noch nicht erreicht war. Allerdings ist es bis jetzt nur das materielle
Leben, das erhoben wurde, nicht das kulturelle, denn eine Linheit von
den materiellen und geistigen, das heißt seelischen Werten, konnte noch
kaum zum Formausdruck werden.
Ein Leben ohne den materiellen Nutzen der modernen Technik und
ohne ihren rastlosen Fortschritt kann nicht mehr gedacht werden. Obgleich
es somit fast den Anschein hat, als ob die Geistesrichtung unserer Zeit
eine rein intellektuelle sei, zeigt doch eine andere Seite unseres öffentlichen
Lebens, wie sehr wir von einem Schönheits bedürfnis beherrscht werden.
In allen künstlerischen Fragen besteht das größte Verlangen nach Bildung,
Betätigung und Entwicklung. Keine Zeit hat wohl so viel Gelegenheit
gegeben, Musik zu hören, so viele Kunstsammlungen, Theater und Kunst»
vereine gehabt, wie die heutige. Und unter allen Kunstgattungen ist
wieder die bildende Kunst — zu der ja auch die Architektur und das
Kunstgewerbe gehören — voran, was neben vielem anderen die übergroße
Anzahl der Kunstausstellungen und der Ieitschriften, die für dieses Gebiet
sorgen, beweisen. Aber trotzdem trägt das öffentliche Leben nicht die
Zeichen einer gereiften Kultur, weil die beiden Gebiete der Technik und
der Kunst sich kaum berühren, und zwar da am wenigsten berühren, wo
sie es am meisten sollten, nämlich im tzochbau und in den Erzeugnissen
der Großindustrie.
Der Architekt sucht für seine Bauten den ästhetischen Gehalt auch heute
noch meistens aus dem Formenschatz der vergangenen Iahrhunderte, ohne
die aussichtsvollen Hinweise, die die moderne Konstruktion für die Form-
gestaltung gibt, zu berücksichtigen, während der Ingenieur bei seinen
Bauten in Lisen das Interesse an der Konstruktion findet und in diesem
durch rechnerische Tätigkeit gewonnenen Vesultate sein Ziel erreicht zu
haben glaubt. Lbensowenig wird bei den Lrzeugnissen der Großindustrie,
die doch in immer größerem Maße Teile unserer Umgebung werden, die
Form anders als nach der billigsten tzerstellung und durch den Geschmack
des Werkmeisters bestimmt. So fallen unsere Blicke in der engeren wie
weiteren Umgebung überall auf Disharmonie. Auf der einen Seite Ro-
mantik suchende Formgebung, auf der andern Seite eine unseren heutigen
Bedürfnissen angepaßte, ohne Rücksicht auf ästhetische Form durchgeführte
Iweckerfüllung.
In den letzten Iahren hat sich eine neue gewerbliche Kunst entwickelt,
deren ernstes Streben und deren geschmacklicher Wert nicht bezweifelt
werden kann. Diese Neubelebung der angewandten Künste ist das erfreu-
lichste Zeichen für die ästhetische Produktionskraft unserer Ieit. Um so be--
daüerlicher ist es, daß die beiden wichtigen Interessengebiete, das der Kunst
und das der Technik, unüberbrückt nebeneinanderliegen und durch diesen
Dualismus unsere Zeit nicht die Linheitlichkeit in rhrer Formerscheinung
gewinnt, die die Bedingung und das Zeugnis zugleich für einen Stil
ist, denn unter Stil verstehen wir doch nur den einheitlichen Form-
ausdruck, den die gesamten Geistesäußerungen einer Lpoche ergaben. Die
Einheitlichkeit in den sämtlichen Erscheinungen, nicht aber der besondere oder
gar absonderliche Charakter eines Kunstwerkes ist das Ausschlaggebende.
Von seiten der neubelebten angewandten Kunst wird dadurch die Neigung
zu einer solchen Linheitlichkeit bekannt, daß das konstruktive Moment
für jedes Erzeugnis als eine formbeeinflussende Ligenschaft geschätzt wird.
Der Ingenieur dagegen hat sich gleichschreitend mit dem Aufschwung
2t?
