Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

DOI Artikel:
Kintz, J. Ph. A.: Maultier- und Eseltreiberei in Heidelberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Maultier- und Eseltreibern in Heidelberg
Von I. PH. A. Kintz - Heidelberg

Die Zeiten, in denen in Heidelberg Esel und Maultiere im Dienste des
Fremdenverkehrs Verwendung fanden, sind längst dahin. Nur wenige alte
Heidelberger können sich aus der Anschauung noch daran erinnern. Mit der
Verflachung des Begriffes Mensch als Einzelner und die Ersetzung des Ein-
zelnen durch die Masse im Fremdenverkehr ist an Stelle des den Einzelnen
befördernden Lasttieres das die Massen befördernde Fahrzeug von immer
größeren Dimensionen getreten.
Im folgenden soll an Hand der uns erhaltenen Gemeindeakten versucht
werden, ein zusammenfassendes Bild über die ein für allemal ausgestorbene
Verkehrsromantik des Maultier- und Efelbetriebes zu geben.
Auf die Bitten der Heidelberger Bevölkerung hin wurde durch eine Ver-
fügung vom 25. April 1856 zum Bericht über Verwendung von Pferden für
Bergpartien aufgefordert. Es wurde festgeftellt, daß solche zu dem genannten
Zweck in Heidelberg nicht zu haben seien. Einige Tage später, am 30. April
1856, meldete Friedrich Hofstetter seine Bitte um Erteilung der Erlaubnis zur
Haltung zweier Maultiere „zur Bedienung der Fremden" an. Einige Wochen
später trat August Wolf mit der Bitte auf, ihm die Auswahl beliebiger Plätze
zur Aufstellung weiterer Maultiere zu überlassen. Der Gedanke hatte demnach
Anklang gefunden und den Mut geschaffen, daraus ein Geschäft zu machen.
Zur endgültigen Ordnung eines geregelten Verkehrs wandte sich der genannte
Wolf an das Bezirksamt, welches seine Bitte mit folgender Begründung be-
fürwortete: Dem Gesuch des Wolf wird stattgegeben, denn „das Zeugnis
eines unbescholtenen Leumunds können wir dem Rubrikanten ebensowenig
versagen, als die Anerkennung seines Strebens, in redlicher und anständiger
Weise sich und seine Familie zu ernähren".
Zwei Iahre später beschwert sich derselbe Wolf darüber, daß „der Hof-
stetter und Heckner sich miteinander unterredet haben, ihm darum zu bringen
und daß sie gleich an das Oberamt gingen und ihn verleimten". Es war näm-
lich durch die Aufstellung von immer mehr Tieren die Frage der Halteplätze
eine immer schwierigere geworden. Der eigentliche Standplatz für Saumtiere
war das Klingentor. Wolf bezeichnet den Platz in der Anlage (es war dies
die Höhe der heutigen Schiehtorftraße), an dem die Konkurrenz neuerdings
Esel aufgestellt habe, als „Verderben für seinen Betrieb, da die Leute dort
abgefangen würden". Was in dem „Badischen Hof" sei, gehe die Sandgasse
hinauf und würde dort ebenfalls abgefangen und was in der Stadt sei, ginge
den Burgweg hinauf, so daß er völlig brach liege. Er bitte daher, man möge
ihm gestatten, auf dem Kornmarkt Tiere aufzustellen und fügt hinzu, nachdem
er schon 1 Gulden und 3 Kreuzer Sporteln habe zahlen müssen und noch keinen
Tarif vom Oberamt erhalten hätte, bitte er höflichst darum. Die Erlaubnis,
sich mit seinen Tieren auf dem Kornmarkt aufzustellen, wurde ihm mit der Be-

188
 
Annotationen