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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1929)
DOI Artikel:
Martin, Kurt: Der Maler Daumier
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0356

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Angeheilecr

Höhe des Spätstils, di'e 2"hre nach 1860, wo sich die Form nur noch in ele-
menLarcn Kurvcn und Spiralen als äußerste KlarheiL andeutek, erfnllk von Be-
wegtheik und doch wi'e geschmi'edek. Dazu tritt die zwi'ngendste Jllusi'on dcr
Farbc im Schwarz-Weiß, und der Pinsel malt in dieser letzten Reife so
energisch und jäh und mit so selbstverständlicher Kraft des Ausdrucks, daß es
scheint, als entstünde aus der Wucht unmittelbar gegenwärtiger Gegenwart
wie von selbst eine ewige Haltung.

Wenn es noch eines Beweiscs sür das Übergewicht des malerischen Werkes be-
dürfte, so läge cr in der Tatsache, baß Daumier keine Karikatnren gemalt
hak. Gewiß, auch im Bild wird das Mittel dcr Übertreibung, das bei Dau-
mier sehr oft ein Mittel zur Gewinnung der wcsentlichen Form ist, verwen-
det, allein es endek nie im Lachen, sondcrn in lcidenfchaftlichem, Lragifchem
Ernst. Damit kommen wir zur Welt der Themcn. Es fällt auf, daß Daumier
cinzelne Gebiete fast völlig übcrgeht: die Landfchaft, das Stilleben, den 2lkt
und das Selbstporträt. Begründet ist das, weil für ihn Nütur gleich Lebeu
ist, das ihu vor allem in sciner Äußerung als Bcwegung fesselt. Leben
abcr ist seelifche Wirklichkeit, die ihm am unmitkelbarsten im Menfchcn begeg-

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