sage von ehedem sucht und einen
muffigen tzäuserdurchgang findet.
So vergeht der Ruhm der Welt:
wo früher sich das „mondäne Le--
ben" abrollte) versucht zwar heute
noch augenzwinkernd der Portier des
anatomischen Museums uns, „Da-
men apart, Herren apart", zur Be-
sichtigung verbildeter Nuditäten ein-
zuladen, aber das Publikum vom
Anteroffizier abwärts folgt nicht
mehr. Es schlurcht ein bißchen ge-
langweilt an den lebenden Wachs-
bildern vorüber, die der Kientopp
zur endgültigen Leblosigkeit verur-
teilt hat, sieht ein mechanisches Kla-
vier vor lauter Musik rot aufglühen,
hat erleben müssen, wie die Auto-
maten und Wahrsagemaschinen eine
nach der andern verschwanden . . .
und weiß wohl nur zum geringsten
Teil, daß hier ein Stück nunmehr
schon „alten" Berlins abstirbt und
vielleicht eines Tages nicht mehr
da sein wird. Ignaz Wrobel
Mode, Eitelkeit und Natur
ie Vereine für Vogelschutz mühen
sich zusammen mit allen Freun-
den der Natur, um unsre gefieder-
ten Freunde vor dem Untergang zu
bewahren. Die Mode fordert da-
gegen mehr und mehr „tzutputz" aus
der Vogelwelt! So wurde tatsäch-
lich in der „Neuen Welt" zu Berlin
ein Damenwettbewerb ausgeschrie-
ben für das Lragen des größten
und schönsten Kronen- und Paradies-
reiherstutzes. Rnd damit die Iagd
nach diesem „Schmuck" eine möglichst
weitgehende werde, wurden drei bare
Geldpreise von 60, und 30 Mark
nebst verschiedenen Trostpreisen aus-
gesetzt. Das ist eine Verirrung der
Mode, gegen die alle angehen soll-
ten, die noch einen Funken Liebe für
unsre Natur übrig haben. — Wenn
es nun wirklich nicht mehr ohne
Beiher gehen sollte, wenn unsre
Frauenwelt durchaus erpicht auf
diese Zierde bleibt, die das Ausrot-
ten der langbeinigen Sippe herbei-
sühren muß, so sollte man wenigstens
das tun, was man auf der Iagd
nach den Straußenfedern seinerzeit
durch die Anlage großer Straußen-
sarmen erfolgreich unternahm. Viel-
leicht wird es doch auch gelingen,
an geeigneten Stellen Beiherzucht-
anstalten anzulegen.
Eitelkeit treibt aber auch den,
der, männlichen Geschlechts, jeden
Vogel herunterknallen muß, der ihm
vor die Büchse kommt. So berichtete
kürzlich eine große Berliner Tages-
zeitung, natürlich mit dem Bilde des
„glücklichen" Schützen, wie ein rie-
siger Steinadler im Löwenbrucker
Forst in der Mark erlegt sei, und
fügt hinzu, daß der Steinadler in
den tzochalpen zu tzause sei und nur
selten in das Flachland komme. Ia,
weshalb muß denn solch ein „Natur-
denkmal" gleich heruntergeknallt wer-
den, warum muß es „als seltene
Trophäe" das Iägerheim „schmük-
ken", wer gibt jedem, der einen sol-
chen Beherrscher der Lüste dahin-
segeln sieht, das Recht, in jedem
Einzelfalle sein Vernichtungswerk
vorzunehmen? Vor solch „passio-
nierten" Schießern findet kein ge-
flügeltes Wesen Gnade. Nur die
Eitelkeit, sich mit der seltenen Beute
zu brüsten, lenkt das Rohr des
Schützen, der doch die Iagd hegen
und pflegen sollte! Wir mindern
mutwillig unsern Besitzstand an
Vögeln, den unsre Nachfahren bitter
büßen müssen. E. Roth
Änzeigen als Anzeichen 30
Aus einer Wiener Zeitung:
262
muffigen tzäuserdurchgang findet.
