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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Häberle, Daniel: In der Pfälzer Rheinebene
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0041

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ön der Pfäher Rheinebene
Von Daniel Häberle-Heidelberg
Mit 9 Abbildungen ^

Wenn der Bewohner der Mittelpfalz oder des Westrichs „aufs Land
macht", dann hat er als Reifeziel die Vorderpfalz, d. h. den Pfälzer Anteil an
der Oberrheinifchen Tiefebene im Auge; in dieser Bezeichnung kommt auch der
Gegensatz zwischen Gebirge und Ebene, zwischen geschloffenem Waldgebiet und
offenem Kulturland zum Ausdruck. Aus dem Stromgebiet des Rheins steigt
die mit fruchtbaren Feldern, üppigen Wiesen und ausgedehnten Waldungen
bedeckte Ebene in einer Längserstreckung von etwa 80 stm und in einer Breite
von etwa 20stm allmählich gegen Westen zur weinberühmten Haardt an. Mit
etwa 1500 gtzm Fläche gehört dieses Flachland zu den am deutlichsten ausge-
prägten natürlichen Landschaften der Pfalz. Im Westen bilden über den
steilanstrebenden Hängen der Haardt die langgezogenen, in Blau getauchten
Höhen des Pfälzerwaldes einen stimmungsvollen Rahmen, im Osten gibt
die Stromrinne des Rheins den natürlichen Abschluß, nach Norden und Süden
dagegen fehlen naturgegebene Grenzen: weit und ungehindert schweift hier
der Blick über das flache Land. In dieser Begrenzung reicht der Pfälzer
Anteil an der Ebene von der Wieslauter im Süden bis zur Ifenach bzw. bis
zum Eisbach im Norden, also in politisch-geographischem Sinne von der
elsäffischen bis zur hessischen Grenze, und deckt sich somit mehr oder weniger
mit dem alten Speyer- und Wormsgau.
Es gibt ja genug Leute, die in unserer Rheinebene nichts Anziehendes zu
finden wissen; manchem flößt das sich weithin dehnende Flachland mit seinen
regelmäßig eingeteilten Feldfluren sogar ein Gefühl der Oede und Leere ein.
Ein flüchtiger Beobachter wird vielleicht nur ein reizloses, einförmiges Land
sehen; die ästhetischen Empfindungen sind bekanntlich subjektiv verschieden und
waren im Laufe der Iahrhunderte auch manchen Wandlungen unterworfen.
Gewiß gibt es Landschaften in der Pfalz, die abwechslungsreicher und schöner
sind als unsere Ebene. Wer aber einmal in sie eindringt, den tieferen Sinn
der Landschaft versteht und ihren Pulsschlag fühlt, der wird eine große
Mannigfaltigkeit in dieser anscheinend eintönigen Weite entdecken. Denn auch
die Ebene hat ihre eigenen Reize, und wer sie offenen Auges durchwandert und
sie liebevoll betrachtet, wird einen steten Wechsel in ihrem Bilde und auch
manche Eigenart und sogar Schönheit finden, an denen andere achtlos vor-
übergehen.
Das Land zwischen Rhein und Gebirge bietet keineswegs immer dasselbe
Bild, es wechselt strichweise deutlich sein Aussehen. Eine ganze Reihe von
i Die Druckstöcke zu den Abbildungen wurden in entgegenkommender Weise von
der Oberpvstdirektion in Speyer, dem Pfälzischen Verkehrsverbanö in Ludwigs-
hafen a. Rh. und dem Hauptvorftanö des Pfälzerwald-Pereins in Neustadt a. H. zur
Verfügung gestellt.

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