Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0433
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Heft 6 (Märzheft 1929)
DOI article:Schenker, Heinrich: Eine Rettung der klassischen Musik-Texte: das Archiv für Photogramme in der National-Bibliothek, Wien
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Usrmstto.
zeichnen die WorLe der Mutter- und Vakersprache Begrifse und Dinge, die
uns allen i'm gleichen Si'nne bekannt sind.
In der Musik ist es anders. Wohl isL auch sie eine Sprache, doch frei von allem
Gegenständlichen, kcnnL sie sozusagen nur cine Schrifksprachc, nur die Tonsprache
der Genies als Vakersprache. Schon sich sclbst Gcsetz, InhalL nnd Form der
Musik zugleich, fchasfL die Tonsprache der Geuies von Schöpfnng zu Schöp-
fung immer neue TonworLe, lehrL die Kunst des SaHes, der Synthese, der
SchreibarL und der Ausführung — neben ihr bestehL in der Musik m'chLs,
was der MuLLersprache m der Wortsprache ähnelke. Auch die Werke der
TalenLe entbehren noch jeder kunstbindcnden und fortbildenden Krafk; sie ftel-
len nur ein Verdünncn von durch das Genie längsl besser Gedachtem und
Ausgeführtem vor. Daher: wer die Tonsprache der Genies nicht hörk, kcnnt
die Musik überhaupt noch nichk. Und darin ist auch der Grund gelegcn, wcs-
halb die breiten Massen sich die Werke der Genico bisher m'chL aneignen
konnten.
zeichnen die WorLe der Mutter- und Vakersprache Begrifse und Dinge, die
uns allen i'm gleichen Si'nne bekannt sind.
In der Musik ist es anders. Wohl isL auch sie eine Sprache, doch frei von allem
Gegenständlichen, kcnnL sie sozusagen nur cine Schrifksprachc, nur die Tonsprache
der Genies als Vakersprache. Schon sich sclbst Gcsetz, InhalL nnd Form der
Musik zugleich, fchasfL die Tonsprache der Geuies von Schöpfnng zu Schöp-
fung immer neue TonworLe, lehrL die Kunst des SaHes, der Synthese, der
SchreibarL und der Ausführung — neben ihr bestehL in der Musik m'chLs,
was der MuLLersprache m der Wortsprache ähnelke. Auch die Werke der
TalenLe entbehren noch jeder kunstbindcnden und fortbildenden Krafk; sie ftel-
len nur ein Verdünncn von durch das Genie längsl besser Gedachtem und
Ausgeführtem vor. Daher: wer die Tonsprache der Genies nicht hörk, kcnnt
die Musik überhaupt noch nichk. Und darin ist auch der Grund gelegcn, wcs-
halb die breiten Massen sich die Werke der Genico bisher m'chL aneignen
konnten.