Leben, das erhoben wurde, nicht das kulturelle, denn eine Linheit von
den materiellen und geistigen, das heißt seelischen Werten, konnte noch
kaum zum Formausdruck werden.
Ein Leben ohne den materiellen Nutzen der modernen Technik und
ohne ihren rastlosen Fortschritt kann nicht mehr gedacht werden. Obgleich
es somit fast den Anschein hat, als ob die Geistesrichtung unserer Zeit
eine rein intellektuelle sei, zeigt doch eine andere Seite unseres öffentlichen
Lebens, wie sehr wir von einem Schönheits bedürfnis beherrscht werden.
In allen künstlerischen Fragen besteht das größte Verlangen nach Bildung,
Betätigung und Entwicklung. Keine Zeit hat wohl so viel Gelegenheit
gegeben, Musik zu hören, so viele Kunstsammlungen, Theater und Kunst»
vereine gehabt, wie die heutige. Und unter allen Kunstgattungen ist
wieder die bildende Kunst — zu der ja auch die Architektur und das
Kunstgewerbe gehören — voran, was neben vielem anderen die übergroße
Anzahl der Kunstausstellungen und der Ieitschriften, die für dieses Gebiet
sorgen, beweisen. Aber trotzdem trägt das öffentliche Leben nicht die
Zeichen einer gereiften Kultur, weil die beiden Gebiete der Technik und
der Kunst sich kaum berühren, und zwar da am wenigsten berühren, wo
sie es am meisten sollten, nämlich im tzochbau und in den Erzeugnissen
der Großindustrie.
Der Architekt sucht für seine Bauten den ästhetischen Gehalt auch heute
noch meistens aus dem Formenschatz der vergangenen Iahrhunderte, ohne
die aussichtsvollen Hinweise, die die moderne Konstruktion für die Form-
gestaltung gibt, zu berücksichtigen, während der Ingenieur bei seinen
Bauten in Lisen das Interesse an der Konstruktion findet und in diesem
durch rechnerische Tätigkeit gewonnenen Vesultate sein Ziel erreicht zu
haben glaubt. Lbensowenig wird bei den Lrzeugnissen der Großindustrie,
die doch in immer größerem Maße Teile unserer Umgebung werden, die
Form anders als nach der billigsten tzerstellung und durch den Geschmack
des Werkmeisters bestimmt. So fallen unsere Blicke in der engeren wie
weiteren Umgebung überall auf Disharmonie. Auf der einen Seite Ro-
mantik suchende Formgebung, auf der andern Seite eine unseren heutigen
Bedürfnissen angepaßte, ohne Rücksicht auf ästhetische Form durchgeführte
Iweckerfüllung.
In den letzten Iahren hat sich eine neue gewerbliche Kunst entwickelt,
deren ernstes Streben und deren geschmacklicher Wert nicht bezweifelt
werden kann. Diese Neubelebung der angewandten Künste ist das erfreu-
lichste Zeichen für die ästhetische Produktionskraft unserer Ieit. Um so be--
daüerlicher ist es, daß die beiden wichtigen Interessengebiete, das der Kunst
und das der Technik, unüberbrückt nebeneinanderliegen und durch diesen
Dualismus unsere Zeit nicht die Linheitlichkeit in rhrer Formerscheinung
gewinnt, die die Bedingung und das Zeugnis zugleich für einen Stil
ist, denn unter Stil verstehen wir doch nur den einheitlichen Form-
ausdruck, den die gesamten Geistesäußerungen einer Lpoche ergaben. Die
Einheitlichkeit in den sämtlichen Erscheinungen, nicht aber der besondere oder
gar absonderliche Charakter eines Kunstwerkes ist das Ausschlaggebende.
Von seiten der neubelebten angewandten Kunst wird dadurch die Neigung
zu einer solchen Linheitlichkeit bekannt, daß das konstruktive Moment
für jedes Erzeugnis als eine formbeeinflussende Ligenschaft geschätzt wird.
Der Ingenieur dagegen hat sich gleichschreitend mit dem Aufschwung
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