Der
Kunstwark
Degründet von Ferdinand AvenarLus
Geleilel von Dr. Vermann Ninn
Zum 42. Jahrgang
ie TradiLion des KunstwarLs, seine seit Iahrzehnten geleistete älrbeit
und die von ihm auf die Bildung einer ganzen Gcneration gcübte Wirkung
sind zu bckannt, als daß es nötig erschiene, das Programm dcr Zcitschrift mit
jedem neuen Iahrgang neu und ausführlich zu umreißen und zn begründen.
Die von Fcrdinand Avenarius, dem Gründer des Kunstwarts, seiner Zeit-
schrift gesetzte Ausgabe: die Kunst in allen ihren Erscheinungen aufs eugste
dem Lebcn zu verbinden, das Leben ganz mit ihren ästhetischen, geistigen, sceli-
jcheu und sozialcn Gehalten zu erfülleu und von ihncn aus zu gestalten, kurz
eine Kulturpolitik im höchsten und edelsten Sinne zu betrei-
b^e n, iß heute wie ehedem der tiefsten Hingabe wert und bedars an dieser
Stelle nur noch der Modifizierung gemäß dem Gebote der so schr verändertcn
äußeren und iuneren deutschen Verhältnisse.
Ilnsere Auffassung vcrbietct von selbst eine Haltung, die verncincnd zur Ge-
genwart slcht und das „Menschliche" mit Protestcn und Restaurations-
versuchen rctten zu wollen vorgibk. Verbietet nichk minder anf der andcreu
Seite, die kritiklose Bejahung der Zeit iu allen ihren Äußerungen nn'tzumachen,
das geschäftige Bedachtnehmen auf die jcweilige Aktualität und Tagesmode,
tvie auch jencn Radikalismus, der selbst im unverlierbarcn Geistesgut dcr alten
Kultur nur Hinderuisse für das Gestalkwerden des lkeeuen sieht. Sie ver-
bietet endlich, sich als unbeteiligter Zuschauer dem Heraufdrängen ncner
Lebensmächte zu cntzichen und es beim bloßen Auch-Bescheid-Wissen bewenden
zu lassen. Damit crwächst zugleich die Verpflichtung auch und gerade jedem
Einzelncn, tätige Beziehung zu diejen Reächtcn zu siuden. Dies heißt aber ersi
cinmal ohne Vorbehalt die völlige Ohnmacht veralteter Lebensordnungen
gegenüber der heutigen Welt anzucrkennen. Heißt serner, daß eine vor der
Wirklichkcit nichk ausweichcnde, an und in ihr wachsende, ihr standhaltcnde
Kunstwark
Degründet von Ferdinand AvenarLus
Geleilel von Dr. Vermann Ninn
Zum 42. Jahrgang
ie TradiLion des KunstwarLs, seine seit Iahrzehnten geleistete älrbeit
und die von ihm auf die Bildung einer ganzen Gcneration gcübte Wirkung
sind zu bckannt, als daß es nötig erschiene, das Programm dcr Zcitschrift mit
jedem neuen Iahrgang neu und ausführlich zu umreißen und zn begründen.
Die von Fcrdinand Avenarius, dem Gründer des Kunstwarts, seiner Zeit-
schrift gesetzte Ausgabe: die Kunst in allen ihren Erscheinungen aufs eugste
dem Lebcn zu verbinden, das Leben ganz mit ihren ästhetischen, geistigen, sceli-
jcheu und sozialcn Gehalten zu erfülleu und von ihncn aus zu gestalten, kurz
eine Kulturpolitik im höchsten und edelsten Sinne zu betrei-
b^e n, iß heute wie ehedem der tiefsten Hingabe wert und bedars an dieser
Stelle nur noch der Modifizierung gemäß dem Gebote der so schr verändertcn
äußeren und iuneren deutschen Verhältnisse.
Ilnsere Auffassung vcrbietct von selbst eine Haltung, die verncincnd zur Ge-
genwart slcht und das „Menschliche" mit Protestcn und Restaurations-
versuchen rctten zu wollen vorgibk. Verbietet nichk minder anf der andcreu
Seite, die kritiklose Bejahung der Zeit iu allen ihren Äußerungen nn'tzumachen,
das geschäftige Bedachtnehmen auf die jcweilige Aktualität und Tagesmode,
tvie auch jencn Radikalismus, der selbst im unverlierbarcn Geistesgut dcr alten
Kultur nur Hinderuisse für das Gestalkwerden des lkeeuen sieht. Sie ver-
bietet endlich, sich als unbeteiligter Zuschauer dem Heraufdrängen ncner
Lebensmächte zu cntzichen und es beim bloßen Auch-Bescheid-Wissen bewenden
zu lassen. Damit crwächst zugleich die Verpflichtung auch und gerade jedem
Einzelncn, tätige Beziehung zu diejen Reächtcn zu siuden. Dies heißt aber ersi
cinmal ohne Vorbehalt die völlige Ohnmacht veralteter Lebensordnungen
gegenüber der heutigen Welt anzucrkennen. Heißt serner, daß eine vor der
Wirklichkcit nichk ausweichcnde, an und in ihr wachsende, ihr standhaltcnde