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Kunstwart und Kulturwart — 37,1.1923-1924

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Heft 1 (Oktoberheft 1923)
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Gedichte von Ferdinand Avenarius
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https://doi.org/10.11588/diglit.14439#0037

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Hätt' er, drittens, einen Mäzen gefunden
Oder einen Klüngel mit slanrmenden Munden.

Kann sein. . . ich vermute. . . aber hinieden. .

Besucher post mortem, laß mich in Frieden!

Ruhm II

Aber ach, auch im Alter der Ruhm
Ist leider kein seelisches Heiligtum.

Was dir die Vielen von außen geben,

Putzend zwar kann das an dir kleben,

Trägst du's aber mit Stolz herum,

Sagen die Gescheiten: nein, ist der dumm.

Denn dabei bleibt es früh und spät:

Voran geht nur, wer einsam geht.

Ein Traum

Du mein Sohn, der niemals mir geboren,

Warst in meinem Traum ein Achtzehnjähr'ger:

Schön- und Starkheit hatten wir getrunken
Wegesher zum heiß ermühten Gipfel,

Und nun lagerten wir froh am Saume,

Stolz und einsam über allen Menschen.

Äber unserm Scheitel strahlt' die Sonne.

Deinen Kopf in meinem Schoßs hielt ich,

Änter meinem Auge strahlte deines

Licht in meins. Da schwand um uns das Sein — da

küßten sich befruchtend unsre Blicke,

Und ich wußt' es: Ahnengeister wandeln
Durch mein Aug' aus Ilrzeit jetzt in deines —

Wie ich aufsah, war der blaue weite
Tageshimmel überblüht von Sternen.

Du mein Sohn, auf sprangst du frisch vom Boden:
„Vater, riefst du, alle kämpfen drunten —

Alter Kämpfer, komm! Wo sie am schwersten
Ringen, dorthin komm! Dich trifft der Schwertstreich,
Dann wirf weg den Leib, den schlechten Mantsl,
Meiner bleibt, du kämpfst in meinem weiter,

Vater, komm, jetzt bin zum Kamps ich reif!"

Der Dämon

Du stehst im Dunkel, ich im Tageslicht,

Ich fühle dich, — jedoch ich seh dich nicht,

Rnd fürchte dich, denn trittst du vor, zerbricht,

Was fest mich hielt im Weg der Menschenpflicht.

Da plötzlich zuckt es her zu mir und lähmt
Mein Tagewerk, daß meine Pflicht sich schämt.

Ich wehr dir, daß der arme Kopf mir raucht,

Da bist du schon in Nacht zurückgetaucht.
 
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