haupk einen andern, einen besseren Weg für den, der eine künstlerifche Er-
scheinung bis in ihre Ilrsprünge verfolgen will, als diesen — von uns weg-
zusühren hin zu dem Dichter und seinem ,gewalkigen, die Seele einer künstigen
Zeit ossenbarenden^ Werk?"
Es gibk einen andern Weg: den, aus die „Ursprünge" zu verzichten. 2lber da
uns Deutschen nun einmal das Herz nach ihnen stehk — weshalb sollen wir
den Drang zur „Tiese" verleugnen? Wie mir scheink, sind die Gefahren
schon vermieden durch das rückhalklose Geständnis der persönlichen „Ver-
messenheik", durch die Vereinigung der romanhafken und begrisslichen Tendenz,
in der sich Buchheik mik Maurois trissk. Dies Bcwußksein und diese Mekhode
müssen zur Sachlichkeit erziehen und wohl auch vor der groben Formelsuchk
bewahren. Dann mag sich am Ende erweisen, daß die Suche nach dem Sinn
und Werk eines großen Lebens ihr gukes Rechk hak, zum wenigsten in der
Biographie des Künstlers und Denkers, die von selbst aus einer Erzählnng
zur Würdigung sich weiket.
Rilkes Biograph, der den Mut zu allem Persönlichen besitzk, hak das Gefühl,
daß solcher Muk doch einer Rechkserkigung bedarf, und sieht sie im
Dienst an des Dichkers Werk. Solches Ziel scheink nichk sehr modern zu
sein — allein ist nichk heuke, wo wir Übermüdeken und Überreizken so schwer
den Weg zu originalen Werken finden, wo wir uns nur allzugerne mik Be-
arbeikungen, Beurteilungen, Berwässerungen begnügen — ist heuke nichk
die älkeste Biographenpflichk wieder die allererste? Die Pforten aufreißcn zu
den Gärken und Palästen, wo er so lange selbst verweilk, durch Darstellung,
Krikik und Würdigung zu seinem Helden verlocken?
Gewiß wird der polikische Heros auch weiterhin seinen Romancier finden,
gewiß mag das klassische Menschenbild Goethes die Konstrukkiouen geist-
voller Schrifksteller ertragen — aber die ZukunsL gehört dem sachlich-kritischen
und dem persönlich-ehrsürchkigen Biographen: dem Führer zum Werk!
Charles Ferdinand Ranmz
Bon Bernhard Rang
O^oden und Luft, 2lkem und Blut, Erde und Hinnnel bezeugen noch immcr
^^jeue starke und geheimnisvolle Einheit, aus der das Lebendige, das
Schöpfcrische, Seele und Schönheik erwächst. Auch das Work des Mcnschen,
mik dem er kundtuk, wic schmerzlich stark das Lebcn ihn ergreisk, nimmk seine
WirkkrafL, seine Rkährkraft von der unberührbar verborgenen Verschweißung
jener hellen und dunklen Mächke her. Zumal das Dichkerwork erfüllk sich
erst, indem es sich zugleich mik dem Hohen und Oberen wie mik dem Tiefen
und Gebundenen vermählk, indem es sich mit Sonne und Erde leiblich füllt.
Nvch immer muß Homer, der Archetyp des Dichkers, „blind" sein, weil er
durch die Obersläche, den Schein, das Täuschende der Dinge in ihren
Kern, in das Geheimnis der Verschmelzung, der Verleiblichung siehk. Noch
immer werden die Parabel, das Gleichnis, die Mekapher die Symbole der
Dichtung bleiben, deren Ausdruck wescnsmäßig nichk allegorisch, d. h. cin
Anderes setzend, sondern symbolisch, das Gleiche darstellend scin muß. Vou
jeher dachken und sprachen ergreismd und wirksam Menschen nur durch Bild-
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scheinung bis in ihre Ilrsprünge verfolgen will, als diesen — von uns weg-
zusühren hin zu dem Dichter und seinem ,gewalkigen, die Seele einer künstigen
Zeit ossenbarenden^ Werk?"
Es gibk einen andern Weg: den, aus die „Ursprünge" zu verzichten. 2lber da
uns Deutschen nun einmal das Herz nach ihnen stehk — weshalb sollen wir
den Drang zur „Tiese" verleugnen? Wie mir scheink, sind die Gefahren
schon vermieden durch das rückhalklose Geständnis der persönlichen „Ver-
messenheik", durch die Vereinigung der romanhafken und begrisslichen Tendenz,
in der sich Buchheik mik Maurois trissk. Dies Bcwußksein und diese Mekhode
müssen zur Sachlichkeit erziehen und wohl auch vor der groben Formelsuchk
bewahren. Dann mag sich am Ende erweisen, daß die Suche nach dem Sinn
und Werk eines großen Lebens ihr gukes Rechk hak, zum wenigsten in der
Biographie des Künstlers und Denkers, die von selbst aus einer Erzählnng
zur Würdigung sich weiket.
Rilkes Biograph, der den Mut zu allem Persönlichen besitzk, hak das Gefühl,
daß solcher Muk doch einer Rechkserkigung bedarf, und sieht sie im
Dienst an des Dichkers Werk. Solches Ziel scheink nichk sehr modern zu
sein — allein ist nichk heuke, wo wir Übermüdeken und Überreizken so schwer
den Weg zu originalen Werken finden, wo wir uns nur allzugerne mik Be-
arbeikungen, Beurteilungen, Berwässerungen begnügen — ist heuke nichk
die älkeste Biographenpflichk wieder die allererste? Die Pforten aufreißcn zu
den Gärken und Palästen, wo er so lange selbst verweilk, durch Darstellung,
Krikik und Würdigung zu seinem Helden verlocken?
Gewiß wird der polikische Heros auch weiterhin seinen Romancier finden,
gewiß mag das klassische Menschenbild Goethes die Konstrukkiouen geist-
voller Schrifksteller ertragen — aber die ZukunsL gehört dem sachlich-kritischen
und dem persönlich-ehrsürchkigen Biographen: dem Führer zum Werk!
Charles Ferdinand Ranmz
Bon Bernhard Rang
O^oden und Luft, 2lkem und Blut, Erde und Hinnnel bezeugen noch immcr
^^jeue starke und geheimnisvolle Einheit, aus der das Lebendige, das
Schöpfcrische, Seele und Schönheik erwächst. Auch das Work des Mcnschen,
mik dem er kundtuk, wic schmerzlich stark das Lebcn ihn ergreisk, nimmk seine
WirkkrafL, seine Rkährkraft von der unberührbar verborgenen Verschweißung
jener hellen und dunklen Mächke her. Zumal das Dichkerwork erfüllk sich
erst, indem es sich zugleich mik dem Hohen und Oberen wie mik dem Tiefen
und Gebundenen vermählk, indem es sich mit Sonne und Erde leiblich füllt.
Nvch immer muß Homer, der Archetyp des Dichkers, „blind" sein, weil er
durch die Obersläche, den Schein, das Täuschende der Dinge in ihren
Kern, in das Geheimnis der Verschmelzung, der Verleiblichung siehk. Noch
immer werden die Parabel, das Gleichnis, die Mekapher die Symbole der
Dichtung bleiben, deren Ausdruck wescnsmäßig nichk allegorisch, d. h. cin
Anderes setzend, sondern symbolisch, das Gleiche darstellend scin muß. Vou
jeher dachken und sprachen ergreismd und wirksam Menschen nur durch Bild-
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