jenigcri Lebens, das als Wahrheit außer uns bestehL und nur von den Li'eferen
Schichten des Daseins gelebt wird. Die seelische WahrheiL, die sich notwendig
in dcr Rücksührung des Einzelnen, Zusälligen auf etwas Allgcmeines aus-
drückt und unabhängig isi vom ephemercn Wechsel der Obersläche, dieses wie
selbstversiändliche Erfaßisein des Künsilers vom Gegenstand aus seiner Tiefe
herauö isi der Grund, daß Daumiers Karikaturen nicht voni Allkag verbrancht
wurdcn, sondern mehr und mehr an innerer Geltung gewinnen und uns heute
viclleicht Wesentlicheres sagen als scinen Zeitgenossen, die in ihncn bezeichnen-
derweise mehr das unterhaltende Amüsement und hinker ihnen kaum den geni-
alen Künsiler erkanntcn. Daunüer hat als ersier die Karikatur monumentali-
siert, hat in ihr die Möglichkeiten größter Kunsi, die Form umfassenden Welk-
begreifeus gcfunden.
Er hat oft über die Last dicses Frondiensies gcklagk, denn seine Möglichkeiten
tvaren mit der Karikatur nicht erschöpft. Man hak nachgerechnek, daß er troh
der ungehcuren Zahl von fasi 5000 Lithographicn und Zeichnungen bei der
großen Schnelligkcit sciner Produktion gcnügcnd Zcit haben mußte, um das zu
volleuden, was ihn pcrsönlicher und wesentlicher berührke: sein malerisches
Wcrk. Was ihn bedrückte, war die ungerechte Verteilung dcr Akzente, denn
was wir heute als zusammcngehörige Einheit erlcben, war damals gctrennt,
der bekanntc Karikaturisi und der unbekannte Maler. Für Daumier selbsi war
der Ausdruck als Maler das Faktum seines Weltbildes, das nur äußerlich
durch dic Tagesarbeik ergänzt werden mußte, sür das er Rechtfertigung und
Ancrkennung suchte und Fnteresselosigkeit fand. Als man 1878 imter dcm
Vorsih Mctor Hugos zum Zweck matcricller Unterstühung eine Kollektiv-
aussiellung vcransialtete, ließen sich aus dem Ertrag nicht einmal die Uu-
kostcn decken. Ersi die Pariser Fahrhundert-Aussiellung und die Oeuvre-Aus-
siellung (igoi) dokumcntierten wirksam die Bedeutung, die Daumiers Dildern
znkommt.
Die Eiuheit des malcrischcn und graghischen Werkes, das man tresfcnd als eine
Volksausgabe des ersieren bezeichnet hak, ist mühelos aus der Gleichartigkeit
der Handschrift zu erkcnnen. Man fühlt sich eingcschalket in den gleichen
Stromkreis, in die glciche Schärfe der Schildcrung, in die gleiche Wahrheik
der Seele, und der Unterschied zwischcn beidcn Gruppen ist nur gualitativcr
Art. Rricht, daß die Karikatur schlechtcr wäre, aber das Bild ist für Daunüer
nnmittelbarer und ernster, es arbeitct in einer andcren Dimension. Das aber
heißt, daß die Bilder aus einer anderen, hcroischercn Anspannnng enksianden.
Bezcichnend dafür, daß
sich dic Lithographien lcicht
zu eiuer Eniwicklungsrcihc
zusammenfügcn, in der die
großen Eiappen dcs küust-
lcrischeu Fortschritts un-
ichwcr abzugrenzen sind.
Jm malcrischen Werk da-
gegen ist eine Gruppierung
dieser Art kaum möglich,
dcuu schou die früh daticr
Oolce niente
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Schichten des Daseins gelebt wird. Die seelische WahrheiL, die sich notwendig
in dcr Rücksührung des Einzelnen, Zusälligen auf etwas Allgcmeines aus-
drückt und unabhängig isi vom ephemercn Wechsel der Obersläche, dieses wie
selbstversiändliche Erfaßisein des Künsilers vom Gegenstand aus seiner Tiefe
herauö isi der Grund, daß Daumiers Karikaturen nicht voni Allkag verbrancht
wurdcn, sondern mehr und mehr an innerer Geltung gewinnen und uns heute
viclleicht Wesentlicheres sagen als scinen Zeitgenossen, die in ihncn bezeichnen-
derweise mehr das unterhaltende Amüsement und hinker ihnen kaum den geni-
alen Künsiler erkanntcn. Daunüer hat als ersier die Karikatur monumentali-
siert, hat in ihr die Möglichkeiten größter Kunsi, die Form umfassenden Welk-
begreifeus gcfunden.
Er hat oft über die Last dicses Frondiensies gcklagk, denn seine Möglichkeiten
tvaren mit der Karikatur nicht erschöpft. Man hak nachgerechnek, daß er troh
der ungehcuren Zahl von fasi 5000 Lithographicn und Zeichnungen bei der
großen Schnelligkcit sciner Produktion gcnügcnd Zcit haben mußte, um das zu
volleuden, was ihn pcrsönlicher und wesentlicher berührke: sein malerisches
Wcrk. Was ihn bedrückte, war die ungerechte Verteilung dcr Akzente, denn
was wir heute als zusammcngehörige Einheit erlcben, war damals gctrennt,
der bekanntc Karikaturisi und der unbekannte Maler. Für Daumier selbsi war
der Ausdruck als Maler das Faktum seines Weltbildes, das nur äußerlich
durch dic Tagesarbeik ergänzt werden mußte, sür das er Rechtfertigung und
Ancrkennung suchte und Fnteresselosigkeit fand. Als man 1878 imter dcm
Vorsih Mctor Hugos zum Zweck matcricller Unterstühung eine Kollektiv-
aussiellung vcransialtete, ließen sich aus dem Ertrag nicht einmal die Uu-
kostcn decken. Ersi die Pariser Fahrhundert-Aussiellung und die Oeuvre-Aus-
siellung (igoi) dokumcntierten wirksam die Bedeutung, die Daumiers Dildern
znkommt.
Die Eiuheit des malcrischcn und graghischen Werkes, das man tresfcnd als eine
Volksausgabe des ersieren bezeichnet hak, ist mühelos aus der Gleichartigkeit
der Handschrift zu erkcnnen. Man fühlt sich eingcschalket in den gleichen
Stromkreis, in die glciche Schärfe der Schildcrung, in die gleiche Wahrheik
der Seele, und der Unterschied zwischcn beidcn Gruppen ist nur gualitativcr
Art. Rricht, daß die Karikatur schlechtcr wäre, aber das Bild ist für Daunüer
nnmittelbarer und ernster, es arbeitct in einer andcren Dimension. Das aber
heißt, daß die Bilder aus einer anderen, hcroischercn Anspannnng enksianden.
Bezcichnend dafür, daß
sich dic Lithographien lcicht
zu eiuer Eniwicklungsrcihc
zusammenfügcn, in der die
großen Eiappen dcs küust-
lcrischeu Fortschritts un-
ichwcr abzugrenzen sind.
Jm malcrischen Werk da-
gegen ist eine Gruppierung
dieser Art kaum möglich,
dcuu schou die früh daticr
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