Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

DOI Artikel:
Derwein, Herbert: Jacob Ringers Stich "Heidelberg 1786"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0032

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
«öacob Ringers Ltich „Heidelberg 178b"

Schwere Einbußen erlitt in den letzten Iahren das Landschaftsbild Heidel-
bergs. Vor allem. — das Stauwehr am Karlstor ist nun Tatsache geworden,
träger flieht heute der Neckar, eingezwängt in seinem ihm zugemessenen Bette.
Aber auch die alte Brücke ist erhalten geblieben, wenn sie auch manche Ein-
grisse erdulden muhte. And die Sorge, die lange die Gemüter um dies Wahr-
zeichen der Stadt bewegte, hat das unvergleichliche Bauwerk nur noch tieser
im Herzen der Heidelberger verankert. So findet vielleicht gerade jetzt der
Stich Ringers besonderes Interesse, zeichnet er uns doch Heidelberg in dem
Augenblick, als die alte Brücke nach den Plänen des Baumeisters Matthias
Mayer erbaut wurde. Schon sind zwei Brückenbogen vollendet. Außerdem
ragen aus dem Wasser die alten Pfeiler, die die frühere, 1784 vom Eisgang
fortgerissene Holzbrücke getragen hatten. Sie wurden, wenn auch viele Steine
durch neue ersetzt werden muhten, zugleich die Träger der neuen Steinbögen.
Der Wert des Ringerschen Stiches soll gewiß nicht überschätzt werden.
Anschwer findet man kleine Verzeichnungen und Verschiebungen, — das Bild
ist mehr liebenswürdig als bedeutend. Aber schon darum, weil wir nur wenig
Gesamtansichten Heidelbergs aus dem 18. Jahrhundert haben, lohnt sich die
Reproduktion reichlich.
Hervorgehoben seien die wichtigsten Bauten, soweit sie heute nicht mehr
vorhanden sind. Zu Füßen des Schlosses, nahe am Karlstor, ragt der düstere
Gebäudekomplex des Karmeliterklosters, 1701 erbaut. Seine Bedeutung als
fürstliche Totenstätte deutet der Aufsatz „Heidelberger Begräbniswesen in
früheren Zeiten" an. Weiter westlich, am jetzigen Karlsplatz, lag das
Franziskanerkloster, dessen spitzer Dachreiter genau in der Mitte zwischen dem
Kirchturm der Karmeliterkirche und dem Dachreiter auf Heiliggeist zu finden
ist. Aeber den Brückentürmen reckt sich der Mitteltorturm empor, der sich bis
1827 am Aniversitätsplatz erhob und Alt- und Vorstadt trennte. Weiter ist
das Dominikanerkloster dicht über dem Myrstall zu erwähnen, — es lag dort,
wo sich heute die Anatomie befindet.
Leider mußte der Stich im verkleinerten Maßstab wiedergegeben werden.
Entnommen ist er dem Buche F. P. Wundts „Beiträge zu der Geschichte der
Heidelberger Aniversität", 1786. H.D.

16
 
Annotationen