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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1928)
DOI Artikel:
Popp, Joseph: Die Technik, [2]: ihre Leistungen, Gefahren und Probleme
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0195

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Die Technik

Ihre Leisiungen, Gefahren und Probleme
Von Iosef Popp
(Schluß)

V.

O^or allem gilk es, die technifche Arbeit von innen her zu durchgeisiigen und
heben, indem man ihr einen idcalen Untergrund fchafft. Voraussehung
hiefür isi, daß wir die Arbeit als solche wiederum im Sinne des frühercn
Berufes, als den wesentlichen Teil unserer Lebenserfüllung, nehmen und zu-
gleich als Dienst an der Menfchheit — gleichviel, welcher Art sie isi; nach dern
Wort Eckeharts: „lbkimm jedes Werk, wie unwert du es nehmen willsi; es
macht dich wahrlich gehorsam, edler und besser. Darüber hinaus wollen wir
uns an unserer Arbeit wahrhaft Frende verfchasien dadurch, daß wir sie recht
tun — auch dann, wenn uns dies kaum möglich fcheint." Die Aussichken in
solcher Richtung sind nicht hoffnungslos. Es isi bedeutungsvoll, daß H. de
Man („Der Kampf nm die Arbeiksfreude", 1928) in einer gründlichen Bc-
fragung moderner Indusiriearbeiter festsiellen konnte, daß selbst für die Re-
petitivarbeik, die spezialisiifch-mechanifche Wiederholungs- und Klcinarbeit,
durchaus Arbeitswilligkeit besiehk, ja daß viele sich nichts anderes wünfchen.
Die Gründe hierfür sind verfchiedener Art, aber sie besiehen und müssen als
Latsachliche Grundlage für die Weckung höherer Arbeitsfreudigkeit in den
Massen benützt werden. Alle Arbeitgeber, Arbeitleitenden und Beaufsichtigcn-
den müssen sich darüber klar sein, daß der Geisi auch in die Fabrikarbeit, in
die Gruppenfabrikation, in die Massen wieder hineinzutragen ist, wie er in der
handwerklichen und bäucrlichen Arbeit heute noch lebcndig wirkt. „Wic kann
Fabrikarbeit ein Glicd im Menfchentum werden?" fragt und enkwickelt Hell-
pach in einer wertvollen Untersuchung seiner „Sozialpsychologifchen For-
fchungen". Er fchneidet damit, wie A. Mendt weitfchauend betont, „die Lcbens-
frage der indusirialisierten Völker des Abendlandes, die Frage des Geisiigen im
Arbeiter an, im Grund seine Bildungsfrage". Ich sehe darin noch mehr. Es
soll dem Arbeiter in Fleifch und Blut übergehen, daß er etwas Sinnvolles zu
leisien hat. Dabei muß die Tatsache der organifchen Verbundenheik der Arbei-
tenden in der Gruppenfabrikation den Ausgangsyunkt für die gewünfchte Ar-
beitsgesinnung nnd -vergeisiigung bilden. Aber: „Es muß abgewartet werden,
ob sich daraus echte organifche Gemeinfchaftsgebilde entfalten werdcn" (Hell-
pach). Allerorten beginnen solche Anregungen mittelbar und unmittelbar auf
den Tagungen der letzken Iahre von Indusiriellen, Berufsfchullehrern, für die
werktätige Erziehung usw. fruchtbar zu werden. In Frankreich besieht seit
langcm einc Bewegung, die sich um die Lösung dieser Frage bemühk. Ihr
Führer isi Henri Dubrcnil, ein früherer Metallarbeiter. Er hak in seinem
Buch „Das indusirielle Gemeinwesen" das Programm der „Werkstatt-Koni-
mandite" entwickelk. In Deutfchland isi unabhängig von ihm Eugen Noscn-
stock zu den gleichen Ergebnissen gekommen. (Werksiattaussiedlung 792z,
Jndusirievolk 1924, Lebensarbeit in der Induftrie 1926). Beide Arbeits-
politiker wollen im Rahmen der heutigen Arbeitsmafchinerie benannte und
verantwortlich gcgliederte Arbeitsgruppen fchaffen. Diese übernehmen von
 
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