So vergeht der Ruhm der Welt:
wo früher sich das „mondäne Le--
ben" abrollte) versucht zwar heute
noch augenzwinkernd der Portier des
anatomischen Museums uns, „Da-
men apart, Herren apart", zur Be-
sichtigung verbildeter Nuditäten ein-
zuladen, aber das Publikum vom
Anteroffizier abwärts folgt nicht
mehr. Es schlurcht ein bißchen ge-
langweilt an den lebenden Wachs-
bildern vorüber, die der Kientopp
zur endgültigen Leblosigkeit verur-
teilt hat, sieht ein mechanisches Kla-
vier vor lauter Musik rot aufglühen,
hat erleben müssen, wie die Auto-
maten und Wahrsagemaschinen eine
nach der andern verschwanden . . .
und weiß wohl nur zum geringsten
Teil, daß hier ein Stück nunmehr
schon „alten" Berlins abstirbt und
vielleicht eines Tages nicht mehr
da sein wird. Ignaz Wrobel
Mode, Eitelkeit und Natur
ie Vereine für Vogelschutz mühen
sich zusammen mit allen Freun-
den der Natur, um unsre gefieder-
ten Freunde vor dem Untergang zu
bewahren. Die Mode fordert da-
gegen mehr und mehr „tzutputz" aus
der Vogelwelt! So wurde tatsäch-
lich in der „Neuen Welt" zu Berlin
ein Damenwettbewerb ausgeschrie-
ben für das Lragen des größten
und schönsten Kronen- und Paradies-
reiherstutzes. Rnd damit die Iagd
nach diesem „Schmuck" eine möglichst
weitgehende werde, wurden drei bare
Geldpreise von 60, und 30 Mark
nebst verschiedenen Trostpreisen aus-
gesetzt. Das ist eine Verirrung der
Mode, gegen die alle angehen soll-
ten, die noch einen Funken Liebe für
unsre Natur übrig haben. — Wenn
es nun wirklich nicht mehr ohne
Beiher gehen sollte, wenn unsre
Frauenwelt durchaus erpicht auf
diese Zierde bleibt, die das Ausrot-
ten der langbeinigen Sippe herbei-
sühren muß, so sollte man wenigstens
das tun, was man auf der Iagd
nach den Straußenfedern seinerzeit
durch die Anlage großer Straußen-
sarmen erfolgreich unternahm. Viel-
leicht wird es doch auch gelingen,
an geeigneten Stellen Beiherzucht-
anstalten anzulegen.
Eitelkeit treibt aber auch den,
der, männlichen Geschlechts, jeden
Vogel herunterknallen muß, der ihm
vor die Büchse kommt. So berichtete
kürzlich eine große Berliner Tages-
zeitung, natürlich mit dem Bilde des
„glücklichen" Schützen, wie ein rie-
siger Steinadler im Löwenbrucker
Forst in der Mark erlegt sei, und
fügt hinzu, daß der Steinadler in
den tzochalpen zu tzause sei und nur
selten in das Flachland komme. Ia,
weshalb muß denn solch ein „Natur-
denkmal" gleich heruntergeknallt wer-
den, warum muß es „als seltene
Trophäe" das Iägerheim „schmük-
ken", wer gibt jedem, der einen sol-
chen Beherrscher der Lüste dahin-
segeln sieht, das Recht, in jedem
Einzelfalle sein Vernichtungswerk
vorzunehmen? Vor solch „passio-
nierten" Schießern findet kein ge-
flügeltes Wesen Gnade. Nur die
Eitelkeit, sich mit der seltenen Beute
zu brüsten, lenkt das Rohr des
Schützen, der doch die Iagd hegen
und pflegen sollte! Wir mindern
mutwillig unsern Besitzstand an
Vögeln, den unsre Nachfahren bitter
büßen müssen. E. Roth
Änzeigen als Anzeichen 30
Aus einer Wiener Zeitung:
262