die Wohnbefchaffung auf VorraL, für den
WohnungsmarkL, ausfchlaggebend sein. An die Skelle des aus persönlichen
Bedürfnissen erwachsenen Eigenhauses ist die spekulative BereiLftellung von
Wohnungen durch den kapitalistifcheu Unkernehmer getreten.
Es will mir immer fcheinen, als ob die Wohnungen der N!eu
zeit nur allzu sehr enthüllten, daß Fraum zu wenig ihre Wünfche,
ihre Bedürfnisse und Ncigungen zur Geltung gebracht haben. Wo die per-
sönlichen Wünfche der einzelnen Frau nicht mehr reden können, muß die Ge-
samtheit der Frauen ihren Einfluß geltend machen. Äußerlicher und unpersön-
licher Repräsentation sollten sie ihre Forderung nach klarer Erfüllung ihrer
Lebensbedürfnisse entgegenstellen. Und wie gut wäre es, könnten sie überall
da, wo sie ihre Forderungen nicht erfüllt sehen, durch Wohnungsboykott ant-
2Z«
eines an die ÖssentlichLeit gerichteten Selbstgespräches: dann wird er damik
zwar noch nicht gleich etwas können, aber cr wird seinen Instinkt für gute
Form, verständliche Entwicklnng, ja, sagen wir kecklich: für das Nvrmale
befreien, zugleich auch sich befreien von allzu Persönlichem, Kauzigem (wie
Goethe es einmal nennt).
BorausgeseHL immer, daß es Leilnehmende Zuhörer und Spieler gibt, die
eigenes Verstehen und Fühlen, Genießen und Hören, Schmecken und Sehen
noch nicht preisgegeben haben.
VorausgeseHL also, was man heute zwar immer noch irgendwo einmal an-
Lriffk, aber, leider, nicht mehr voraussetzen darf.
Die Frau und die moderne Wohnung
Von Alice von Pechmann
'dIer Einfluß der Frau auf die Wohnung ift so alt wie die Wohnung
^--Ielbst. Ich denke immer voll Vergnügen an eine Bemerkung Friedrich
Naumanns. Er sprach von Frauenemanzipation: „Ich sage nur das eine
Wort: Bäuerin!". Der Einfluß der Frau war im Bauernhaus immer
ganz unmiLLelbar, sie machte ihre Bedürfnisse geltend für den eigenen Lebens-
raum, der ihr Arbeitsplatz war, und ihre noLwendigen Ansprüche formten
Haus und Wohnung. Wo Lebensverhältnisse sich organifch entlvickelten, da
bestimmte vorwiegend die Frau auch die sichLbare Form des häuslichen Lebens.
Dieser unmittelbare weibliche Einfluß auf die GesialLung des Hauses ift
heute weichin unterbunden. Wo noch Eigenhäuser entstehen, da lebL er wohl
so wie früher. Mir ift es aufgefallen, daß Architekten, die ich kenne, immer
ganz besonders der Bauherrin verbunden waren, miL ihr verhandelken, be-
rieteu und entfchieden.
Das Eigenhaus als Ausdruck persönlicher LebenskulLur wird immer die wert-
vollsie, am meiften beseelte Form der Wohnung bleiben. Aber die Anzahl
der Bauken, die persönlicher BaufreudigkeiL ihre Entstehung verdanken,
ift klein geworden. Wohl können wohlhabende Menfchen heute noch ihre
Wohnhäuser in der herkömmlichen Weise errichken, wohl werden bei Kult-
bauten und den öffentlichen Gebäuden noch die Mittel für individuelle Her-
stellung einmaliger Schöpfungen aufgebracht werden können, für den Wohn
bedarf der großen Masse wird die Wohnbefchaffung auf VorraL, für den
WohnungsmarkL, ausfchlaggebend sein. An die Skelle des aus persönlichen
Bedürfnissen erwachsenen Eigenhauses ist die spekulative BereiLftellung von
Wohnungen durch den kapitalistifcheu Unkernehmer getreten.
Es will mir immer fcheinen, als ob die Wohnungen der N!eu
zeit nur allzu sehr enthüllten, daß Fraum zu wenig ihre Wünfche,
ihre Bedürfnisse und Ncigungen zur Geltung gebracht haben. Wo die per-
sönlichen Wünfche der einzelnen Frau nicht mehr reden können, muß die Ge-
samtheit der Frauen ihren Einfluß geltend machen. Äußerlicher und unpersön-
licher Repräsentation sollten sie ihre Forderung nach klarer Erfüllung ihrer
Lebensbedürfnisse entgegenstellen. Und wie gut wäre es, könnten sie überall
da, wo sie ihre Forderungen nicht erfüllt sehen, durch Wohnungsboykott ant-
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