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Kunstwart und Kulturwart — 27,3.1914

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Heft 14 (2. Aprilheft 1914)
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Lose Blätter
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14289#0141

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„An Sie, — wieso?"

„Daß ich allein bin!"

„Sie — allein!?«

„Das ich ganz allein bin!"

„Herr" — er blickte unruhig in die Dunkelheit ringsum. „Herr, Er
sagt, nach dem Gebot müssen wir handeln, nicht nach unserer Sehnsucht
nach Menschen. Oh, glauben Sie. .

„Aber, wenn Er dich geschickt hätte?"

Er ließ meine tzände los. „Zu wem?"

„Zu mir!"

Verständnislos starrte er mich durch die Dunkelheit an. „Zu Ihnen?"

„Ia. Damit du Ihn mir zeigest."

Er erschrak, daß er zitterte.

„Denn du kennst Ihn schon, ich aber kenne Ihn nicht."

„tzerr," sagte er mit trostloser Stimme und an allen Gliedern bebend,
und riß sich den tzut vom Kopf, „tzerr, — tzerr, dessen wäre ich nicht
würdig!"

„Du mußt es sein!"

„Nein, tzerr, — dessen bin ich nicht würdig!«

„And wenn Er anch deine Mutter geschickt hätte, um mir. .

„tzerr,^ flüsterte er, sich wie ein Blitz auf mich stürzend, „gehen wir!
Gehen wir schnell! Ietzt wird alles klar! Denn Sie sind es, der mir und
der Mutter geschickt ist! Der, . . . oh!" An mir niedergleitend, rasend,
sank er auf die Erde. „Oh, tzerr Iesus Lhristus!" rief er atemlos in den
tzimmel, „ich danke dir! Ich danke dir!^ —

„Frau tzolbein," sagte ich, mit Axel eintretend, derweil sie noch immer
in der Küche saß, „da ist er! And in Zukunft wird es so sein: verfügen
Sie über alles, was da im tzause und draußen ist, wie Sie wollen, Sie
sind eine brave, liebe Frau, der ich vertraue, von fester Arbeit und goldener
Rechtschaffenheit, die Ordentliches leistet, schon lange wünschte ich mir
eine solche tzausbesorgerin wie Sie, und darum: fragen Sie mich um nichts,
schalten Sie nach Gutdünken; was Sie anschaffen, wird wohlgetan sein!"

Ich sah einen Blick ungläubigen, totenbleichen Erstaunens, ich sah einen
Blick kindlichster, gottsuchendster Liebe, — den einen in Frau tzolbeins,
den anderen in Axels Augen, — aber, erst, wie ich schon vor der Tür
war, das Schönste: Frau tzolbein zog weinend das Kind an sich!

And heute hat sich das Wunderbare ereignet: Frau tzolbein stellte früh-
morgens einen Strauß Astern auf den Tisch.

Vom tzeute fürs Morgen

Ostern

HVlles Stoffliche hat ein und das«
^selbe Begehren: es selbst zu blei-
ben, zu beharren. Kali will Kali,
Schwefel will Schwefel bleiben. Die
Stoffe wollen nie über sich selbst
hinaus, sondern nur zu sich selbst
zurück, um in träger Ruhe nichts

als sie selbst zu sein; sie bedürfen
zu ihrem Dasein nichts als sich selbst.
Der Idealzustand für sie wäre, daß
sie jeder für sich das Ganze wären
und daß überhaupt nichts geschähe.
Dadurch erhielten sie sich am sicher«
sten — träg und beharrend.

Verhält es sich aber so, dann
 
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